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Piccola Sicilia

Spiegel-Bestseller
Roman

**** 19 Bewertungen

(Autor)

Buch | Softcover
624 Seiten
2018 | 7. Auflage
Fischer Taschenbuch (Verlag)
978-3-596-70162-9 (ISBN)
CHF 25,90 inkl. MwSt
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lt;p>Nach dem großen Bestseller-Erfolg von »Bella Germania« jetzt endlich der neue Roman von Daniel Speck!

Was, wenn deine Familie in Wahrheit eine andere ist?
Ein sonniger Herbsttag auf Sizilien. Schatztaucher ziehen ein altes Flugzeug aus dem Meer. Die deutsche Archäologin Nina findet auf der Passagierliste ihren Großvater Moritz, der seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galt - das große Geheimnis ihrer Familie. Seine Abwesenheit hat eine Wunde hinterlassen, die über drei Generationen reicht. Überraschend begegnet Nina auf Sizilien einer fremden Frau, die behauptet, Moritz' Tochter zu sein. Hatte er eine zweite Familie?

Tunis, 1942. Das bunte italienische Einwandererviertel "Piccola Sicilia". Drei Religionen leben in guter Nachbarschaft zusammen,? ?bis der Krieg das Land erreicht. Im Grand Hotel Majestic begegnet der deutsche Soldat Moritz der faszinierenden Jüdin Yasmina und dem Pianisten Victor. Als die Nazis Victor gefangennehmen, riskiert Moritz alles, um ihm zur Flucht zu verhelfen. Doch nicht nur Victor, sondern auch Moritz hat Gefühle für Yasmina. Er verstrickt sich in eine Leidenschaft, die sein Schicksal für immer verändern wird.

Drei Frauen aus drei Kulturen und eine Liebe, die alle Grenzen überwindet. Inspiriert von einer wahren Geschichte.

»Eine fesselnde Geschichte, brillant erzählt und ein so wichtiger Kommentar zur Gegenwart.« Süddeutsche Zeitung

Daniel Speck, 1969 in München geboren, führt uns mit seinen Romanen durch Epochen und Mentalitäten zu uns selbst. Auf Reisen findet er Geschichten, Orte und Menschen, deren Schicksale ihn zu Geschichten inspirieren. Der Autor studierte Filmgeschichte in München und verfasste Drehbücher, für die er mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Seine Romane sind allesamt Bestseller und finden höchste Anerkennung bei Kritik und Leserschaft. ›Bella Germania‹ wurde als Dreiteiler prominent verfilmt. Mit den Bestsellern ›Piccola Sicilia‹ und ›Jaffa Road‹ zeichnet Daniel Speck ein vielstimmiges Panorama und baut Brücken zwischen den Kulturen. www.danielspeck.com

(...) mehr als nur eine spannend erzählte Familiengeschichte, mehr als nur ein historischer Roman Bayerischer Rundfunk 20180930

(...) mehr als nur eine spannend erzählte Familiengeschichte, mehr als nur ein historischer Roman

Er [Speck] wechselt die Perspektive, erzählt von Krieg, Flucht und Neuanfang – und gibt damit einen wichtigen Kommentar zur Gegenwart

Gefühlvolles Drama zwischen Deutschland, Sizilien und Tunesien.

Speck zündet ein Feuerwerk der Gefühle, malt schöne Landschaften und interessante Biografien und verwebt alles zu einem atemlos spannenden Familienroman.

Die vermeintlich bekannten Narrative zu hinterfragen, dazu fordert dieses Buch auf.

Dies [ist] nicht nur die Geschichte einer Liebe, die Grenzen überwindet, sondern auch ein Stück Geschichte, das aktueller kaum sein könnte.

Speck besitzt das Talent, eine Geschichte so farbenfroh zu erzählen, dass nach der Lektüre der Eindruck bleibt, man habe einen Film gesehen.

ein Sammler von Geschichten, die er in neue Geschichten kleidet, sie ausschmückt und zu einem Teppich voller Dramatik und Spannung, voller Gefühl und Poesie verwebt.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Fischer Taschenbücher
Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 642 g
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Afrikafeldzug • Anspruchsvolle Literatur • Bella Germania • Bestseller • Bestseller-Autor • Casablanca • Familiensaga • Fortsetzung von Piccola Sicilia • Fotograf • Frauenschicksal • friedliches Zusammenleben der Religionen • Generationenroman • Geschenk • Hotel Majestic • Jaffa Road • Kriegsberichterstatter • Kriegsfotograf • Kriegsreporter • Liebe • Sizilien • Terra Mediterranea • Tunesien • Tunis • verschollen • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-596-70162-7 / 3596701627
ISBN-13 978-3-596-70162-9 / 9783596701629
Zustand Neuware
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5 Tragische Lebensgeschichte

von (Lemwerder), am 24.03.2020


Der Roman „Piccola Sicilia“ von Daniel Speck ist ein Familienroman.
Er wechselt die Perspektiven über Krieg, Flucht und die Gegenwartsnah. Der Roman wechselt zwischen Deutschland und Tunesien.

1942 gibt es in Tunis viele Einwanderer aus Italien, meist Juden.
Die Archäologin Nina hat in ihrer Kindheit nie etwas über ihren Großvater erfahren, die Großmutter sagt er ist nicht tot, er ist verschollen. Viele Jahre später findet sie seinen Namen Moritz Reinke auf der Passagierliste des letzten deutschen Flugzeuges, das Tunis verließ.
Sie trifft eine geheimnisvolle Frau, die behauptet, das Moritz auch ihr Vater ist.
Wir erfahren was Moritz in Tunis erlebte.

Daniel Speck gibt dieser Liebesgeschichte eine interessante Kulisse. Die Emotionen aller Personen hat er realistisch eingefangen. Seine Sprache ist fesselnd.

5 Familien miteinander verknüpft

von , am 24.10.2018

Meine Meinung zum Buch:
Mir hat der Schreibstil, der sehr lebendig und detailgetreu ist, sehr gut gefallen. Als Leser kann man sich fallen lassen und ist plötzlich mitten im Geschehen. Die Rahmengeschichte von Nina hat mir nicht ganz so gut gefallen, da mir von Nina als Charakter zu wenig gezeigt wurde. Sie war stets verschlossen, auch gegenüber Joelle. Von ihrer Scheidung hat sie kurz erzählt und das kurze Aufflackern ihrer Beziehung zu Patriece, viel mehr hat sie nicht von sich und ihrem vorigen Leben und ihrer Familie preisgegeben. Gerade dieser Aspekt, wie Nina aufgewachsen ist, mehr darüber, wie sie ihre Mutter und ihre Großmutter erlebt hat, hätte ich spannend gefunden. Joelle ist aufgrund ihres Charakters offener, sie erzählt gerne und ausschweifend und hat auch Nina einen guten Einblick in das Leben von Moritz und wie es sich langsam mit dem Leben von Yasmina und Joelle verknüpft hat, gegeben.
Zahlreiche Zitate zu Beginn der Kapitel und auch zwischendurch waren treffende Sätze, die ich mir während des Lesens notieren musste und die zu weiteren Denkansätzen verleiten. Dies finde ich an Büchern besonders schön, wenn es gelungen ist, dass das Buch auch nach dem Lesen noch weiterwirkt und beschäftigt. Das ist bei „Piccola Sicilia“ auf alle Fälle gegeben.
Die Kriegssituation wurde auch von mehreren Seiten und von unterschiedlichen Nationalitäten aus gemeinsam betrachtet. Interessant war hier vor allem, wie sich die Menschen in Notsituationen verändern. Manche werden dadurch stärker, andere werden zu Mitläufern. Vor allem die persönliche Entwicklung von Moritz habe ich schön gefunden. Auch die Bedeutung von Familie hat sich mit der Zeit verändert, von der Kernfamilie bis später zu Familienmitgliedern, die zwar nicht blutsverwandt sind, dafür aber mit dem Herzen für immer verbunden.
Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, ist der doch sehr offene Schluss, bei dem einige Fragen und Situationen ungeklärt bleiben. Hier hätte ich es schöner gefunden, wenn Joelle und Nina noch einen weiteren Tag angehängt hätten und die Geschichte noch ein wenig weiter erzählt wird.

