Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
»Was man von hier aus sehen kann« ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan...
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Hardcover 2018 — Platz 7
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Hardcover 2017 — Platz 12
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- Spiegel Bestseller: Belletristik / Hardcover (Nr. 31/2017) — Platz 15
Mariana Leky studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Bei DuMont erschienen der Erzählband ›Liebesperlen‹ (2001), die Romane ›Erste Hilfe‹ (2004) und ›Die Herrenausstatterin‹ (2010) sowie ›Bis der Arzt kommt. Geschichten aus der Sprechstunde‹ (2013). Sie lebt in Berlin und Köln. Mit ihren ersten Erzählungen gewann sie den Allegra Preis 2000. Für den 2001 bei DuMont erschienenen Erzählband ›Liebesperlen‹ wurde sie mit dem Niedersächsischen Literaturförderpreis und dem Stipendium des Landes Bayern ausgezeichnet. 2005 wurde sie für ihren Roman ›Erste Hilfe‹ mit dem Förderpreis für junge Künstler in der Sparte Dichtung/Schriftstellerei des Landes NRW ausgezeichnet.
»Das ist ein wunderbares, kluges, amüsantes, tiefsinniges Buch. Manuela Reichart, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR
»Schmerz und Tod und Liebe sind in diesem Buch eng miteinander verflochten.« Jörg Magenau, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
»Es [ist] Mariana Leky gelungen, mit ›Was man von hier aus sehen kann‹ wohl eines der beglückendsten Bücher des Jahres zu schreiben. […] Auf jeder Seite sind mindestens drei Sätze, die man anstreichen, abschreiben oder jemandem vorlesen möchte. Judith Liere, STERN
Erscheinungsdatum | 14.07.2017 |
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Zusatzinfo | mit farbigem Vorsatz und Lesebändchen |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Maße | 135 x 210 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Buddhismus | |
Schlagworte | Alltagsfluchten • Altes Land • Amelie • Arundhati Roy • Autorin des Jahres • berührende Geschichte • Bestseller 2017 • bestseller 2018 • Bestseller 2019 • Bis der Arzt kommt • Blaues Sofa • Buch des Jahres • Buch des Jahres 2018 • Buchgeschenke • Buddhismus • buecher die man gelesen haben muss • Coming of Age • Das Ministerium des äußersten Glücks • Die fabelhafte Welt der Amelie • Die Herrenausstatterin • Dorfgemeinschaft • Dorfleben • ein Buch zum Lachen und Weinen • Ein irischer Dorfpolizist • Erinnerung • Erste Hilfe • Erste Liebe • Erwachsenwerden • Frankfurter Buchmesse • Gegenwartsliteratur • Gemeinschaft • Geschenke 2019 • Geschenke 2020 • Geschenke 2021 • Geschenke 2023 • geschenke bis 20 euro • geschenke bis 25 Euro • Geschenke Bücher • Geschenke für Frauen • geschenke für freundin • geschenke für mama • Geschenkideen • Geschenk Mütter • #Heimat • Heimat • Heimatliteratur • Heimatroman • herrenausstatterin • Identitätssuche • Japan • Kammerspiel • Karla Paul • Kloster • ländliches Setting • last minute geschenke • Lebensthemen / Lebensbewältigung; Romane/Erzählungen • Lebensweisheiten • leseempfehlung 2021 • leseempfehlung 2023 • Lesehighlights des Jahres • leserunden • Lesestoff für Ostern • Lesestoff für Weihnachten • Lesestoff für den Sommer • Lesestoff für Weihnachten • Lesetipps für den Sommer • Lesetipps für kalte Tage • Lesetipps zum Verschenken • Liebe; Romane/Erzählungen • Liebesbriefe • Liebesperlen • lieblingsbuch 2017 • lieblingsbuch 2018 • lieblingsbuch 2020 • Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen • Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels • Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels • Luzia Braun • Magischer Realismus • melancholische Stimmung • Mikrokosmos • Mönch • Mon Chéri • moncheri • Mon Chéri • Mönch • neue deutsche Heimatliteratur • niemand ist bei den Kälbern • Okapi • Optiker • Ostergeschenke • Ostergeschenke Bücher • Oster Geschenk Mütter • Osternest Geschenke • Rudi Carrell • schöne Bücher • schräge Typen • Sehnsucht nach Werten und Identität • Shortlist