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Innere Dialoge an den Rändern -  Peter Handke

Innere Dialoge an den Rändern (eBook)

2016-2021

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
384 Seiten
Jung und Jung Verlag
978-3-99027-186-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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(CHF 18,55)
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(Deutsch)Im vielfältigen Werk Peter Handkes gehören die Journale gewiss zu den Büchern, in denen uns Leserinnen und Lesern der Dichter am nächsten kommt, auch in seinem »Ideal«, in der »Souveränität eines, der von niemandem etwas will, von niemandem etwas fordert, von niemandem etwas erwartet«. Seine über die Jahre gesammelten Aufzeichnungen sind ein Wunder der Literatur. Handke zitiert darin (auswendig) aus seinen Lektüren, aus Tolstoi, Goethe, Doderer, Simenon, aus der Apostelgeschichte u. a., blättert im bereits knisternden Griechisch-Deutsch-Schulwörterbuch, schreibt an der »Obstdiebin «, später an »Zdenek Adamec« und an »Das zweite Schwert«, zweifelt, wundert sich, horcht, beobachtet mit zartem Blick seine nahe Umgebung und erdichtet wieder und wieder ein 11. Gebot. Wir dürfen ihn durch die Jahre bei all dem begleiten, auch durch die »Quarantänestille « der jüngsten Zeit.

geboren 1942 in Griffen, Kärnten, lebt in der Nähe von Paris. 2019 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.

Peter Handke, geboren 1942 in Griffen, Kärnten, lebt in der Nähe von Paris. 2019 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.

2016


»Und du bist meinem Geiste, was er sich selbst ist – / Immer als wenn meine Seele spräche zu sich selbst / … / Und mitgeborene Harmonien / In ihr erklängen aus sich selbst« (Prometheus zu Pallas Athene »Minerva«, in des jungen Goethe Worten [1773?], und ich am 6. Januar 2016 lesend als alter Prometheus, Προμηθεύς, »Vor- wie Nach-Sinner, -spinner«, sitzend auf einem Thron zerschlissener Kissen)

Der Dreikönigstag, das Fest der Epiphanie heute, als der Tag der Besinnung, an die winterliche Rückkehr vom Dorf seinerzeit, vor über sechzig Jahren, in die Fremde der Fremden, des Internats; verzehrt von Heimweh? Eher aufgezehrt vom In-der-Fremde-Sein – eine Auszehrung lebenslänglich, bis jetzt, am 6. Januar 2016, nachwirkend – lebenslänglich ausgezehrt (Ch., Haus, Dunkel; Nachwehen jener Auszehrung)

Zu dem, der seine Untaten, oder sein Ungutsein rechtfertigt mit dem »So bin ich eben!«: »Du lügst. So, wie du bist und tust, ist es nicht wahr!« (Zu »dem, der …«? – Ebenso zu »mir, der …«)

Ein Tagwerden im Tag, ein »Tagen« im Tag (oft erst gegen Abend): Sowie ich mich selber einhole, und verdoppele. – Und ein Doppelter werde? – Nein, ein Ganzer Jeder wirklich epische Traum gibt eine Lehre: über Orte-Erzählen, ein Ausschwingen, eine Entdeckung unbekannter, nie zuvor gesehener, unversehens geöffneter Räume, Rhythmus, die Überraschung ungeheurer Liebe, grenzenlosen Begehrens (Einfache Fahrt ins Landesinnere)

»Ein Gebet, das allein im Lassen besteht – weht – ergeht«

»Sich in Geduld fassen«: Ja, die rechte Geduld ist eine Art des Sichfassens – was sich aber so oft als Geduld gibt, aufspielt, sich sehen lässt, ist ohne jede Fassung(skraft)

»Was ist Ihr Beruf?« – »Ich habe viele Berufe, unter anderen den des Liebhabers.« – »Liebhaber von was?« – »Zum Beispiel von alten Hemden«

Ist nicht bei all der Überinformiertheit und Überkommunikation eine zunehmende Scheu in der Menschheit, wenn auch nicht die »gute alte«, vielmehr eine neue, wie böse – eine Scheu mit zugleich blicklos machenden Scheuklappen gegen den je Andern, vor allem an öffentlichen Orten, und nicht bloß in Wartezimmern und Aufzügen?

Das Licht einzuatmen: Gibt es das? Geht das? Zieht das? – Ja. »Aide-la retrouver la lumière!« (im Bittbuch der Kirche)

Ideal: die Souveränität eines, der von niemandem etwas will, von niemandem etwas fordert, von niemandem etwas erwartet

»Das Wort ›Verrat‹ hat seinen Sinn verloren« (»Aus der Nacht gesprochen«)

Ein Dichter erkennt den Anderen: Erkennen als eine Art wie Weise des Umarmens

»Leere« und »Leere«: Nur wenn die Leere sich als eine Frucht zeigt, in Fülle wie Form, ist sie »richtig«; Frucht Leere; fruchtige Leere

Von Zeit zu Zeit – zu allen heiligen wie unheiligen Zeiten – aufs Ganze gehen! – Ja, doch dabei nie selber das Ganze geben; dieses wird, oder kann, vielleicht, sich »von sich aus« dazugeben

Die Obstdiebin stiehlt nur Wertloses?