Mein Fazit:
„Piccola Sicilia“ erzählt die Geschichte von unterschiedlichen Familienkonstellationen, vom Zusammenleben der Kulturen und vom Krieg – und dies alles in wunderschöner Sprache verpackt, mit Liebe zum Detail.

4 Ein Wälzer, der zum Nachdenken anregt

von , am 22.10.2018

In seinem zweiten Roman präsentiert Daniel Speck ein fesselndes Familienepos zwischen Deutschland und Tunesien, das in den Wirrungen des zweiten Weltkrieges beginnt und bis heute voller Geheimnisse steckt.

Das Buch erzählt die Geschichte in zwei Zeitenebenen und beginnt, nach einem kurzen Prolog, mit Nina, im heutigen Berlin. Sie ist Archäologin, hat ihr Leben stets auf Sicherheit ausgerichtet und sich dabei in ihrem Büro auf der Museumsinsel verkrochen. In ihr hat sich das Nachkriegstrauma ihrer Großmutter und Mutter weiter vererbt. Eine Familie ohne Männer, denn der Großvater Moritz, das große Familientabu, galt schon vor der Geburt ihrer Mutter als verschollen und auch sonst scheint sich keine der Frauen auf einen Mann verlassen zu wollen.
Auch Ninas scheinbare Bilderbuchehe liegt in Trümmern. Da erhält sie Nachricht von einem alten Freund aus Sizilien. Es wurde ein Flugzeugwrack vor Marsala entdeckt und allen Informationen nach war ihr Großvater mit auf der Passagierliste. Ganz untypisch für sie, bricht Nina aus ihrem sicheren Leben aus und begibt sich auf die Suche nach ihm. Dort trifft sie Joelle, eine außergewöhnliche Frau, die sich bei ihr als eine Tochter von Moritz vorstellt. Sie erzählt Nina von Moritz und seinem zweiten, für sie bisher geheimen Leben.

Hier beginnt die zweite Zeitebene. Moritz Reincke, Kameramann der Propagandakompanie der deutschen Wehrmacht erreicht Tunis 1942. In der Mittelmeerstadt leben Juden, Muslime und Christen friedlich zusammen. Im französischen Kolonialstil geprägten Grand Hotel Majestic begegnet Moritz den italienisch-jüdischen Geschwistern, Yasmina und Victor. Als Victor von der SS gefangen genommen wird, tritt Moritz aus seiner gewohnten Rolle des Beobachters aus und verhilft Victor zur Flucht.
Nicht lange danach müssen sich die Deutschen aus Afrika zurückziehen, Moritz wird selbst zum Gejagten und findet schwer verletzt Unterschlupf in Piccola Sicilia, bei Yasmina und ihrer Familie. Während sie ihn gesund pflegen, entwickelt er Gefühle für Yasmina. Als die ganze Welt in Schutt und Asche liegt, erkennt Moritz, dass er nicht mehr zurück in sein altes deutsches Leben kann. Und entscheidet sich für einen Neuanfang.

Dieser leicht zu lesende Roman besticht durch seine gut recherchierten Hintergrundinformationen, die gekonnt in die unglaublich spannende Handlung mit eingeflochten sind, aber auch durch seine differenzierten Betrachtungsweisen des Erzählten. Neben den zeitgeschichtlichen Hintergründen werden hier viele Fragen zu Schuld, Wissen und Unwissen, Familientabus, Geheimnissen, Gut und Böse und das Zusammenleben von Kulturen angesprochen. Zusammen mit den gefühlsbetonten und bildhaften Formulierungen regt er in vielen Passagen zum Nachdenken und Philosophieren an. Manchmal ist das, zusammen mit den eingestreuten Zitaten, fast schon zu viel des Guten, denn es lenkt den Leser stark ab und erschwert das Wiedereinsteigen in die Handlung.
Der Autor hat sich sehr mit Beweggründen und Gefühlen seiner Protagonisten auseinander gesetzt. Besonders die Charaktere der Vergangenheit sind ihm gut gelungen. Moritz, Yasmina, Victor und ihre Zeitgenossen sind realistisch und lebendig gezeichnet. Die Handlung kommt einem sehr nahe und man erlebt immer wieder eine Achterbahn der Gefühle. Nina und die Personen in der heutigen Zeitebene bleiben leider dagegen etwas blass und flach. Was ich sehr schade fand, denn gerade Nina hat mich in der Leseprobe besonders angesprochen. Und auch bei Joelle bleiben viele Fragen unbefriedigend offen.

Ich bin etwas hin und her gerissen wie ich das Buch bewerten soll. Ich bin begeistert von der Betrachtungsweise des Autors, von der Fülle an zitier-würdigen Passagen, der großen Recherchearbeit und der sensiblen Auseinandersetzung mit schwierigen Themen. Ich liebte anfangs die bildhaften Darstellungen, doch über 600 Seiten lang war mir das dann viel zu viel. Das könnte man gut mit Pralinen vergleichen: Man genießt eine und noch eine, doch nach 20 Stück wird einem schlecht. Meiner Meinung nach, hätte das Buch gut 100 Seiten kürzer sein können.
Auch bin ich normalerweise ein Fan von offenen Enden und Erzählsträngen, die nicht auserzählt werden, denn das macht es für mich lebensnaher/realistischer. Doch ich hätte die offenen Enden an anderen Stellen besser gefunden, anderes hängt für mich unlogisch offen in der Luft. Wie z.B. die Frage was mit Moritz weiter passiert ist, besonders in der Beziehung zu Joelle. Wenn Joelle so viel von Moritz erzählt, warum nicht auch das?

Für mich war das Buch ein Gewinn. Ich habe viel Neues über Tunis und den Afrika-Feldzug erfahren, wurde zum Nachdenken angeregt und gut unterhalten. Ich würde es allen Lesern mit Durchhaltevermögen empfehlen, die sich einen Roman mit Tiefgang wünschen, der trotzdem leicht zu lesen ist.

4 Eine tiefe Geschichte mit vielen Facetten

von , am 19.10.2018

Ein wunderbares Buch!

Die Geschichte spielt in zwei unterschiedlichen Zeiten. Einmal in der Gegenwart, wo Nina die Hauptrolle spielt. Sie lässt sich gerade von ihrem Mann scheiden und macht sich auf der Suche nach Erklärungen des vermissten Großvaters und begibt sich dabei auf die Reise nach Sizilien. Sie lernt Joelle kennen, die die Schnittstelle zu der anderen Zeit, dem zweiten Weltkrieg, herstellt. Sie ist es auch, die immer wieder von den Erlebnissen und der ergreifenden Geschichte erzählt. Sie beschreibt eine Deutschen, Moritz, im Jahre 1942, der sich in die Stadt Tunis begibt. Er, aber auch die schöne Yasmina und ihre Familie spielen die Hauptrolle in dieser Zeit.