unabhängiger Buchhandel • Skurille Figuren • skurrile Figuren • Skurriler Humor • spiegel bestseller • Tapir • Tod eines geliebten Menschen • Trauer • Trauerbewältigung • Trauerbewältigung • Trost • Tyll • Überschaubarkeit • Unerfüllte Liebe • Urlaubslektüre • Vergangenheit • Verlust eines geliebten Menschen • was für die seele • was ich dir schon immer sagen wollte • was ich von hier aus sehen kann • was liest du • wasliestdu • Was man von hier aus sehen kann • was man von hier aus sieht • Was wir von hier aus sehen • Weihnachten Geschenk Mütter • Weihnacht Geschenk Mütter • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke 2017 • Weihnachtsgeschenke Bücher • Weihnachtsgeschenke Bücher • Weihnachtsgeschenke für Frauen • Westerwald • Westerwald; Romane/Erzähl. • WuB • zweites Gesicht |
ISBN-10 | 3-8321-9839-3 / 3832198393 |
ISBN-13 | 978-3-8321-9839-8 / 9783832198398 |
Zustand | Neuware |
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5 Der Westerwald und die weite Welt und umgekehrt
von Hennie (Chemnitz), am 06.10.2017
Die Autorin schafft eine greifbare und dichte Atmosphäre mit ihren besonderen Personen. Ich wollte einfach immer nur weiterlesen und wissen, wie es weitergeht.
Aus der Ich –Perspektive berichtet Luise von ihrer Welt, von ihrem Kosmos, der im wesentlichen aus dem kleinen Dorf im Westerwald besteht. Die Erzählung beginnt aus ihrer Sicht im Alter von 10 Jahren und endet mit Anfang 30. Der Roman ist in drei Teile gegliedert und die Kapitel haben kurze, prägnante Überschriften. Die Großmutter Selma ist für Luise der Dreh- und Angelpunkt das ganze Leben lang. Sie ist eine Erscheinung, die man sich sofort vorstellen kann, da sie Rudi Carrell ähnlich sehen soll. Selma philosophiert, reflektiert, hat scheinbar alles im Griff. Für mich stellt sie den Mittelpunkt im Roman dar.
Die kleine Gemeinde im Westerwald ist ein Abbild dessen, was uns umgibt. Das Große im Kleinen und umgekehrt!
Mariana Leky überhöht mit der Darstellung ihrer Charaktere durch deren Skurrilität, durch ihre Eigenarten. Mir brachte sie dadurch die Personen nahe. Es gab einige Sätze, die mich besonders anrührten.
S. 52 „Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt.“ (Luise als 10 jährige)
S. 235 „Wer ein Fledermausherz isst, dem tut nichts mehr weh.“ (die abergläubische Elsbeth zur verliebten Luise, um ihr zu helfen)
S. 272 „Danke, dass du mir am Ende so viele Anfänge bringst, ...und danke, dass du es mir das ganze Leben lang nicht gesagt hast.“ (Selma zum Optiker, der ihr seine unzähligen, angefangenen Liebesbriefe ans Sterbebett bringt)
Das Ende war für mich zunächst mit vielen Fragezeichen behaftet. Doch nach längerem Überlegen kam es mir dann plausibel vor. Luise wollte in die weite Welt hinaus, weil ihr das Umfeld zu klein und zu eng geworden war. Ihre Großmutter lebte nicht mehr und zwischen ihr und Frederik war durch die Masse an Briefen in all den Jahren alles gesagt. Ein offener Schluß!
Eine wirklich schön und wortgewandt erzählte Geschichte, die mir im Ergebnis sehr vertraut vorkam. Sie ist voller Metaphern, Gleichnissen und philosophischer Gedanken.
Für mich ein weiteres Lesehighlight 2017! Meine 100%ige Lese- und Kaufempfehlung!
5 Beeindruckend
von tigerbea (Essen), am 25.09.2017
5 Vom Leben, Lieben und Sterben
von Arachnophobia (Leipzig), am 17.09.2017
Die Geschichte um die Dorfgemeinschaft, in welcher die Erzählerin Luise ihre Kindheit und Jugend verbringt, wurde für mich schnell zu einem Lesehighlight des Jahres. Grund war hierfür gar nicht mal vordergründig die eigentliche Handlung, sondern vielmehr der wunderschöne Stil der Autorin. Stets mit einem leichten Hauch von Humor begleitet, der selbst in den traurigeren und tragischen Passagen nicht verlorenging und oftmals auf mich schon poetisch wirkte – auch wenn das kitschig klingen mag. Es war für mich einfach durchweg ein Genuss, dieses Buch zu lesen, selbst wenn es gegen Ende zu einer Situation kam, die mich doch in ihrer etwas unpassenden Übernatürlichkeit leicht die Stirn runzeln ließ.
