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Rosa Luxemburg (eBook)

Ihre politischen Ideen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
392 Seiten
Manifest Verlag
978-3-7521-3698-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rosa Luxemburg -  Wolfram Klein
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Am 5. März 2021 ist der 150. Geburtstag Rosa Luxemburgs. Das Buch gibt einen Überblick über ihr Leben und ihre Kämpfe. Im Mittelpunkt steht aber nicht ein Leben, das schon über 100 Jahre zurück liegt, sondern ihre Ideen, die heute noch hochaktuell sind. Großen Raum nehmen ihre Beträge zu Auseinandersetzungen über heute noch aktuelle Fragen ein: z.B. der Umgang mit bürgerlichen Kräften in außerparlamentarischen Bewegung, die Rolle des Parlaments, Regierungsbeteiligung, politische Massenstreiks und der Kampf gegen den Krieg. Angesichts dessen, dass marxistische Ideen heute nicht mehr so bekannt sind wie in früheren Jahrzehnten, werden dabei nicht nur die von ihr speziell entwickelten Positionen dargestellt, sondern auch marxistische Grundpositionen über den Sozialismus, die kapitalistische Wirtschaft oder die Rolle der Gewerkschaften in ihren Worten wiedergegeben. Rosa Luxemburg war ihr leben lang nicht nur Theoretikerin und Schriftstellerin. So wird in dem Buch auch auf ihre Aktivitäten in der internationalen Arbeiter*innenbewegung eingegangen.

Wolfram Klein (geboren 1967) lebt in Stuttgart-Bad Cannstatt. Er ist Autor verschiedener Bücher und Broschüren im Manifest Verlag. Er promoviert zur Geschichte des Trotzkismus nach dem Zweiten Weltkrieg und betreibt die Website Sozialistische Klassiker 2.0. Klein ist Mitglied im Bundesvorstand der Sozialistischen Organisation Solidarität - Sol.

Wolfram Klein (geboren 1967) lebt in Stuttgart-Bad Cannstatt. Er ist Autor verschiedener Bücher und Broschüren im Manifest Verlag. Er promoviert zur Geschichte des Trotzkismus nach dem Zweiten Weltkrieg und betreibt die Website Sozialistische Klassiker 2.0. Klein ist Mitglied im Bundesvorstand der Sozialistischen Organisation Solidarität - Sol.

1. Rosa Luxemburgs Verständnis des Sozialismus


Rosa Luxemburgs Jugend

Sie wurde am 5. März 1871 als jüngstes von fünf Kindern von Eliasch und Lina Luxenburg im Landstädtchen Zamość im Gouvernement Lublin im damaligen Russisch-Polen geboren. Später schrieb sie ihren Nachnamen Luxemburg. Da es im Polnischen mit wenigen Ausnahmen wie Fremdwörtern kein „x“ gibt, wird in Polen ihr Name meist „Luksemburg“ geschrieben, diese Schreibweise haben weder sie noch ihre Familie verwendet. Ihre Vornamen schrieb sie polnisch Róża oder deutsch Rosa (oder Rosalie, Rosalia). Ihr Vater war Holzhändler, er war in Deutschland zur Schule gegangen und hatte Geschäftskontakte dorthin. Er war ein Maskilin, ein Anhänger der jüdischen Aufklärung (Haskala), die im späten 18. Jahrhundert vor allem in Deutschland entstanden war und das Judentum mit den Ideen der französischen Aufklärung verbinden wollte. Er verstand sich nicht als Angehöriger einer „jüdischen Nation“, sondern als Pole jüdischen („mosaischen“) Glaubens. Ihre Mutter war stärker religiös, nach Rosas Aussage hielt sie „nebst Schiller die Bibel für der höchsten Weisheit Quell“.1 Zugleich macht das Zitat deutlich, welchen Stellenwert neben der polnischen die klassische deutsche Literatur in ihrem Elternhaus hatte.

Dass ihr Vater Händler war, hieß keineswegs, dass er vermögend gewesen wäre. In einem Brief erwähnte sie, dass er „völlig von seinen armseligen Groschengeschäften abhängig“ sei.2

1873 zog die Familie nach Warschau. Als Rosa fünf Jahre alt war, erkrankte sie an einem Hüftleiden und musste ein ganzes Jahr das Bett oder zumindest das Zimmer hüten. Dort brachte sie sich selbst lesen und schreiben bei. Von da an gehörten Lesen und Briefeschreiben zu ihren Leidenschaften. Als Folge der Krankheit hinkte sie ihr Leben lang. Sie versuchte nach Kräften, ihre Gehbehinderung zu überspielen.