Das Buch Piccoli Sicilia hat mich bereits vom Cover angezogen. Ich finde es sehr passend und der Autor bleibt sich dabei treu (sehr ähnlich zum Vorgänger Bella Germania). Daniel Speck hat eine hervorragende Weise zu schreiben. Man wird in die Zeit um 1940 mitgerissen. Man erfährt hierbei so viel neues über die damalige Geschichte. Was aber noch viel wichtiger ist, er hat ein Talent die Gefühle und auch die verschiedenen Sichtweisen auch wenn sie sehr gegensätzlich sind widerzuspiegeln. So beschreibt er die drei Religionen, die in Tunis verbreitet sind sehr authentisch. Er zeigt wie sie am Anfang untereinander so gut zurechtgekommen sind und dann ein Krieg alles verändern kann. Erst dann weiß man ob der Nachbar wirklich hilfsbereit ist oder nicht. Viele wurden verraten, viele versteckten sich und nur wenige waren mutig und halfen einander. Das Leid und die Angst die damals bei den Familien entstanden ist, mag man sich gar nicht vorstellen können.

Mir hat vor allem der Anfang sehr gut gefallen. Das Buch ist mit den 615 Seiten recht umfangreich, aber das Buch liest sich sehr zügig. Bis auf den letzten Abschnitt war es immer sehr spannend und durch die Schreibweise nie langweilig. Ich empfand nur, dass der letzte Abschnitt (die letzten 100-150 Seiten) hätte man etwas ausdünnen können. Ich kann aber nachempfinden warum der Autor alle Bestandteile so reingenommen hat. Er wollte stets sehr viele Facetten und Lebensabschnitte der Hauptrollen mit aufnehmen und beschreiben, wie sich dabei die Gedanken ändern und die Entscheidungen beeinflussen.

Besonders gut gefallen haben mir die vielen schönen Beschreibungen und Denkanstöße, die Herr Speck gegeben hat. Es hat mich nachhaltig zum Denken angeregt und ich bin dankbar mein Geschichtswissen vor allem mit der Tiefe der Emotionen auffrischen zu können.

Fazit: Das Buch ist nur zu empfehlen!

3 Tunis während des zweiten Weltkrieges

von , am 19.10.2018

Inhalt:
Tunis, 1942. In dem italienischen Viertel "Piccoli Sicilia" leben Leute unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Religion friedlich und in Freundschaft zusammen. Doch dann kommen die deutschen Besetzer und sähen Zwietracht und Angst...
Auch Moritz kommt als deutscher Fotograf nach Tunis und begegnet im Grand Hotel Majestic der jüdischen Yasmina, die dort als Zimmermädchen arbeitet. Doch Yasmina ist in den Pianisten Victor verliebt.
Sizilien, heute: Die Berliner Archäologin Nina ist nach einem Anruf eines Freundes nach Sizilien gereist. Er will das Wrack des Flugzeugs gefunden haben, in dem ihr Großvater Moritz gestorben sein soll. Doch kurz nach ihrer Ankunft trifft sie auf eine unbekannte Verwandte - und begibt sich gemeinsam mit ihr auf eine Reise in die Vergangenheit.

Meine Meinung:
Der zweite Weltkrieg - ein Thema, mit dem sich wohl schon jeder (mindestens während der Schulzeit) beschäftigt hat. Und doch gibt es unglaublich viel, das man nicht weiß. Diese Erfahrung habe ich beim Lesen dieses Buches gemacht, das die Rolle Tunis beim Afrikafeldzug beleuchtet. Die Beschreibung der Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bevölkerung unterschiedlichster Kulturen und Religionen aus nichtdeutscher Sicht ist dem Autor unglaublich gut gelungen. Die Geschichte ist voller interessanter und lehrreicher Informationen, die mich sehr berührt, empört, fassungslos gemacht und zum Nachdenken angeregt haben.

Die Handlung des Buches lässt sich in zwei Zeitebenen aufteilen, zwischen denen hin und her gesprungen wird. Ein (Groß-)Teil der Handlung spielt in Tunis 1942 und hat mich sehr gefesselt. Der zweite Teil der Geschichte ist in der heutigen Zeit angesiedelt.
Für mich hätte es die heutige Zeitebene nicht unbedingt benötigt, die im Vergleich zu den Erzählungen und Charakteren zu Zeiten des zweiten Weltkrieges blass und handlungsarm bleibt.

Der Schreibstil des Autors lässt sich flüssig lesen, ist jedoch sehr poetisch. Mir wäre an einigen Stellen weniger Worte und mehr Inhalt lieber gewesen. So bleibt die Spannung teils auf der Strecke und inbesondere zum Ende der Geschichte her vieles offen und unkonkret.
Auch mit den Charakteren habe ich mich (insbesondere zu Beginn) sehr schwer getan. Es gibt keinen wirklichen Sympathieträger, mit dem man sich als Leser identifiziert.

Fazit:
Aufgrund vieler interessanter und lehrreicher Infos über Tunis während des zweiten Weltkrieges eine spannende Geschichte, die aber auch auf wesentlich weniger Seiten und weniger poetisch hätte erzählt werden können. An einiges Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der Autor konkreter wird. Dies gilt auch für das Ende, das viele Fragen offen lässt.

5 Eine bunt schillernde Erzählung am Kreuzungspunkt verschiedener Zeiten und Kulturen

von , am 17.10.2018

Die Rahmenhandlung in diesem Roman bildet eine Suche nach einem im Zweiten Weltkrieg verschollenen Flugzeug. Dies ist schon spannend genug, doch die eigentliche Faszination übt die Erzählung Joëlles aus, einer geheimnisvollen Fremden, die behauptet, dass einer der damals vermissten Deutschen noch leben könnte – und ihr Vater ist …
Eine zentrale Frage dieses wunderbaren Buches ist für mich, wer und was wir sind und wie wandelbar dieses Ich je nach den äußeren Umständen sein kann, weil wir nicht immer alle Facetten unseres Ichs entwickeln und zeigen können. In dieser Hinsicht bot der Handlungsort Tunis vor der Besatzung durch die Nazis durch seine Sprachen- und Kulturvielfalt seinen Bewohnern den perfekten Raum, um möglichst viele Seiten ihres Ichs hervorzubringen und so Zufriedenheit und gegenseitigen Respekt zu erlangen. So gleicht dieses literarische Eintauchen in das Tunis vergangener Tage einem verführerischen Potpourri aus verschiedenen Sprachen, Religionen, Bräuchen und Farben, das meine Sehnsucht weckt und am liebsten würde ich gleich dorthin reisen. Aber leider ist es auch, wie der Autor eindrucksvoll zeigt, eine Welt, die durch die Zeit der deutschen Besatzung schweren Schaden nahm …
Von den Romanfiguren stellt sich unter anderem Moritz, Wehrmachtssoldat und Kameramann, der Frage nach dem, was für ein Mensch er ist oder sein möchte, als er im besetzten Tunis plötzlich aus seiner Rolle des Beobachters und Mitmachers heraustritt und eine Entscheidung fällt. Eine Entscheidung, die ihm sein Leben kosten kann …
Die Stärken dieses Buches liegen für mich darin, dass es viele inspirierende Denkansätze bietet, ohne im Geringsten belehrend zu wirken, dass es die Geschichte des Zweiten Weltkriegs aus einem anderen Blickwinkel zeigt und gleichzeitig eine spannende, facettenreiche Geschichte erzählt, in der es um die Liebe, aber nicht nur um die Liebe, sondern auch um die Suche nach dem richtigen Weg im Leben geht, um Menschlichkeit, Zusammenhalt unter den Menschen, zu schnelle Urteile und das Liebenswerte der Menschen mit all ihren Schwächen ... und um eine Frage, die angesichts des Sterbens so vieler Menschen im Mittelmeer und der so absurden wie erschreckenden Klagen gegen engagierte Seenotretter von beklemmender Aktualität ist ...
Ein wunderbares Buch zum Immer-wieder-lesen, mit einem poetisch schlichten und zugleich bildhaften, eleganten Schreibstil und bemerkenswerten Stellen, die immer wieder zum Innezuhalten und Nachdenken einladen!