Neben dem Schreibstil waren auch die Figuren eine reine Freude. Jeder Charakter ist auf seine Art speziell und ein Unikat. Bis in die kleinsten Nebenfiguren hat die Autorin hier Persönlichkeiten erschaffen, die alle irgendwie speziell, schräg, aber dennoch fast durchweg liebenswert in ihren Eigenheiten sind. Trotzdem wird die für mich unangenehme, schmale Linie zum Gekünstelten, Plakativen zum Glück nie übertreten. Natürlich sind alle Charaktere nicht unbedingt „normal“, aber genau das bildet mit der Geschichte und dem von feinem Wortwitz angereicherten Schreibstil eine wundervolle Einheit.
Letztendlich war „Was man von hier aus sehen kann“ für mich trotz aller Tragik, der kleinen und größeren Probleme, in seiner Gesamtwirkung durchaus ein Wohlfühlbuch und definitiv ein Lesehighlight 2017. Absolute Leseempfehlung für Genießer.
5 Das wirkliche Leben
von amena25, am 02.09.2017
Auf wunderbar leichte Art erzählt Mariana Leky in ihrem Roman ,,Was man von hier aus sehen kann“ vom Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Hier wächst Luise auf, mit einem Vater, der immer ,,mehr Welt hereinlassen will“ und schließlich auf Reisen in ferne Länder geht, mit einer Mutter, die immer schnell wieder los muss, dem Schulfreund Martin, der einen gewalttätigen Vater hat, und ihrer Großmutter Selma, die verlässlicher Dreh- und Angelpunkt in Luises Welt, aber auch in der ganzen Geschichte ist.
Selma erscheint hin und wieder im Traum ein Okapi, und binnen 24 Stunden stirbt jemand. Das will Selma zwar eigentlich für sich behalten, aber jeder im Dorf bemerkt Selmas Ablenkungssversuche und das ,,Geheimnis“ spricht sich sehr schnell herum. Da niemand weiß, wen der Tod ereilen wird, lassen sich die Dorfbewohner zu Handlungen oder Geständnissen hinreißen, die sie bisher ein Leben lang tunlichst vermieden haben.
Dieser Roman erzählt in drei Teilen von Luise als zehnjährigem Mädchen, als Buchhändlerlehrling in den Zwanzigern und als Frau in den Dreißigern. Im zweiten Teil begegnet sie Frederik, der Liebe ihres Lebens. Doch dieser ist ein buddhistischer Mönch und lebt in einem Kloster in Japan.
Lekys Sprache ist klar und scheinbar einfach, Luises Sicht wirkt gelegentlich etwas kindlich-naiv, um dann in einer plötzlichen Spitze oder verblüffenden Wendung den Leser zu überraschen. Ein äußerst lesenswertes und hinreißendes Buch, das einen zum Weinen und zum Lachen bringen kann, so wie das wirkliche Leben.
4 Was ich von hier aus sehen kann
von Ele (xxxx), am 01.09.2017
Familienepos aus dem Westerwald.
Luise ist die Protagonistin in dieser Geschichte. Zusammen mit ihrem Freund Martin besucht sie die Grundschule. Sie beschließt später Martin zu heiraten, weil sie findet er ist der Richtige nämlich der, der ihr „das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt“. Ihre Oma Selma ist eine besondere Frau, wenn diese von einem Okapi träumt dann stirbt jemand in ihrem Dorf, innerhalb der nächsten 24 Stunden. Jedoch weiß man nie wen dann das Schicksal ereilt. Eigentlich spricht Selma nicht gerne darüber, denn sobald die Bewohner des kleinen Westerwalddorfes von einem „Okapitraum“ erfahren, dann geht alles drunter und drüber, Geständnisse werden gemacht. Briefe werden geschrieben, aus dem Postsack wieder herausgefischt und alle haben Angst, dass es sie treffen könnte. Die Geschichte beginnt, als Selma mit einem „Hallöchen“ morgens die Küche betritt. Luise merkt sofort, dass etwas im Argen ist. Selma hatte einen ihrer ahnungsvollen Träume. Wen wird es diesmal treffen?
