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Wenn sich das Leben anders entscheidet (eBook)

Von Schicksal und Neubeginn

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
132 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6941-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn sich das Leben anders entscheidet -  Sabine Eich
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In ihrem vierten Buch widmet sich Sabine Eich verschiedenen Schicksale. Sie erzählt ergreifende Geschichten, die man in der Gesamtschau in dieser Form nicht kennt. Viele Menschen haben eine Vorstellung von ihrem Leben: Heiraten, eine Familie gründen oder einfach nur in Frieden leben. Doch was, wenn plötzlich alles anders kommt? Wenn das Leben eine andere Wendung nimmt? Wer über eine hohe Selbstwirksamkeit verfügt, kann in seinem Leben viel steuern und gestalten. Auf das Schicksal jedoch haben wir keinen Einfluss. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen, wenn Träume zerplatzen, wir einen nahestehenden Menschen oder all das verlieren, was für uns Heimat und Familie bedeutet. Dieses Buch soll zeigen, dass es Hoffnung und Möglichkeiten der Bewältigung gibt. Es soll Menschen, die solche oder ähnliche Schicksalsschläge erlebt haben, das Gefühl geben, nicht alleine zu sein, und ihnen eine Idee vermitteln, wie sie wieder nach vorne schauen können.

Sabine Eich, Heilpraktikerin für Psychotherapie, arbeitet als Sport-Mentaltrainerin und Coach in eigener Praxis. Ihre fundierte Coachingausbildung absolvierte sie am Milton-Erickson-Institut in Bonn und bedarf einer lösungs- und ressourcenorientierte Haltung und Arbeit. Ihr Angebotsspektrum umfasst Einzelcoachings, Teamentwicklung, Businesscoachings sowie Vorträge und Workshops. Ihrer Überzeugung nach gilt es, die Leistung der Menschen in heraufordernden Situationen zu würdigen und als Ressourcen zu sehen. Seit über zehn Jahren begleitet sie erfolgreich Sportler, Trainer und Teams im mentalen Trainingsbereich sowie Menschen in ihren alltäglichen und beruflichen Herausforderungen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit stellt die Erstellung von Konzepten zur zielgenauen Durchführung verschiedener Trainings und Maßnahmen in Sport und Business dar. Wie schaffen es Menschen, nach und mit Schicksalsschlägen weiterzuleben? Diese Frage führte sie zu der Idee ihres mittlerweile vierten Buches.

Auf der Suche nach der Zukunft: Ahmeds lange Reise

Wer Ahmed begegnet, bemerkt sofort seinen wachen und interessierten Blick. Er zeigt sich anderen auf eine sehr angenehm zurückhaltende und doch offene Art und Weise. Man spürt sein echtes Interesse an Menschen. Ahmed kann Menschen ohne Vorurteile begegnen. „Ich bin so erzogen, dass ich niemanden verurteile, bevor ich mit ihm gesprochen habe. Man kann nie verallgemeinern.“ Menschen, so sagt er, haben Vorurteile, da sie sich mit anderen und ihren Umständen nicht auseinandersetzen.

Freundlich, hilfsbereit, bescheiden, intelligent sind Adjektive, die man ihm schnell zuordnet. Er spricht so ausgezeichnet Deutsch, dass man auf die Idee kommen könnte, er lebte schon Jahrzehnte hier. Nichts lässt vermuten, wie sehr seine Lebenspläne Jahre zuvor durcheinandergewirbelt wurden und wie lange eine Reise von 4.000 Kilometern dauern kann.

Ahmed wurde am 1. Januar 1991 in Homs, der drittgrößten Stadt Syriens, geboren. Dort, im Herzen des Landes, ist er mit einem Bruder und vier Schwestern aufgewachsen. Gerechtigkeit spielte so eine große Rolle für ihn, dass er schon immer Rechtsanwalt werden wollte.

Nach seinem Abitur 2010 beschloss Ahmed, zu einem Freund nach Südkorea zu fliegen. Er brach auf, um ein anderes Land kennenzulernen, zu arbeiten, Geld zu verdienen und selbstständiger zu werden. Zu diesem Zeitpunkt deutete nichts darauf hin, welche Wende seine Reise nehmen und dass er europäische Länder auf eine Art und Weise kennenlernen würde, wie es sich die meisten Menschen nicht vorstellen können. Nichts ließ vermuten, dass er seine Familie ein ganzes Jahrzehnt nicht wiedersehen würde. „Du fährst einmal weg, denkst, du arbeitest und kommst zurück, aber du kommst nicht mehr zurück.“