4 eintauchen in eine wenig bekannte vergangenheit

von (augsburg), am 16.10.2018

eins vorweg: ich liebe lange romane. auf 600 seiten kann man eben länger und meist tiefer eintauchen ins leben der personen, die welt mit ihren augen sehen und besser verstehen als auf 100 seiten.

hier lernt man ein weniger bekanntes kapitel aus der zeit des 2. weltkriegs kennen, rommels afrikafeldzug, tunis mit seinem hafenviertel piccola sicilia, die dort ansässige vielfältige bevölkerung, christen, juden, moslems und ihr bis dahin friedvolles zusammenleben.

all dies wird geschildert anhand einer spannenden handlung, die weitgehend glaubwürdig wirkt. die art des offenen endes schränkte bei mir diesen aspekt allerdings etwas ein.

der umfang des romans entsteht auch dadurch, dass daniel speck dem geschehen immer wieder sehr gut passende gedanken, überlegungen, lebenskluges unterlegt. dies wirkt in keiner weise aufgesetzt oder belehrend, sondern erhöht die reichweite der handlung.

allerdings bleibe ich nicht ganz ohne skepsis gegenüber der zuverlässigkeit des autors zurück. es schleichen sich immer wieder oberflächlichkeiten ein, in der wiedergabe der fremdsprache z.b., außerdem finden sich ungereimtheiten, die leicht zu vermeiden wären bei entsprechender sorgfalt. ich bin eine genaue leserin, aber das müsste ein autor, der etwas auf sich hält, ja zu schätzen wissen.

das schmälert meine begeisterung für den roman jedoch nur geringfügig. ich habe ihn sehr gern und begeistert gelesen, immer mit bedauern, wenn ich ihn zwischendurch weglegen musste. und ich bin sehr gespannt auf "bella germania", den ersten roman von daniel speck, den ich ganz oben auf meiner liste habe!

3 Einblicke in Religionen und Kulturen, gewebt in eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

von (Leopoldshöhe), am 16.10.2018

"Piccola Sizilia" erzählt atmosphärisch gelungen eine Liebesgeschichte, die Religionen und Kulturen gekonnt miteinander vereint. Leider fehlte mir mitunter ein klein wenig Tiefgang, da die Protagonisten doch eher oberflächlich bleiben. Ihr Denken und Handeln ist nicht immer nachvollziehbar, daher ergeben sich wenig Sympathiepunkte bei mir als Leserin. Wunderbar herausgearbeitet ist der zweite Weltkrieg, der auch in Italien nicht Halt gemacht hat und dort sehr verstörend auf Land und Leute wirkt. Romane mit Lerneffekt empfinde ich normalerweise als sehr eindrücklich und dennoch hatte ich mitunter das Gefühl mich nicht komplett auf die historischen Ereignisse einlassen zu können, da mir die eingewobene Liebesgeschichte zu sehr ausgeschmückt wurde und zuviel Raum einnahm. Die Liebesgeschichte ist außergewöhnlich, kann sich mir aber emotional nicht nähern. Die gelungene Atmosphäre des Anfangs ist leider zum Ende des Buches nicht mehr spürbar.
Erzählt wird in Gegenwart und Vergangenheit, wobei mir persönlich die Gegenwart ein klein wenig zu kurz kam. Das Bergen eines Wracks hätte um einiges interessanter gestrickt werden können. Ninas Lebenschaos berührte mich noch weniger als die der Protagonisten der Vergangenheit. Ich habe die 600 Seiten mitunter doch sehr mühsam gelesen, da leider einige Längen vorhanden sind und der Funke einfach nicht überspringen wollte. Was mich fasziniert hat, sind die unterschiedlich dargestellten Religionen und Kulturen, wobei der jüdische Glauben mich am meisten begeistert, da ich mich dort am wenigsten auskenne. Klar wird schnell, das Gottes auserwähltes Volk zerschlagen und ohne Heimat ist. Auch der Holocaust wird kurzzeitig angeschnitten und macht mir wieder einmal bewusst, welch Grauen und Fanatismus innerhalb Deutschlands auch vor anderen Teilen Europas nicht Halt gemacht hat.
Der Autor reißt vieles an und hat auch einige sehr gute Ansätze zu bieten, dennoch hatte ich oftmals das Gefühl, das ich meine hohen Erwartungen nicht erfüllt sehen kann.

Fazit: Eine außergewöhnliche Liebsgeschichte in den zweiten Weltkrieg verlegt, wobei hier auch ganz viel Drama inszeniert wurde, was mich aber leider nicht komplett überzeugt. Es wurde für mich relativ schnell deutlich, das die gelungene Atmosphäre des Anfangs nicht gehalten werden kann und die Story in meinen Augen dadurch leicht zu schwächeln beginnt. Da Bücher auf seine Leserschar unterschiedlich wirkt, wird "Piccola Sizilia" sicherlich für einiges an Gesprächsstoff sorgen. Ich bin leider nur mäßig begeistert, daher gibt es von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung. Die Story innerhalb des Krieges zu verpacken ist gelungen, leider konnte es mich trotz Schrecken und Grauen nicht komplett überzeugen.

4 Gut recherchiert und wunderbar erzählt

von , am 15.10.2018

Ninas Ehe ist am Ende und sie möchte es sich noch nicht eingestehen und hat die Scheidungspapiere noch nicht unterschrieben. Da kommt es ihr eigentlich ganz recht, dass es Neuigkeiten von ihrem Großvater gibt, der im Zweiten Weltkrieg abgestürzt ist; angeblich hat einer ihrer Studienfreunde das Wrack nun im Meer vor Sizilien entdeckt. So fliegt sie dorthin und erfährt viel mehr über ihren Großvater Moritz als sie je gedacht hätte. Auch, dass er gar nicht in dem abgestürzten Flugzeug saß.
Ninas Geschichte bildet nur den Rahmen, es geht hier um den Fotografen Moritz, der im Zweiten Weltkrieg als Mitglied des Afrikakorps nach Tunis kam und dort für die Nazis gefilmt und fotografiert hat. Und um Piccola Sicilia, einem Schmelztiegel der Religionen und Kulturen, am Rande von Tunis gelegen. Hier lebt auch Yasmina mit ihrer Familie und sie trifft im Hotel Majestic zum ersten Mal auf Moritz.

Daniel Speck hat den historischen Kontext gut mit seinen Romanfiguren verbunden und ich habe viel über Tunis im Zweiten Weltkrieg erfahren, aber es geht nicht nur um Krieg, Angst und Feindbilder, sondern vielmehr um Freundschaft und Zusammenhalt, aber natürlich auch um Probleme, die daraus entstehen.
Das offene Ende passt für mich wunderbar zu diesem Roman.

3 Sehr schöne Zitate

von , am 14.10.2018

Das Buch spielt in einem italienischen Viertel in der Mittelmeerstadt Tunis im Jahr 1942. Drei Religionen Leben in guter Freunschaft zusammen, bis der Krieg sie erreicht.  Der deutsche Fotograf Moritz lernt das jüdische Zimmermädchen Yasmina kennen. Sie hat aber kein Interesse an ihm, sondern nur Augen für den Pianisten Victor. Durch den Krieg ist Victor in großer Gefahr und nur Moritz kann ihn retten. 