Die Geschichte geschrieben in der Ich-Perspektive Luises, gliedert sich in 3 Teile, wobei der erste Teil hauptsächlich den aktuellen Traum und seine Konsequenzen schildert. Jedes der Kapitel hat eine Überschrift die auf den Inhalt eingeht. Ein emotionsgeladenes Werk in wunderschöner Sprache ist der Autorin hier gelungen. Folgender Satz hat sich mir besonders eingeprägt: „Keiner ist allein, solange er wir sagen kann“. Ein Roman voller interessanter tiefgründiger Personen, die so gut beschrieben sind, dass der Leser sie geradezu vor sich sieht. Selma z.B. hat Ähnlichkeit mit Rudi Carell. Faszinierend fand ich auch den Kartoffelbrei der die unentschlossene Farbe von Marlies Unterhose hat. Die Personen im vorliegenden Roman haben irgendwie alle „ein Rad ab.“ Meine Lieblingsfigur neben Selma, war natürlich der Optiker, ein wahrer Freund und Helfer in allen Lebens- und Notlagen, der seit vielen Jahren Selma liebt und nie geschafft hat, es ihr zu gestehen. Witzig fand ich die vielfältigen Anfänge seiner Liebesbriefe. Er und Luises Oma sind die richtige, echte Familie für die beiden Kinder. Martin wird von seinem Vater geschlagen und auch Luises Eltern sind ein „Totalausfall“. Dazu die esoterische Elsbeth, Selmas Schwägerin, die immer einen abergläubischen Tipp für alle Lebenslagen parat hält, oder Palm mit seinen „Bibelzitaten“ und der buddhistische Mönch Frederik so ist jeder Charakter für sich spannend und einzigartig, ja etwas Besonderes. Nur eines gefällt mir am vorliegenden Roman nicht – es fehlt eine richtige, spannende Handlung. Es plätschert ein wenig dahin mir fehlte auch am Schluss ein zufriedenstellendes Ende.
Trotzdem eine Empfehlung für die Leser, die skurrile Familiengeschichten mögen, bei denen es auch gerne etwas übersinnlich zugehen darf. Für alle die gerne „ein bisschen Welt hereinlassen“ wollen. Dazu von mir verdiente 4 Sterne.
5 Lasst den Westerwald herein!
von Diamondgirl, am 07.08.2017
Luise erzählt uns einen Teil ihres Lebens, der zugleich auch ein Teil ihres Dorfes im Westerwald ist - wobei dem Westerwald hier keine besondere Rolle zukommt.
Die Erzählung beginnt, als Luise 10 Jahre alt ist. Ihre Großmutter Selma hat die Fähigkeit, den Tod vorher zu ahnen. Immer wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt innerhalb des nächsten Tages jemand. Sobald der Traum die Runde macht wird das kleine Dorf hektisch, denn jeder (bis auf einen) fürchtet, dass er dieser Jemand sein könnte.
Alleine diese Idee ist schon mehr als verrückt, doch es ist längst nicht der letzte grandiose Einfall, der einen zum schmunzeln bringt.
Der Aufbau und die Ausarbeitung der Charaktere macht einfach nur Spaß! Ob es Selma ist, die aussieht wie ein Double von Rudi Carrell und ständig MonCheri nascht, Marlies, die sich immer mehr in ihre Hütte verkriecht, auf jedermann schlecht zu sprechen ist und an allem etwas auszusetzen hat, die "Dorfhexe" Elsbeth, die tagein tagaus die gleichen Pantoffel trägt und sie einfach tauscht, wenn sie einseitig abgelaufen sind, Martin, dem ständig eine übereifrige Haarsträhne zu Berge steht oder der herzensgute Optiker bis hin zu Alaska, dem Irish Wolfhound, den Luises Vater ihrer Mutter schenkt, der aber letztlich mehr bei Selma oder Luise ist als anderswo. Und das sind noch längst nicht alle Mitwirkenden in diesem Buch.
