Versorge dich selbst (eBook)
240 Seiten
Riva Verlag
978-3-95971-305-4 (ISBN)
Eliz Simon ist Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in einer alten Mühle im baden-württembergischen Hohenlohe, wo sie fünf Hektar Weideland bewirtschaftet. Mit den Erzeugnissen ihres Nutzgartens und dem Fleisch und der Milch ihrer kleinen Schafherde versorgt sie ihre Familie weitgehend selbst.
Eliz Simon ist Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in einer alten Mühle im baden-württembergischen Hohenlohe, wo sie fünf Hektar Weideland bewirtschaftet. Mit den Erzeugnissen ihres Nutzgartens und dem Fleisch und der Milch ihrer kleinen Schafherde versorgt sie ihre Familie weitgehend selbst.
Für fortgeschrittene Selbstversorger
Ihr eigenes Milchvieh
»Erkundigen wir uns nach dem wilden Schafe, aus welchem das unsrige und Jaakobs Herdenschaf einst gezüchtet worden, so wird uns bedeutet, dass es ausgestorben ist. Längst kommt es nicht mehr vor. Seine Verhäuslichung muss sich in den Tagen des Set vollzogen haben, und die Züchtung des Pferdes, des Esels, der Ziege und die des Schweines aus dem wilden Eber … ist desselben nebelhaften Datums. Unsere geschichtlichen Aufzeichnungen reichen ungefähr siebentausend Jahre zurück; während dieser Zeit ist jedenfalls kein wildes Tier mehr nutzbar und häuslich gemacht worden. Das liegt vor jeder Erinnerung.«
Thomas Mann, Joseph und seine Brüder
Ach, wäre das schön, wenn die Milchflaschen und die Joghurtbecher und die Butterpackungen ebenso im Garten wachsen könnten wie der Salat, die Kartoffeln und die Karotten! Stattdessen muss Milch gemolken werden, und das Tier, das gemolken wird, frisst Salat und Karotten genauso gern wie wir, sodass man dafür noch einen zweiten Extragarten anlegen muss. Eigentlich ist es aber kein Garten, sondern eine ausgewachsene Weide, und sie ist auch nicht so klein wie unser Kartoffelacker, sondern eine richtig große Wiese, auf der man dann sogar noch Heu machen muss. Diese Tiere sind gefräßig, und will man viel Milch haben, so braucht man hektarweise Wiesen und Maschinen und einen Stall und viel Zeit und kann eigentlich gar nichts anderes mehr machen …
Aus pflanzlichen Produkten entstehen tierische Produkte. Pflanzen von Grünland werden durch das Tier verwandelt (veredelt): in Milch, Fleisch und Eier. Dabei werden zum Füttern mehr pflanzliche Kalorien eingesetzt als hinterher entstehen. Schweine zum Beispiel fressen dreimal mehr Kalorien, als ihr Fleisch anschließend an Brennwert enthält. Für ein Kilogramm Schweinebraten mit 2000 Kalorien hat das Schwein demnach umgerechnet 6000 Kalorien pflanzliches Futter zu sich genommen. Bei Kühen, die länger leben und erst im Alter von zwei Jahren das erste Mal kalben und damit überhaupt »nutzbar« werden, ist das Verhältnis noch höher, nämlich 7:1. Zu den Produktionskosten kommen der immense Aufwand an menschlicher Arbeitskraft, Flächenbewirtschaftung, Investitionen in Gebäude und Maschinen usw. All das müsste dafür sorgen, dass Milch, Käse und Fleisch ihren Preis haben, wenn nicht gar richtig teuer sind – dass das Gegenteil der Fall ist, wissen wir. Ein Kilogramm Billigwurst (die eigentlich ein aus Fleisch zum zweiten Mal veredeltes Produkt ist) kostet oft nicht mehr als der Kilopreis eines qualitativ einigermaßen hochwertigen Kopfsalates. Man kann sich leicht vorstellen, unter welchen Umständen solches Fleisch hergestellt wurde – dass dabei das Tier und seine Bedürfnisse überhaupt keine Rolle spielen, ebenso wenig wie die Belange der Natur, ist eigentlich schlicht logisch.