In Sizilien im hier und heute, finden Schatzsucher ein altes Flugzeugwrack. Die Berliner Archäologin Nina wird darauf aufmerksam und reißt dorthin. Sie ist ihrem Verschollenen Großvater auf der Spur. In Sizilien trifft sie eine unbekannte Verwandte die alles in ihrem Leben auf den Kopf stellt und ein Familiengeheimnis lüftet. 


Am Anfang war ich sehr angetan von dem Buch. Es wechselt immer von 1942 und dem hier und jetzt. An manchen Kapitelanfängen und auch mittendrin sind sehr schöne Zitate geschrieben, die den Leser sehr zum Nachdenken anregen.  Alles ist sehr ausführlich geschrieben, sodass man sich alles richtig gut vorstellen kann. Gleichzeitig bekommt man noch viele historische Fakten. 

Ich fande es allerdings an manchen Stellen zu viel und zu sehr in die Länge gezogen. Leider wurde das Ende offen gelassen und dadurch habe ich noch viele offene Fragen, was ich schade finde. Alles in allem ist das Buch ganz ok aber kein Buch was man unbedingt lesen muss. 

3 Schöne Atmosphäre, mittelmäßige Protagonisten

von , am 14.10.2018

Protagonisten
Nina lässt sich scheiden und fühlt sich nun etwas verloren, fragt sich, was sie von Leben wollte, und wie die Ehe sie verändert hat. Als eine fremde Frau ihr erzählt, ihre Tante zu sein, und noch sagt, dass alles, was sie über ihren Großvater Moritz weiß, nicht stimmt, will Nina alles darüber wissen. Sowohl sie als auch diese angebliche Tante Joëlle fand ich eher fade. Zwar macht Nina eine kleine Entwicklung durch, aber sie hört sich nur die Geschichte an und trotz ihrer Gefühle habe ich sie immer als sehr gleichgültig empfunden.

Yasmina arbeitet in einem Hotel in Tunis, bis es dort zu gefährlich für Juden wird. Ihre heimliche Liebe zu ihrem Adoptivbruder Victor ist im Grunde ihr einziger Antrieb. Diese Besessenheit konnte ich kaum nachvollziehen, da Victor ein egoistischer Feigling ist, der rebelliert und sich doch die Anerkennung seines Vaters wünscht - ohne etwas dafür tun zu müssen.

Moritz ist kein Kämpfer, sondern als Photograph eher ein stiller Beobachter. Hautnah darf er miterleben, wie Bilder nachgestellt werden und zu Propaganda Material werden. Er denkt oft mal an seine Verlobte, aber das, was er in Tunis erlebt, distanziert ihn weiter von diesem, das in unerreichbare Ferne zu rücken scheint.

Handlung und Schreibstil
Die Protagonisten konnten mich nicht gerade überzeugen, da ich zwar ihre Geschichten rührend fand, die Charakterzüge aber weniger sympathisch. Die Liebesgeschichte hat sich dermaßen anders entwickelt als erwartet, dass sie mich geradezu gestört hat und für mich das ganze Buch verschlechtert hat.

Das Buch hatte viele schöne, zitierwürdige Sätze, aber ansonsten fand ich es etwas abgehackt und außerdem hat sich das Buch etwas in die Länge gezogen und dadurch war es auch etwas anstrengend. Das Setting ist zwar spannend, da es viel Potenzial zu Konflikten und tiefen Gefühlen hat, und das wurde auch gut genutzt. An diesem Buch gefiel mir nämlich besonders die Darstellung der unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Der Autor hat nie vergessen, was für verschiedene Personen direkt vor Ort waren und hat immer die verschiedenen Reaktionen mit berücksichtigt und damit eine authentische Atmosphäre geschaffen.

Fazit
Insgesamt hat mir "Piccola Sicilia" nur mittelmäßig gut gefallen, zwar mochte ich die Atmosphäre, aber die Protagonisten fand ich nicht sympathisch und das Buch zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge.

3 Eine lesenswerte Familiengeschichte - leider mit Längen

von , am 10.10.2018

Inhalt:
Ein alter Freund von Nina will ein Flugzeugwrack bergen, das den berühmten Rommelschatz enthalten soll. Da Ninas verschollener Großvater auf der Passagierliste stand, reist Nina zum Bergungsort vor Sizilien. Hier trifft sie auf die ältere Joëlle, die ihr eine faszinierende Familiengeschichte erzählt, nämlich die von Ninas Großvater Moritz, der nie aus dem Krieg heimgekehrt ist …

Meine Meinung:
Leider bildet die Geschichte um Nina und Joëlle nur die Rahmenhandlung für die vergangene Familiengeschichte. Mich interessiert nämlich meistens die Gegenwart viel mehr als das Vergangene. Insofern hat mich die Leseprobe ziemlich in die Irre geführt, denn diese erzählt praktisch nur von Nina. Mit ihr konnte ich mich gleich anfreunden, ich hätte gerne noch viel mehr von ihr gelesen, aber leider blieb sie im Verlauf des Romans dann doch recht blass.

Den weitaus größten Teil der Erzählung nimmt die Geschichte von Moritz, Yasmina und Victor ab 1942 in Tunis ein. Yasmina und Victor leben in Piccola Sicilia, einem bunten Einwandererviertel in Tunis, wo Muslime, Juden und Christen in friedlicher Nachbarschaft wohnen. Man hilft sich gegenseitig während des Kriegs, versteckt die Verfolgten, wischt alle Unterschiede beiseite, sieht nur den Menschen. Eigentlich ein Paradies. Doch es wird auch gezeigt, wie der Krieg die Menschen verändert - nicht immer zum Guten. Es gibt hier vieles, worüber es sich nachzudenken lohnt. Einiges empfand ich allerdings auch als etwas kitschig.

Daniel Speck hat es leider nicht geschafft, mich durchgehend zu fesseln. Viele Passagen empfand ich als ermüdend ausführlich, teilweise auch mit Wiederholungen. Hier kommt die Handlung nicht recht vom Fleck. In meinen Augen hätte dem Buch eine ordentliche Straffung gutgetan.

Normalerweise mag ich offene Enden gar nicht. Hier hat es mich nicht gestört - im Gegenteil, ich fand es sehr gut, dass nicht alle losen Fäden aus erzählt wurden, sondern dass der Autor sich auf den Kern beschränkt hat.

3 Ein Buch mit zwei Seiten, dem schönen Beginn und dem nicht so schönem Ende :-(

von (Wilster), am 09.10.2018

"Piccola Sicilia" von Daniel Speck


Titel:
Der Titel ist für dieses Buch passend gewählt, da es einen Ort beschreibt, der sehr viel zu der Handlung beiträgt.

Cover:
Das Cover ist sehr einfach und schlicht gehalten. Der Betrachter würde vermutlich sagen, dass es zu einfach wäre, wenn man Daniel Speck nicht kennen würde, denn diese Cover sind Programm.
Dennoch weiß ich nicht, ob es hierdurch wirklich ein Verkaufsschlager ist, denn wer den Autor nicht kennt, wird nicht unbedingt zu einem so schlichten und einfachen Buch greifen.

Klappentext:
Der Klappentext beschreibt den Ort Piccola Sicilia, in dem drei Religionen in guter Nachbarschaft zusammen leben, bis der Krieg das Land erreicht. Der Kameramann Moritz trifft in dieser Zeit Yasmina, die wiederum nur Augen für Victor hat. Und als Victor in Gefahr gerät, kann nur Moritz ihm das Leben retten.
Heute in Sizilien ziehen Schatztaucher ein Flugzeugwrack aus dem Meer. Die Archäologin Nina sucht ihren verschollenen Großvater und trifft hierbei eine unbekannte Verwandte, die ihr Leben auf den Kopf stellt.
Dieser Klappentext beschreibt meiner Meinung nach die Handlung in kurzen und knappen Worten und verspricht hier weder zu viel, noch zu wenig. Hier gibt es nichts auszusetzen und der Leser wird neugierig gestimmt.