Zuerst wurde sie zu Hause unterrichtet. Ab 1880 besuchte sie das II. Mädchengymnasium in Warschau. Polen war 1772, 1793 und 1795 zwischen den Nachbarstaaten Preußen, Russland und Österreich schrittweise aufgeteilt worden. 1806 besetzte der französische Kaiser Napoleon I. Teile Polens und stellte ein Herzogtum Warschau als Aufmarschbasis zum Krieg gegen Russland her. Nach den Niederlagen Napoleons wurde auf dem Wiener Kongress 1815 ein „Königreich Polen“ geschaffen, dessen König aber im „Hauptberuf“ der Zar von Russland war (weshalb es auch „Kongress-Polen“ oder „Russisch-Polen“) genannt wurde. 1906 schilderte sie die Verhältnisse im zaristischen Russland in einer populären Schrift so: „Ein dreiviertel Jahrhundert herrschte in unserem Lande ebenso wie in ganz Russland unumschränkt der Absolutismus, das heißt, das despotische [tyrannische] zaristische Regime. Unter diesem Regime war die Willkür des Einzelnen auf dem Thron – auch wenn er ein Halbidiot war – Gesetz für hundertdreißig Millionen. Der selbstherrliche Zar verfügte durch seine Beamten und mit Hilfe der Kosakenknute über Besitz, Freiheit und Leben der Bevölkerung. Der Zar setzte mit seinen Beratern die Steuern willkürlich fest, vergeudete eigenmächtig das dem Volk geraubte Geld für Militär, für die Bürokratie und die Popen [russisch-orthodoxe Geistliche], verwickelte den Staat in verbrecherische Kriege, in denen Hunderttausende von Menschen, die Blüte der männlichen Bevölkerung, einen elenden Tod erlitten. Die gesamte Bevölkerung war Jahrhunderte hindurch aller politischen Rechte und Freiheiten beraubt, sie befand sich in der Sklaverei der zaristischen Regierung.“3

Die begrenzte Autonomie, die das Land zunächst genoss, wurde nach der Niederlage des Aufstands von 1831 beseitigt. In den folgenden Jahrzehnten betrieb der russische Zarismus eine brutale Russifizierungspolitik. Als Rosa Luxemburg zur Schule ging, waren die höheren Lehranstalten vor allem russischen Beamten- und Offizierskindern vorbehalten. Die wenigen polnischen und jüdischen Kinder, die zugelassen wurden, mussten auch untereinander in der Schule Russisch reden. Wenn sie beim Polnisch-Reden ertappt wurden, drohten Strafen bis hin zum Schulverweis.

Rosa Luxemburg gilt zu Recht als konsequente Internationalistin. Das heißt aber keineswegs, dass sie gegenüber der nationalen Unterdrückung gleichgültig gewesen wäre. 1905 schrieb sie: „Der Arbeiterklasse ist die nationale Sache bei uns nicht fremd und kann es nicht sein, es kann ihr die in ihrer Barbarei unerträglichste Unterdrückung nicht gleichgültig sein, da sie gegen die geistige Kultur der Gesellschaft gerichtet ist. Zur Ehre der Menschheit in der Geschichte aller Zeiten steht fest, dass sogar die unmenschlichste Unterdrückung der materiellen Interessen nicht fähig ist, so fanatischen, flammenden Aufruhr und Hass hervorzurufen, wie Unterdrückung im Bereich des geistigen Lebens, wie religiöse oder nationale Unterdrückung.“4

Die nationale Unterdrückung im zaristischen Russland beschrieb sie so: „Eines der ältesten Mittel der Herrschaft des Despotismus im russischen Reich bestand darin, systematisch Hass zu säen und Kämpfe zwischen den verschiedenen vom Zarismus unterworfenen Nationalitäten zu provozieren. Ganze Jahrhunderte hindurch verfolgte der Zarismus mit Hilfe verschiedener Ausnahmegesetze, seiner knechtischen Beamten und käuflichen Schreiberlinge alle fremden Nationalitäten: Polen, Litauer, Juden, Finnen, Ruthenen [Ukrainer]. Durch ein ganzes System von Ausnahmegesetzen wurde versucht, das geistige Leben und die Kultur, das heißt Sprache, Literatur und Kunst, der dem Zarismus untertanen Nationalitäten zu vernichten. Um nationalen Hass zu säen, organisierte das Zarenregime sogar mit Hilfe der Polizei Raub und Mord, hetzte den Abschaum der Gesellschaft gegen die Juden im Süden Russlands, in Polen und in Litauen, gegen die Armenier im Kaukasus. Die Regierung der Knute [Peitsche] bemühte sich, durch die Entfachung des brudermörderischen Kampfes zwischen verschiedenen Gruppen der ihr untertanen Bevölkerung von sich abzulenken, damit sie umso ruhiger über die Menschen aller Nationalitäten herrschen kann.“5