Wer nun darauf hofft, dass sich in diesem Miteinander eine fortlaufende Handlung entwickelt, der hofft vergebens. Was m. E. nicht weiter schlimm ist, denn ich konnte sehr gut damit leben, mich einfach in dieses Dorf zu begeben und es in mein Herz zu lassen. Luise erzählt - erst aus der Zeit als sie 10 war, dann aus der als sie 22 war und zum Schluss aus der, als sie 32 war. Und in diesem Zeitraum ist festzustellen, dass das Dorfleben und die Menschen im großen und ganzen bleiben wie sie sind. Immer wieder tauchen Rückblicke auf, die die Menschen im Dorf verständlicher machen. Warum mancher ist wie er wurde.
Der rote Faden ist in diesem Buch das Thema Liebe und Zugehörigkeit, aber auch der selbstbestimmte Lebensweg. In jeder Altersstufe widerfährt Luise Einschneidendes. Mal tritt der Tod in ihr Leben und ein anderes Mal der Buddhist Frederik, der in Japan in einem Kloster lebt. Dennoch ist es kein rührseliges Buch, geschweige denn ein Liebesroman. Es enthält eine ganze Reihe philosophischer Ansätze, jedoch ohne belehrend zu werden. Es gibt einfach Denkanstöße.
Und es gibt wundervolle Sätze... Mariana Leky verwendet eine herrlich lebendige Sprache und dies so meisterlich, dass alleine das Lesen schon Spaß macht - egal worum es gerade geht.
Zitat S. 52:
"Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand, der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt."
Dazu kommen Wortschöpfungen, die einen schmunzeln lassen, bei denen jedoch jeder sofort weiß, was die Autorin meint (Bsp: kranzschleifenschwarz). Das Ganze wird dazu noch mit einer guten Portion Humor serviert. Es gibt immer wieder Situationen, bei denen ich wirklich lachen musste. Oft sind es ganz banale Situationen wie die beim Einzelhändler, der Kaffee to go anbietet, aber nur kurz, weil niemand sein Angebot annimmt "Wo soll ich mit dem Kaffee denn hingehen?, hatte die Frau des verstorbenen Bürgermeisters gefragt."(S. 255) Keine dumme Frage in einem Dorf...
Fazit:
Alles zusammen ergibt einen meisterlichen Roman um das Leben und Lieben schlechthin. Nie oberflächlich sondern immer in einem nachhallend mit einer ausgeprägten Liebe zur Sprache. Mir werden sie fehlen, die Leute aus dem Westerwald!
5 Die Kunst des Wörterjonglierens
von heinoko (Bad Krozingen), am 22.07.2017
Wenn die alte Selma, die aussieht wie Rudi Carell, von einem Okapi träumt, wird innerhalb der nächsten 24 Stunden jemand aus dem Dorf sterben. Und alle aus dem Dorf rüsten sich in diesem Fall auf sehr individuelle Weise, um entweder vorbereitet zu sein auf den Tod oder sich vor ihm zu verbergen.
Dieser trivial-geniale Ausgangspunkt eröffnet ein Kaleidoskop an Geschichten, an kleinen und großen Geschichten, an Geschichten, die so schmerzhaft sind, dass man ganz schnell die Seiten wegliest, bis man ein paar Seiten später all die Verletzungen einfach weglacht, und Geschichten, die so gut tun, dass man die Zeilen immer und immer wieder liest, um nichts von diesen Wohltaten je zu verlieren.
Überhaupt: Man möchte Satz um Satz festhalten und nicht mehr loslassen. Was für eine wunderbare Sprache, präzise und lyrisch in einer ungewöhnlichen Kombination. Gibt es zum Beispiel ein schwärzeres, grausameres Schwarz als das Wort „kranzschleifenschwarz“, so endgültig und tief. Oder wer hätte nicht sofort ein Bild vor Augen, wenn Teppichfliesen wie Rauhaardackelfell beschrieben werden. Ich bin fasziniert von der Autorin und ihrer großartigen Gabe, mit Wörtern zu jonglieren und uns dabei wie mit einer überaus scharf geschliffenen Brille eine prismengenaue, dabei aber unendlich tolerante Sicht auf die Welt, auf die Menschen, auf all die alltäglichen Merkwürdigkeiten um uns herum zu gewähren. Und dies nicht mit einer drögen Ernsthaftigkeit, sondern mit einer gelassenen Heiterkeit. Meisterhaft!