Schreibstil:
Daniel Speck schreibt seine Geschichte auf 624 Seiten in einfachem und angenehmem Schreibstil, Das Buch beinhaltet keine schweren Worte und dennoch sind immer wieder fremdsprachige Worte zu finden. Diese stören meiner Meinung nach nicht unbedingt den Lesefluss. Dennoch finden wir ebenso komplette Musikpassagen udn Texte in einer anderen Sprache wieder. Hier stelle ich schlichtweg die Behauptung in den Raum, dass niemand diese Zeilen lesen wird. Besonders nicht, wenn einem selbst die Sprache nicht gebräuchlich ist. Hier wäre ein bisschen weniger dann doch mehr gewesen.
Die Zeitsprünge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit sind angenehm gestaltet. Dennoch ist die Vergangenheit wesentlich schlüssiger in sich als die Gegenwart.
Daniel Speck verwendet viele Szenen und Worte zum Nachdenken, Anekdoten, Floskeln, Zitate, Stilistisch ist dies meiner Meinung nach sehr gut gewählt.

Inhalt:
Dieses Buch beschreibt die Geschichte eines Geschwisterpaares, das während der Kriegszeiten eine Liebe entwickelt. Der Leser wird erstaunt und empört über diese Situation sein, dennoch handelt es sich hier um um einen leiblichen Sohn und eine adoptierte Tochter, sodass sich wieder beruhigt werden kann.
Die beiden verbringen eine schwere Zeit miteinander und teilen sich einen sehr dickköpfigen Vater, der seinen Weg geht.
Der Krieg ist lange über das Land gezogen und während die beiden ihre erste und einzige Liebesnacht miteinander verbringen, beobachtet sie ein deutscher Soldat, der sie jedoch nicht verrät, sondern dem Bruder zur Flucht verhilft.
Und mit dieser Hilfe beginnt eine tragische Geschichte zu laufen, denn während der Bruder in den Krieg zieht, wird die Schwester ein Kind zur Welt bringen und der deutsche Soldat sich bei der Familie verstecken müssen.
Der Soldat wird sich in die Schwester verlieben und seine eigene Verlobte in Deutschland vergessen.
Zumindest bis zu dem Tag, als der Krieg beendet ist und die Türen mehr oder weniger wieder offen stehen.
All dies liegt Jahre zuvor.
In der heutigen Zeit haben wir die Protagonistin Nina, die unmittelbar vor einer gescheiterten Ehe steht und mit einem Kumpel zusammen ihren Großvater sucht. In diesem Zusammenhang lernt sie ihre Tante kennen, die ihr die ganze Geschichte von damals erzählen wird,
Wer gespannt auf eine interessante Familiengeschichte ist, der sollte sich dieses Buch kaufen uns lesen.

Fazit:
Der Einstieg in die Geschichte ist spannend, die Spannung wird aufgebaut, alles ist schlüssig.
Die Zitate sind angenehm, der Leser wird zum Nachdenken animiert.
Und doch bringt das Ende keine Zufriedenheit. Und das nicht, weil es kein Happy End in diesem Buch gibt, sondern weil zu viele Fragen offen bleiben. Ich selbst bin bis dreiviertel des Buches sehr glücklich gewesen. Dieses Buch hat mich sehr bewegt und nachdenklich gestimmt... doch dann kam das Ende und ich muss sagen, ich kann hier dadurch leider auch nur 3 Sterne geben, denn ich hatte nicht mal mehr richtig Lust zu Ende zu lesen, da alles verzwickt, komisch und unberechenbar wurde.
Schade.

4 Wer war Moritz?

von , am 09.10.2018

Ninas Ehe ist am Ende als sie eine Nachricht von ihrem Studienfreund Fabrice erhält, der inzwischen Unterwasser Archäologe ist. Vor der Küste Siziliens hat er ein Flugzeug-Wrack aus dem Zweiten Weltkrieg gesichtet und vermutlich ist es das Flugzeug, mit dem Ninas verschollener Großvater Moritz damals geflogen ist. Sie fliegt nach Sizilien, vorrangig um sich abzulenken und nicht an ihre gescheiterte Ehe zu denken. Doch dann trifft sie jemanden in Sizilien und erfährt erstaunliche Dinge über ihren Großvater und muss ihre Familiengeschichte neu überdenken.

Ein Buch, das mich inhaltlich sowie sprachlich überzeugen konnte mit eienr tollen Geschichte, die uns ins Tunis' zur Zeit des Zweiten Weltkriegs entführt und ganz geschickt immer wieder den historischen Kontext einflicht. Bei den Beschreibungen von Piccola Sicilia fühlt sich der Leser beinahe Teil dieses bunten Lebens.
Jedoch auch ein Buch, das oftmals nachdenklich stimmt.

5 Piccola Sicilia

von , am 09.10.2018

Piccola Sicilia ist ein Viertel in der tunesischen Hafenstadt Tunis. Vor dem Krieg leben an diesem Kreuzungspunkt am Mittelmeer viele Kulturen und Religionen friedlich zusammen. Ein multikulturelles Paradies in Nordafrika, nur wenige Kilometer durch das Meer von Europa (Sizilien) getrennt.
Im Jahr 1942 erreicht der Krieg der Europäer das Land und stürzt es ins Chaos.
"Die Tunesier starben, ohne etwas mit dem Krieg der Europäer zu tun zu haben. Ihr Tod hatte nichts Ehrenhaftes, es war kein Opfer für die Heimat, sondern einfach nur sinnlos." Seite 157

Moritz ist hautnah dabei, als Kameramann für die deutsche Propaganda, doch er kehrt nie zu seiner schwangeren Verlobten zurück.
Jahrzehnte später reist seine Enkeln Nina nach Sizilien, um ein verschollenes Flugzeug vom Meeresgrund zu bergen. Kam ihr Großvater darin ums Leben? Was ist damals wirklich passiert in Tunis?
Aus den verschiedenen Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt der Autor die Geschichten von Moritz und Nina. Und er erzählt sie gut. Denn er hat ein sehr komplexes Buch geschrieben, das unheimlich viele Themen beinhaltet.

Daniel Speck überrumpelt seine Leser mit einer recht unbekannten Sichtweise des Krieges. Tunesier als absolut Unbeteiligte werden zu Opfern. Gerade in dem Schmelztiegel unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen hat ein Eindringen okkupierender Streitmächte gravierende Folgen.
Dabei liefert der Autor viele Informationen, sei es über Rommels Truppen in Nordafrika, den übereilten Rückzug der Deutschen, oder auch über das jüdische Gedankengut. So spricht er die aus dem Krieg resultierende Entwurzelung und Perspektivlosigkeit von Millionen von Menschen an, in erster Linie Juden aller Nationen, doch durchaus auch anderer Religionen. Häufig drängt sich dem Leser ein Bezug auf die heutige Zeit auf. Die Gefühle von Flüchtlingen, die sich zwischen den Welten befinden und nirgendwo hingehören sind zeitlos und nicht an Orte gebunden.
"Heimat, ein fester Rahmen für die Seele. " Seite 465

Dieser Roman enthält unglaublich viele tiefgründige und kluge Denkanstöße. Immer wieder musste ich innehalten und über das Gelesene nachdenken. Ich fand es sogar gut, dass der Leser einige der Handlungsstränge und Richtungen bereits am Anfang kennt oder zumindest erahnt. Somit kann man sich besser auf die tollen Sätze und Lebensweisheiten konzentrieren.