Viele Menschen wissen oder ahnen zumindest, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann, wenn Fleisch oder Milch zu Tiefstpreisen verschleudert werden. Das Misstrauen der Kunden beim Einkauf ist nur ein kleiner Teil des neu entstandenen Bewusstseins – die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre haben auch den gnadenlosen Wettbewerb im großen Bereich der Lebensmittelproduktion offengelegt. Da wollen viele nicht mehr mitmachen und versuchen, neue Wege zu gehen. Vor allem junge Menschen in den Großstädten verzichten nicht nur völlig auf Fleisch, sondern überhaupt auf tierische Produkte – sie bringen die Produktion ihrer Nahrungsmittel in Zusammenhang mit einer lebenswerten Umwelt und damit direkt mit ihrer eigenen Zukunft.
Es ist kein Geheimnis, dass es gesünder und auch ethisch angebracht ist, sehr viel weniger Fleisch zu essen, als wir Deutschen es im Allgemeinen tun. Hinzu kommt, dass die weltweit immer knapper werdende Ackerfläche einen hohen Fleischkonsum eigentlich gar nicht zulässt, da die für Tierfutter genutzten Flächen der Versorgung für den Menschen nicht mehr zur Verfügung stehen (vergleiche dazu Kapitel »Wie viel Erde braucht der Mensch?«, S. 12).
Dennoch, das ist zumindest meine Überzeugung, braucht niemand ein »schlechtes Gewissen« zu haben, wenn er Käse (und in Maßen auch Fleisch bzw. Wurst) aus biologischer Produktion konsumiert, im Gegenteil: der im süddeutschen Raum geläufige Spruch »Mosttrinker sind Naturschützer« (weil durch den Konsum von heimischem Apfelsaft die Streuobstwiesen geschützt werden) kann durchaus umgewandelt werden, zum Beispiel in »Biomilchtrinker sind Naturschützer«. Denn jeder Hektar, der biologisch bebaut wird, bleibt lebendig, ist unverseucht und frei von Glyphosat, kräuterreich, artenreich und bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Er ist intakte Natur. Diese Flächen sind ungeheuer wichtig, je mehr es davon gibt, umso besser, jedes kleine Fleckchen kann dazu beitragen.
Millionen kleine Fleckchen gibt es in Deutschland. Vielleicht bauen Sie auf Ihrem »Flecken« bereits Gemüse an, und Sie haben Lust oder Gelegenheit, noch mehr daraus zu machen? Vielleicht steht ein Wieschen zum Verkauf, dessen reizvolle Lage Sie lockt? Vielleicht ist es sogar Ihr Traum, Ihr eigenes »Milchvieh« zu halten, einfach weil Sie Tiere mögen und es lieben, mit ihnen umzugehen? Oder Sie haben Zeit und Spaß daran, Ihre Lebensmittel selbst zu produzieren, Milch zu melken oder Käse zu machen? Oder Sie möchten gesund leben und vertrauen vor allem dem, was Sie selbst gemacht haben? Oder Ihre Kinder quengeln, weil sie ein Haustier haben wollen? Sehr häufig entsteht die Überlegung nach einem Weidetier auch aus dem Wunsch nach einem »vierbeinigen Rasenmäher«. Beispiel: Ihr Onkel hat Ihnen ein Grundstück vererbt, und Sie sind ratlos, was damit geschehen soll, weil das Gras wächst und wächst und wächst …
Tatsächlich haben viele Menschen einen großen Garten oder in der Nähe ihres Wohnortes ein kleines Obstwieschen, und sie wissen nicht, was man daraus machen könnte, und grübeln, wie es weitergehen soll. Vor allem das Gras ist das Problem. Es ist Mai, man kommt auf die Wiese, das Gras steht hüfthoch, es ist zum Verzweifeln … Ein Schaf muss her!