Aber auch in Preußen prangerte sie die nationale Unterdrückung der polnischen Minderheit an. 1900 schrieb sie dazu eine ganze Broschüre „Zur Verteidigung der Nationalität“.6

Die Folge der Unterdrückung in Russisch-Polen war, dass Schüler*innen sich heimlich trafen und diese Treffen dann schnell den Charakter von politischen Oppositionsgruppen annahmen. In dem geheimen Fortbildungszirkel an ihrer Schule kam Rosa mit den oppositionellen politischen Organisationen und Ideen in Polen in Kontakt.

Allerdings gelang es der gewaltsamen Russifizierungspolitik nicht, ihr die Liebe zur russischen Sprache und Literatur zu vergällen. Sie schätzte die russischen Schriftsteller und im Ersten Weltkrieg verfasste sie eine Übersetzung der Autobiographie des auf Russisch schreibenden Schriftstellers Korolenko.

Die nationale Unterdrückung verhinderte nicht, dass sich die polnische Wirtschaft entwickelte und Polen zum kapitalistisch entwickeltsten Teil des zaristischen Reiches wurde. In ihrer Doktordissertation schrieb sie über das Vierteljahrhundert nach 1870: „Die ganze äußere Erscheinung des Landes hat sich in 25 Jahren von Grund aus verändert. In der Mitte wuchs das kleine Städtchen Łódź rasch zu einem großen Textilindustriezentrum, zum „polnischen Manchester", auf mit dem typischen Aussehen einer modernen Fabrikstadt – einer Unzahl von dicht aneinandergereihten rauchenden Fabrikschloten, einer fast ausschließlich aus dem Fabrikpersonal bestehenden Bevölkerung und einem ausschließlich um die Industrie und den Handel sich drehenden, von Fabrikpfeifen geregelten städtischen Leben. Man findet hier eine Reihe Riesenetablissements, unter denen die Manufaktur Scheibler mit ihren 15 Mill. jährlicher Produktion und 7000 Arbeitern den ersten Platz behauptet. Im südwestlichen Winkel des Landes, an der preußischen Grenze, schoss, wie aus der Erde hervorgezaubert, ein ganzer neuer Industrierayon auf, wobei Fabriken inmitten von Wald und Flur auftauchten, der Bildung von Städten vorausgehend und von vornherein alles um sich gruppierend. In der alten Hauptstadt Warschau, dem Sammelpunkt aller Handwerke, hob sich das Handwerk mächtig empor. Zugleich fällt es aber vielfach unter die Herrschaft des Kaufmannskapitals. Kleine und mittlere selbständige Betriebe lösen sich in Hausindustrie auf, und in den Vordergrund treten als Sammelbecken für die Kleinproduktion große Magazine fertiger Handwerkswaren. Der Handel des ganzen Landes konzentriert sich hier auf der Börse und in zahlreichen Bank- und Kommissionsgeschäften. Die Vorstadt von Warschau, Praga, wurde zum Zentrum einer großen Metallindustrie, und die riesige Leinwandfabrik Zyrardów bei Warschau mit ihren 8000 Arbeitern verwandelte sich in ein eigenes Städtchen.“7

Eine Begleiterscheinung dieser wirtschaftlichen Entwicklung war die Entstehung einer Arbeiter*innenbewegung in Polen. 1882 wurde die „Sozialistisch-Revolutionäre Partei Proletariat“ (meist „Proletariat I“ genannt) gegründet. Sie gab in Polen illegal und im Schweizer Exil Zeitschriften heraus. 1883/84 wurde sie durch eine Verhaftungswelle dezimiert und 1886 endgültig zerschlagen. Viele Mitglieder wurden zu Zwangsarbeit und Verbannung verurteilt, vier wurden hingerichtet. Wie eng Rosas Verbindung zu dieser Organisation in ihrer Schulzeit schon war, ist nicht sicher. 1887 schloss sie die Schule mit einem Zeugnis ab, in dem sich die Noten fünf (ausgezeichnet) und vier (sehr gut) abwechselten.

1887/88 versuchten polnische Revolutionär*innen, die Partei wieder aufzubauen....

Erscheint lt. Verlag 6.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Kommunismus • KPD • Marxismus • Novemberrevolution • Sozialdemokratie • Sozialismus • SPD
ISBN-10 3-7521-3698-7 / 3752136987
ISBN-13 978-3-7521-3698-2 / 9783752136982
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