Wer macht uns zu dem, was wir sind? Inwieweit können wir das überhaupt beeinflussen? Ist die eigene Identität eine Sache der Entscheidung oder prägen uns vielmehr die Erfahrungen und Erlebnisse unserer Eltern, vielleicht unbewusst?
Nicht zuletzt, wie kann eine Familie mit der ungeklärten Abwesenheit einer geliebten Person umgehen? Eine Frage, die sich durch das ganze Buch zieht.

Ein wichtiges Buch, ein kluges Buch, in dem es sehr viel zu entdecken gibt!

5 Was Krieg anrichtet

von , am 06.10.2018

Rezension zu „Piccola Sicilia“ von Daniel Speck
Daniel Speck hat mit „Piccola Sicilia“ einen interessanten und schön zu lesenden Roman geschaffen. Zunächst ist der Stil angenehm und flüssig. Das Thema und die Beschreibungen sorgen dafür, dass man nur so in die Geschichte gesogen wird und sich Tunis und das Stadtviertel Piccola Sicilia gut vorstellen kann. Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind gut gemacht, weil sie inhaltlich miteinander verknüpft sind und die Geschichte in der Vergangenheit immer recht lange erzählt wird, sodass man sich gut hineinfinden kann in die Zeit und die Geschehnisse. Toll ist auch, dass auf verschiedenen Ebenen einiges passiert, also sowohl zwischenmenschlich als auch in dem Land selbst, da es während des Zweiten Weltkrieges spielt. So bleibt die Spannung erhalten und für den Leser stellen sich viele Fragen, die der Autor nach und nach auflöst, sodass die Spannung stets bleibt. Beeindruckend sind die Schilderungen des Zusammenlebens von Christen, Muslimen und Juden und der Veränderung durch den Einfluss des Zweiten Weltkrieges. Der Autor schafft es, den Leser zu erschüttern und die tiefgreifenden Folgen des Krieges in der Gesellschaft darzustellen.
Der Roman besticht in seiner Erzählweise aber auch durch viele kluge Passagen, die man sich als Zitate markieren kann, da sie zum Nachdenken anregen. Die Figuren stellen so ihre Sichtweisen dar und als Leser beginnt man ebenfalls zu reflektieren. Das Buch ist eine Schatztruhe voll schöner Gedanken.
Inhaltlich möchte ich wenig schreiben, um nichts vorweg zu nehmen. Daher auch nur kurz zu den Charakteren: Nina, die Enkelin von Moritz, wirkt verloren. Sie ist sympathisch und man wünscht ihr, dass sie findet, was sie sucht.
Yasmina und Victor sind interessante Charaktere. Keine leiblichen Geschwister, da Yasmina adoptiert ist, wachsen sie gemeinsam auf und hängen sehr aneinander. Victor ist eher der Lebemann, Yasmina eine Träumerin mit Dickkopf. Der Krieg verändert ihr Leben, wie das aller Menschen. Wie, dass möchte ich nicht verraten. Albert und Mimi, die Eltern der beiden sind ebenfalls spannend. Vor allem Albert besticht mit Weisheiten. Er ist Arzt und kann nicht gut ohne seine Arbeit. Seine wissenschaftliche Art auf die Welt zu schauen, lässt ihn auch die Religionen differenziert betrachten, was der Geschichte guttut. Sein Blick auf die Welt öffnet auf den Blick des Lesers. Dann wäre da noch Moritz, der in der Propagandaabteilung für die Nationalsozialisten nach Tunis gelangt. Auch seine Art, die Dinge zu sehen, bereichert die Geschichte. Er begreift seine Arbeit bald als zweischneidiges Schwert und fragt sich stets, was Filme und Bilder auslassen, was sie nicht zeigen. Auch ihn verändert der Krieg.
Insgesamt ist „Piccola Sicilia“ ein toller Roman, der einerseits durch seine Erzählweise, andererseits durch die Thematik besticht. Auch wenn man viel über die Geschichte des Nationalsozialismus weiß und einige Bilder gesehen hat, zeigt dieser Roman, dass die Taten der Nazis doch nie ihren Schrecken verlieren. Außerdem gut nachvollziehbar dargestellt sind die Folgen, die der Krieg für die Juden hatte. Hass frisst sich eben doch schnell ein, für Vertrauen braucht es viel länger.
Mein Tipp: Lest dieses Buch! Erst recht diejenigen, die Geschichten mit Zeitsprüngen mögen, in denen die Tragweite historischer Ereignisse deutlich werden und die Geschichten mögen, die den Leser zum Nachdenken anregen und voll sind mit guten Zitaten.

5 Sehr bewegendes Buch über die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen

von , am 05.10.2018

Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Ich fand den Klappentext sehr interessant, mich hat vor allem interessiert, wie Daniel Speck das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Tunis darstellt.

Cover:
Das Cover ist sehr schlicht und fast ein wenig langweilig. Die beiden Kinder vor dem Oldtimer unter der Palme wirken nett. Aufgrund des Covers würde ich mir das Buch wohl nicht kaufen, der Klappentext hat den Eindruck dann wieder wettgemacht ;-)

Inhalt:
Tunis 1942, kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Drei Kulturen mit verschiedenen Religionen leben friedvoll in einer Nachbarschaft zusammen, dann kommen die Nazis… Moritz Reincke verlässt seine Verlobte Fanny um als Kameramann in den Krieg zu ziehen.
Masala heute, Nina ist auf der Suche nach ihrem Großvater Moritz der wohl an Bord einer Maschine von Tunis nach Sizilien verunglückt ist. In Masala trifft sie Joelle, die angibt, ihre Verwandte zu sein.

Handlung und Thematik:
Daniel Speck schaffte es, die Wirkung des zweiten Weltkrieges auf das Zusammenleben und die Toleranz zwischen verschiedenen Völkern super darzustellen. Ursprünglich hatte ich eine seichtere Geschichte erwartet, aber die Story war tiefgründig und bewegend! Der Autor hat es geschafft, mir Geschichte näher zu bringen, ohne dass es langweilig wurde. Der geschichtliche Hintergrund basiert ja auf einer wahren Begebenheit, dies merkt man auch, da alle super realistisch beschrieben wurde. Das Buch regt sehr zum Nachdenken an, man liest es nicht nur schnell runter, sondern befasst sich mit der Thematik. Das Ende lies für mich ein paar Fragen offen, es passt aber zum Flair der Ungewissheit nach dem zweiten Weltkrieg.

Charaktere:
Anfangs dachte ich, das Buch dreht sich hauptsächlich um Nina, Patrice und Joelle in der Gegenwart. Als ich aber feststellte, dass es nicht so ist, war ich erleichtert, weil ich die Personen in der Vergangenheit mehr mochte.
Moritz bzw. Maurice ist ein sehr gutmütiger und mutiger Kerl. Seine Aufopferung für andere hat ihn sehr schnell sehr sympathisch gemacht. Seine Reise, die in Deutschland begann, war sehr mitreißend. Ich habe ständig mit ihm mitgefiebert.
Die Familie Safrati entsprach anfangs meiner Vorstellung einer toleranten Familie, leider hat sich das dann ein bisschen gewandelt.