Während er in Südkorea war, verschärfte sich die Lage in Syrien. 2011 brach der Krieg aus. Der ursprüngliche Plan, vor seinem Jurastudium in Ägypten wieder zu seiner Familie zurückzukehren, wurde damit zunichtegemacht. Eine Einreise in seine Heimat wäre auf die Wahl zwischen Töten oder Getötetwerden hinausgelaufen. „Ich möchte niemanden umbringen und ich möchte auch nicht umgebracht werden.“

Er verließ Südkorea nach acht Monaten, auf direktem Weg nach Ägypten, um an der Zagazig-Universität sein Jurastudium aufzunehmen. Das erste Semester war zu diesem Zeitpunkt bereits beendet. Ahmed holte den Lernstoff innerhalb eines Monats auf und bestand die Prüfung. Nach dem Grundstudium spezialisierte er sich auf Internationales Recht, „das wird überall gebraucht“. Zu diesem Zeitpunkt hatte er fast ein Jahr keinen Kontakt zu seiner Familie.

2013 verschlechterte sich die politische Lage in Ägypten durch den Militärputsch zunehmend. Er bekam Angst, Todesangst. Es gab keine Sicherheit mehr auf der Straße. „Du läufst auf der Straße und kannst einfach erschossen werden, ohne dass sich jemand darum kümmert. Du siehst in den Nachrichten, wie die Leute auf der Straße sterben.“ Ahmed beschloss, von jetzt auf gleich zu flüchten: „Nur mit meiner Hose, einem T-Shirt, meinem Pass und Geld. Ich habe keinen Koffer mitgenommen, nichts.“ Er ist zum Flughafen gefahren und in die Türkei geflogen. Dort landete er in einem Flüchtlingslager, traf auf Flüchtlinge aus Syrien und war froh, dass sie seine Sprache sprachen. Viele erzählten von ihren furchtbaren Erlebnissen in ihrer Heimat: Wie Menschen einfach auf der Straße verblutet sind und sie daran vorbeigehen mussten. Ahmed ist dankbar, dass er das nicht gesehen und erlebt hat.

Im Lager engagierte er sich – in Zusammenarbeit mit UNICEF – und lehrte den syrischen Flüchtlingskindern die arabische Sprache, „damit sie nicht verloren geht“. Zu diesem Zeitpunkt war er 24 Jahre alt. „Ich hatte viel aufgegeben, aber ich wollte nicht aufhören zu träumen. Ich hatte immer meine Träume und wollte sie nicht einfach so verschwinden lassen.“

So schloss er sich 2015 den Flüchtlingsgruppen an, die nach Griechenland fliehen wollten. Keine einfache Entscheidung. In den Nachrichten hörte er immer wieder von Flüchtlingen, die die Flucht nicht überlebten und im Meer ertranken. „Du weißt nicht, was auf dich zukommt.“ In einem Garten versammelten sie sich und kontaktierten die Schlepper. Diese versprachen ein Boot von sieben Meter Länge für zehn bis zwölf Menschen. Es wurde gehandelt. In kleinen Bussen gelangten sie nach einer Fahrt durch die Wälder nach Izmir. Hier bauten die Flüchtlinge die Schlauchboote selbst zusammen, die sie nach Kos bringen sollten.

Statt der versprochenen zehn bis zwölf Menschen mussten auf einmal fünfzig Leute auf ein Boot. Manche wollten nicht auf die völlig überladenen Boote, viele konnten nicht schwimmen. Es gab kein Zurück: „Entweder man steigt ein oder man wird erschossen.“ Egal ob Mann, Frau oder Kind.

Die Boote legten am frühen Morgen los. „Das Meer war ruhig, aber manche Wellen machten uns Angst. Man konnte nur den Mond sehen. Wir durften kein Handy oder Licht anschalten.“ Gebete halfen ihnen, spendeten Kraft. Ahmed wollte nur eine Zukunft. Dieser Wille ließ ihn auch die zweite Flucht und alles, was noch folgen sollte, überstehen.

Er kam an in einem Land, dessen die Sprache er nicht verstand und in dem er nichts machen konnte, außer zu warten, bis die Dokumente ausgestellt wurden, mit denen er es verlassen durfte. Er schlief tagelang auf der Straße, zusammen mit Hunderten anderen Flüchtlingen, wurde immer wieder von der Polizei verjagt. Schließlich ließ man sie in ein Stadion. Nach achtzehn Tagen verließ er Kos mit dem Schiff Richtung Athen. Von hier aus fuhr er ein paar Stationen mit der U-Bahn und begab sich in Gruppen unterschiedlicher Nationalitäten zu Fuß Richtung Mazedonien. Nachts schliefen sie im Wald, tagsüber liefen sie nach GPS. Ahmed weiß nicht mehr wie viele Tage: „Ich hatte kein Gefühl mehr für Zeit.“

In Mazedonien trafen sich Tausende von Menschen aus verschiedenen Ländern. „Das waren so viele Menschen, das war ein Volk.“ Von dort ging die Flucht weiter mit dem Zug an die serbische Grenze. Für manche gab es keinen Platz mehr, doch viele Abgewiesene stiegen durch die offenen Fenster, bis sich die Menschen im Zuginneren stapelten. An der Grenze angekommen, ging es weiter mit dem Bus nach Belgrad in das dortige Flüchtlingslager. Dort wartete er wieder zwei Tage, bis er das notwendige Dokument erhielt, um das Land verlassen zu können.