5 Wir sehen jetzt anders
von Kohl (Trassenheide), am 18.07.2017
"… Wenn man etwas gut Beleuchtetes lange anschaut und dann die Augen schließt, sieht man dasselbe vor dem inneren Auge noch mal, als unbewegtes Nachbild, in dem das, was eigentlich hell war, dunkel ist, und das, was eigentlich dunkel war, hell erscheint. …“ - Toller Einstieg, unglaublich, wie diese Autorin Bilder im Kopf entstehen lässt.
Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird.
Humor und Augenzwinkern schon zu Beginn des Buches, wenn man die Verbindung zwischen Okapi und Westerwald ziehen will. Das Cover hilft dabei nicht unbedingt. Zauberhaft geschrieben, lebendig, emotional, die Erzählweise von Mariana Leky ist leicht und anmutig. Manchmal fühlt man eine Art englischen Humor in ihren Zeilen.
Wir lernen Luise, Selmas Enkelin, kennen und verfolgen ihre Entwicklung vom Kind zur jungen Frau. Luise ist manchmal einsam, dann wieder glücklich - die Autorin schafft es ausgezeichnet, den unterschiedlichsten Stimmungen, nicht nur von Luise, nachzuspüren.
Man kann während der Lektüre dieses Romans viel mehr sehen als der Titel verrät; "Was man von hier aus sehen kann". Diese Geschichte bringt uns zum Schmunzeln, aber beschert uns auch interessante Erkenntnisse über unser eigenes Leben.
4 Gewöhnungsbedürftig
von küchenqueen (Essen), am 05.07.2017
Dieses Buch ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sprache und die Art der Erzählung muss erst einmal oben ankommen. Wenn diese Phase überstanden ist, kann man sich voll darauf einlassen. Die unterschiedlichen Charaktere der Dorfbewohner sind liebevoll beschrieben, aber die verwandtschaftlichen Verhältnisse zueinander erschließen sich leider erst im Laufe der Geschichte. Zu Anfang dachte ich deshalb wirklich, es gäbe einen ersten Teil, den ich nicht kenne. Als Selma ihren Heinrich trifft, hatte ich mit den Tränen zu kämpfen. Eine schönere Beschreibung für den Tod habe ich noch nie gelesen.
5 Wovon Okapis träumen
von yellowdog, am 04.07.2017
Von Anfang an überzeugen die Figuren. Nicht nur die anfangs 10-jährige Luise und ihr Freund Martin, auch besonders ihre Großmutter Selma und der Optiker, der ein guter Freund ist. Obwohl gerade die beiden eigentlich zu gut sind als das es noch glaubhaft wäre. Auch die eigentümliche Art zu reden, den die meisten der Figuren, selbst Luises Eltern haben, verwundert. Das ist vielleicht etwas übertrieben.
Spätestens als Luise dann im zweiten Teil des Buches mit Anfangs zwanzig so gut wie erwachsen ist, bin ich voll drin im Buch. Jetzt dominiert Luises Liebesgeschichte mit Frederik, einem buddhistischen Mönch.
Dann gibt es noch den Hund Alaska, der Luise in vielen Szenen begleitet. Acht Jahre später geht es weiter. Die Art der Romanaufteilung in drei Teile überzeugt voll.
Mariana Lekys Art zu schreiben ist nicht untypisch für die neue deutsche zeitgenössische Literatur und sie hat doch auch einen eigenen Stil. Es würde mich nicht wundern, wenn “Was man von hier aus sehen kann” für den deutschen Buchpreis nominiert würde.
2 Ein Okapi bringt den Tod
von StMoonlight, am 28.06.2017
Die Geschichte wird aus der Sicht von der 10jährigen Luise, Selmas Enkelin, erzählt. Der Leser begleitet Luise durch ihr Leben, wirklich spannendes passiert hier jedoch leider nicht.
Die Protagonisten sind liebenswert und sehr authentisch dargestellt: Ein Optiker der heimlich in Selma verliebt ist, eine vereinsamte Kräuterhexe die Dosenerbsen isst und natürlich auch Luises Eltern, jeder mit einer anderen Eigeneart. Teils ein wenig schrullig, aber immer liebenswert.
Der Schreibstil ist anders als gewohnt, irgendwie warmherzig, wie flüssiges Karamell. Es gibt keine wirkliche Handlung und damit fehlt auch die Motivation das Buch nicht einfach aus der Hand zu legen. Schade.
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