Tiere können unser menschliches Dasein unglaublich bereichern. Mit Tieren kann man kuscheln und auf diese Weise einen sozialen Nutzen aus ihnen ziehen. Oder man verwertet ihre Milch, ihr Fleisch, dann ist der Nutzen wirtschaftlicher Natur. Ideal ist, wenn ein Tier wahlweise beide Rollen übernehmen kann. Bei einem wolligen Schaf kann das durchaus der Fall sein. Aber ist es auch ein geeigneter Rasenmäher? Nein! Schafe und Ziegen sind beim Fressen äußerst wählerisch und fressen nicht alles. Vielmehr zupfen sie sich das Beste heraus und lassen den Rest einfach stehen – meist das, was wir Menschen ebenfalls nicht lieben, wie zum Beispiel Brennnesseln oder bittere, harte, langstielige Kräuter Selbst die in Schleswig-Holstein und Sachsen zur Deichpflege eingesetzten Schafe dienen weniger dem Kurzhalten des Grases (das nach der Beweidung in der Regel nachgemäht wird), sondern der Befestigung des Bodens. Von einem Schaf heißt es, es habe einen giftigen Biss, doch einen goldenen Tritt. Tausend Klauen einer Schafherde wirken darum wie eine schwere Walze, die den Boden des Deichs verdichtet und ihn auf diese Weise sicher macht gegen Sturmfluten und Überschwemmungen.
Rasenmäher sind sie jedenfalls nicht, die kleinen Wiederkäuer, das Gras muss im Gegenteil nachgemäht und die Weide gut gepflegt werden. Auch sonst machen Schaf und Ziege sicherlich mehr Arbeit, als man sich zunächst vorstellen mag. Jeder Grundstücksbesitzer sollte vorab gut abschätzen, wie viel Platz und Möglichkeiten er oder sie hat und wie es um seine Kräfteressourcen bestellt ist. In diesem Buch soll es deshalb nicht darum gehen, mahnend den Finger zu heben, nur perfekteste Bedingungen gelten zu lassen und ansonsten vor der Tierhaltung zu warnen. Im Gegenteil, ich bin selbst Schäferin seit vielen Jahren und möchte Mut machen, sich auf ein Zusammenleben mit Tieren einzulassen, denn Tiere machen glücklich.
Bevor Sie sich aber auf das Abenteuer »Milchvieh« einlassen, ist es wichtig, dass Sie sich alles ausgiebig überlegen und in Ihre Überlegungen den Rat von Fachleuten und Fachbüchern einfließen lassen. Die folgenden Kapitel können dazu einen kleinen, eng zusammengefassten Teil beitragen.
Das ostfriesische Milchschaf
Im Allgemeinen bezeichnen wir Kühe als Milchvieh. Aber »auch Kleinvieh macht Mist«, genauso wie kleinere Wiederkäuer ebenfalls Milch geben können – zum Beispiel Ziegen oder Schafe (die sogenannten »Kühe des kleinen Mannes«). Vor allem die Deutsche Edelziege hat eine hohe Milchleistung, doch auch Schafe holen in der Züchtung diesbezüglich auf, allen voran das ostfriesische Milchschaf. Beide Züchtungen haben den unschlagbaren Vorteil, dass die Tiere auch in sehr kleinen...
| Erscheint lt. Verlag | 20.3.2017 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Natur / Technik ► Garten |
| Schlagworte | Angeln • Autarkes Leben • Beeren sammeln • Bienenzucht • Coronavirus • Epidemie • Gemeinschaftsgarten • Gemüseanbau • Hühner halten • Hühnerhaltung • Hühner schlachten • Imkern • Käseherstellung • Kräuter sammeln • Nachhaltigkeit • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Notfallkochbuch • Nutzgarten • Obstanbau • Pandemie • Pilze sammeln • preppen • Prepper • Prepping • Schafe halten • Schafe schlachten • Schafhaltung • Schrebergarten • Seifenherstellung • selbst versorgen • Selbstversorgen • Selbstversorger • Selbstversorgung • Stadtacker • Tierhaltung • Überlegensstrategien • Umweltbewusstsein |
| ISBN-10 | 3-95971-305-3 / 3959713053 |
| ISBN-13 | 978-3-95971-305-4 / 9783959713054 |
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