Von Belgrad aus ging es weiter zu Fuß durch den Wald an die Grenze zu Ungarn. Hunderte Flüchtlinge warteten in kleinen Gruppen, bis es Abend war, um unentdeckt die Grenze überschreiten zu können. Sein Ziel war Budapest – von hier aus gelangte man problemlos nach Österreich und von dort nach Deutschland. Ahmed wusste: „Dann sind wir in Sicherheit, dann ist alles gut.“

Es dauerte ein paar Tage, bis sich für die fünfköpfige Gruppe um Ahmed die Gelegenheit ergab, einen Schlepper anzusprechen. Nach einigen Verhandlungen war er bereit, ihnen ein Auto zu organisieren. Während Ahmed auf das Auto wartete, erwischte ihn ein Polizist und packte ihn fest am Arm. Er konnte sich losreißen und rannte in den Wald. „Mein Herz hat in der Sekunde hundertmal geschlagen. Ich wusste nicht, dass Menschen andere Menschen verfolgen.“ Sie mussten weitere zwei Tage warten, bis sich die Lage wieder beruhigt hatte. Nachts sahen sie die grellen, weißen, blendenden Lichter der Polizeiautos. Alle lebten in ständiger Angst, entdeckt zu werden, schliefen im Wald, lagen möglichst flach auf dem Boden, um nicht gesehen zu werden.

Nach zwei Tagen ergatterten sie endlich einen Fahrer, der die riskante Fahrt übernahm, und zwängten sich zu fünft in den Wagen. Auch wegen der sichtbaren Überfüllung liefen sie Gefahr, erwischt zu werden. Schließlich entdeckte ein Polizeiwagen das Auto und gab dem Fahrer das Zeichen zu stoppen. „Der Taxifahrer gab Gas, die Polizei gab Gas. Wenn wir einen Unfall gebaut hätten, wären wir alle tot gewesen. Was sollte uns die Polizei hier schon tun?“ Auf Drängen der Insassen stoppte der Fahrer. „Ich dachte: Wir kommen ins Gefängnis, müssen unsere Fingerabdrücke(6) abgeben und werden entlassen.“ Ahmed sollte eine andere Erfahrung machen. Alle mussten sich auf den Boden legen. Sie hatten Angst. Sie wurden auf das Brutalste mit dem Schlagstock traktiert. Sie riefen: „Warum schlagt ihr uns, wir sind doch nur Menschen?“

„Ich wäre lieber aus dem Auto gesprungen, als geschlagen zu werden“, wird Ahmed später sagen, und: „Ungarn war richtig, richtig schlimm, die schlimmste Sache, die ich im Leben erlebt habe. Das werde ich nie vergessen. Ich hätte nicht gedacht, dass das in Europa möglich ist.“

Schließlich wurden die fünf in das Polizeiauto verfrachtet. Hier mussten sie im Zwischenraum der Sitze, „wo sonst die Hunde hocken“, wie zusammengeschnürte Pakete kauern. Sie wurden ins Gefängnis gebracht, wo bereits Hunderte Flüchtlinge untergebracht waren....

Erscheint lt. Verlag 14.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Bücher über Lebensführung • Buch Trauerbegleitung Trauerhilfe • Buch über Hoffnung • Erfahrungsbericht Lebenskrise • Famile und Zusammenhalt • Geistiges Wohlbefinden • Geschichten über das Schicksal • Hilfe zur Selbsthilfe • Lebenshilfe • Lebenskrise • Medizinische Biografien & Erinnerungen • Motivation in schweren Zeiten • Neuanfang, Neubeginn, Lebenswende • neue Perspektiven • Psychologie & Lebensgestaltung • Ratgeber • Ratgeber Lebenshilfe • Ratgeber Trauer • Ratgeber Umgang mit Trauer • Ratgeber Verlustbewältigung • Sammlung Lebensgeschichten • Schicksal • Sterbebegleitung Bücher • Tatsachenberichte Unfall Krankheit • Tod & Traue • Tod & Trauer • Trauer • Umgang Diagnose Krankheit • Umgang mit Schicksalsschlägen und Verlusten • Umgang mit Sterben und Tod • Umgang mit Veränderungen • Verlust und Trauer
ISBN-10 3-7562-6941-8 / 3756269418
ISBN-13 978-3-7562-6941-9 / 9783756269419
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