Schreibstil:
Ich konnte Daniel Specks Schreibstil gut folgen. Ich war angenehm überrascht, dass es sich nicht um eine seichte Italien-Tunis-Story handelt, sondern wirklich Tiefgang besitzt. Es waren viele Passagen dabei, die zum Nachdenken anregten. Die Gegebenheiten und Personen wurden super detailreich und bildlich beschrieben. Ich konnte mich gut in die damalige Situation hineinversetzen. Jüdische, italienische und französische Ausdrücke und Textpassagen zwischendurch verstärkten die entsprechende Atmosphäre. Die Kapitellängen waren perfekt. Der geschichtliche Hintergrund wurde relativ einfach verständlich miteingeflochten.

Persönliche Gesamtbewertung:
Ein super Buch, das ich vor allem Geschichtsliebhabern sehr ans Herz lege. Es war für mich sehr erschütternd zu lesen, was für eine destruktive Wirkung der zweite Weltkrieg auf die Toleranz und das Zusammenleben der Kulturen hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es vorher anders war. Der Autor hat mir lehrreiche „Geschichtsstunden“ bereitet, die mir super Spaß gemacht haben! Der Schreibstil war angenehm zu lesen und regte zum Nachdenken an. Ein wirklich grandioses Buch! Absolute Leseempfehlung!

3 Sehr philosophisch

von , am 04.10.2018

Tunis 1942. Noch ist alles ruhig und idyllisch im italienischen Viertel, Piccola Sicilia, in Tunis. Juden, Moslems und Christen leben nicht nur neben-, sondern auch miteinander. Auch die Nationalität – Italiener, Araber, Franzose – spielt keine Rolle. Doch dann marschieren die Deutschen ein. Und langsam bröckelt die Fassade des idyllischen Städtchens. Unter den Deutschen ist auch Moritz Reincke, ein Fotograf. Er trifft auf Victor und Yasmina, die einige ganz eigene und innige Liebe verbindet.

Dieser Roman enthält zwei Zeitebenen. Zum einen befindet sich der Leser in der Gegenwart in Marsala, Sizilien. Dort erleben wir die Archäologin Nina Zimmermann, welche auf der Suche nach Informationen zu ihrem Großvater Moritz Reincke ist. Sie trifft auf Joelle, die behauptet Moritz‘ Tochter zu sein – kann das wahr sein? Auf der anderen Seite tauchen wir in das Tunis der 40er Jahre ein. Wir befinden uns in dem noblen Hotel Majestic und lauschen den Klängen von Victor. Anschließend erfahren wir, wie sich der Krieg in Tunis anfühlte. Die Vergangenheit nimmt in diesem Roman definitiv den Hauptteil ein. Die Gegenwart dient nur dazu, dem ganzen einen Rahmen zu geben.
Die Geschichte an sich hat mir sehr gut gefallen und enthielt viele neue Informationen für mich. Spannend war es auch, da man nur nach und nach erfährt, was 1943 alles passierte. Allerdings wurde diese Spannung durch zu viele Abschweifungen und Ausführlichkeit stark gehemmt.
Am Anfang jedes Kapitels ist eine für das jeweilige Kapitel sehr aussagekräftigte Weisheit abgedruckt. Leider werden auch im Fließtext immer wieder welche eingebaut. Das sind aber definitiv zu viele und es wirkte meist erzwungen. Durch diese ganzen Weisheiten wirkte das Ganze wie ein philosophisches Buch und nicht wie ein Roman. Durch diese Unterbrechungen verlor man beim Lesen auch leicht den roten Faden. Es hätte diese Ausschweifungen nicht gebraucht. Die Geschichte hatte auch so schon genug zu bieten!
Die Charaktere lernt man in diesem Roman recht gut kennen. Jeder Charakter kommt zu Wort und auch ihre Gedanken werden dem Leser nahegebracht. Teilweise sogar zu viel. Immer wieder folgen Selbstreflektionen der Charaktere, die wiederum mit Weisheiten gespickt sind. Das war dann eben zu viel des Gutes.
Die Umgebung, die Zeit und die gesamte Situation wird von Daniel Speck sehr gut rübergebracht und wirkt gut recherchiert. Die gesamte Atmosphäre sorgt dafür, dass man sich als Leser selbst in Tunis befindet.
Da mir die Geschichte gut gefallen hat, es mir aber zu langatmig war, vergebe ich drei von fünf Sternen. Nach „Bella Germania“ waren meine Erwartungen wohl zu hoch.

Sehr gefallen haben mir die Sätze auf Seite 267 zu Thema Fremde im eigenen Land: "Wie Hotelgäste, die kommen und gehen. Nur dass sie sich nicht wie Gäste benahmen, sondern glaubten, das Hotel gehöre ihnen."

5 Eine Reise in ein beeindruckendes Land und Leben

von (Mülheim), am 03.10.2018

Piccola Sicilia von Daniel Speck, entführt uns auf eine Reise in das Tunesien zur Zeit des zweiten Weltkrieges und in die Gegenwart, in das Leben von Nina.
Nina ist die Enkelin eines Wehrmachtsoldaten und reist auf die Bitte eines befreundeten Archäologen hin, nach Sizilien. Dort soll ein Flugzeug der Wehrmacht aus dem Meer geborgen werden. In diesem Flugzeug hätte laut der Passagierliste Nina's Großvater Moritz Reincke aus Tunesien ausgeflogen werden sollen, bevor die Alliierten Truppen Tunis erobert hatten.
In Marsala trifft Nina auf Joëlle, die behauptet, ihre Tante zu sein, ebenso Tochter von Moritz, wie es auch Nina's Mutter Anita war.
Denn laut ihrer Auskunft saß Moritz nicht in dem Flugzeug das auf dem Meeresgrund liegt, nein, sie behauptet weiter das Moritz eine zweite Familie hatte. Mit ihrer Hilfe versucht Nina nun das Familiengeheimnis um ihren unbekannten Großvater zu lüften.

Ich bin Dank der großartigen Schreibweise des Autoren ganz schnell in der Geschichte von Moritz versunken, diese wird von seiner Tochter Joëlle erzählt, die ihrer Nichte Nina berichtet was passiert ist, nachdem Moritz nach dem Krieg nicht nach Hause, nach Deutschland zurück gekehrt ist.
Mich hat die Beschreibung der Stadt Tunis zur Zeit des zweiten Weltkrieges total beeindruckt. Die Harmonie zwischen den Völkern, Rassen und Religionen war mit Sicherheit auf ihre Art einzigartig! Auch wenn ich bereits Bücher gelesen habe, die den zweiten Weltkrieg thematisiert haben, so war noch kein Buch über Tunesien und seine Zeit im Krieg dabei.
Die Geschichte die tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht, hat mich sehr berührt, nachdenklich und auch traurig gemacht .... Der Autor schreibt seine Geschichte aufgeteilt in zwei Erzählstränge. Einmal befinden wir uns in Tunis, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und nehmen am Leben der italienisch-jüdischen Familie Safarti und dem Wehrmachtssoldaten Moritz Reincke teil und im zweiten Strang erzählt uns Daniel Speck in der Gegenwart die Geschichte von Nina.
In den Momenten in denen Nina im Vordergrund der Geschichte steht, kann man als Leser erkennen, wie dicht verwoben die Schicksale von ihr und ihrem Großvater sind, wie viel Einfluß sein Verschwinden auf ihr bisheriges Leben hatte.

Ich bin von dem Buch eindeutig beeindruckt und gefangen, es ist keine Geschichte die man eben so liest und wieder vergißt. Die Geschichte hallt in mir nach....

Das Cover ist sehr schlicht und fast schon unscheinbar gehalten, macht aber Sinn wenn man in die Geschichte eintaucht und beweißt wieder einmal das man nicht nach dem Äußeren gehen sollte !!!

Ein wirklich besonderes Buch, das ich aus vollem Herzen weiter empfehlen kann.
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