Schöpfer-Gott? Lasser-Gott? – Kein Widerspruch

»Denken«? Gültig, geltend, wirkend, schaffend, vor allem im Wegdenken

Ein anderes Tagwerden im Tag: Sowie ich ins Hören komme (wie »ins Gehen kommen«); »endlich höre ich« (auch nichts als das ferne Rauschen der Autobahn, daherkommend durch die Winterwälder); »ich bin im Hören«

Meine Art »Freiheitskampf«: Ich kämpfe, auf daß ich, kraft meiner Beschränkungen wie meiner Bedingtheit, sagen kann: »Ich bin so frei!« Und das wäre meine Art wie Weise der Freiheit

Tagen im Tag: Der Andere kommt mir in den Sinn (ins Sinnen). – Der Andere? – Mein Anderer

Deinen Ernst dem anderen nicht aufhalsen, auflasten, aufbrummen – vielmehr ihn ausspielen, hin zum andern. – Ausspielen? – Ja, aber nicht vollends, und das gilt für Schreiber wie für Schauspieler

»Sprachwitz«? Die Sprache selber, sowie sie Sprache wird – ihren »Namen verdient« – ist Witz

Daß du ein »schweres Leben« gehabt hast, gibt dir keine Ermächtigung, das Leben eines andern, gleichwie es dir erscheint, geringzuschätzen

So viele Witwer und Witwen in Goethes Erzählungen (»Mann von fünfzig …«): So war es eben seinerzeit?

Die Mädchenheldin der »Einfachen Fahrt …«: Es drängt sie, die Generationen vorher zu ENTSÜHNEN

Ja, »Reue« ist nur jene, die tätig wird, die »tätige«. Aber ist nicht auch schon das Ausdrücken und Aussprechen der Reue, insbesondere vor demjenigen welchen »tätige Reue«?

Das Gegenteil von Zufriedenheit ist nicht Unzufriedenheit. – Sondern was? – Weiß nicht. Wer sagt es mir? Wer singt es mir?

Auf daß ich nie vergesse, wie ich mein Leben lang gezittert habe um die Meinen. – Die Deinen? – Ja. – Gezittert? – Ja, alles sonst wurde da schändlich nichtig

So lange schon die ungeschaukelt hängenden Schaukeln im Nachbargarten. – Die Kinder von einst sind eben keine Kinder mehr. – Ja, es hat sich ausgeschaukelt

Aufschwung der Trauer, universell

Immer wollte ich retten. – Und wen oder was hast du gerettet? – Niemand und nichts

»Ich muß draußen bleiben!« (Auf andere Weise als zum Beispiel die Hunde)

Da tat ich das Einzige, was in meiner Macht stand: Ich bog ab zu meinem Kind« (»Aus der Nacht gesprochen«)

Eine Unvergleichlichkeit: Wie eine Spinne, angeblasen vom Wind oder sonstwem, sich einrollt

Künstler: Bei dem der Staub der Welt, der angewehte, der Flugstaub, sich transformiert und Gestalt annimmt

Es gibt keine Nebenerscheinungen. Oder so: Gerade an den Nebenerscheinungen, da erscheint’s – Was erscheint? – Es

Seltsames Paradox: Die Freude, die für mich zählt – die »sich auszahlt«, »sich rechnet«, ist Freude über nichts und wieder nichts. Paradox, oder auch nicht?

Das Mondlicht auf der Erde im Rauhreif: eine Harmonie, wo nichts Einzelnes mehr unterscheidbar ist – und so beinahe »dräuend« –; nichts mehr zu entziffern, nichts zu umzureißen – als ob das Chaos, die Chaos-Formen im Gegensatz zu diesem Mondlicht im Rauhreif eine Art von Vis-à-vis sein könnten, ein fruchtbares, etwas zu Erforschendes

Manchmal im Aufblick das »Erbarme dich meiner!« als Gebet um Jetzt

»Er wird immer weniger!« – »Respekt!«

»Wo ziehst du’s vor: auf der Sieger- oder Verliererstraße?« – »Wenn möglich, auf keiner von beiden. Aber wenn’s anders nicht geht, auf der Verliererstraße«

Mein Animismus: zu unterscheiden zwischen »gutmütigen« und »bösartigen« Zwirnfäden

Das Eislaufen zu Goethes Zeit vor 200 Jahren, und das jetzt: ziemlich anders und genau gleich. Und in 100 Jahren? Ebenso. – Und die Welt? – Ziemlich anders und genau gleich

»Dorfheimat« – wie? – »Es war dort ein schönes Reden«

»Sorge dich nicht!« sagte die sorgende Mutter zum ewig sich sorgenden Sohn

Ruhe: mein Auge als Auge der Wasserwaage, genau in der Mitte

»Heute hab’ ich was Liebes gelesen. Heute ist mein Tag!« (Gasthaus)

»Ja, meine Lieben, jetzt geh’ ich heim zu meinem Hund, der ist schon lang allein.« – »Einen Hund kann man fünf Stunden alleinlassen« (Gasthaus)

»Du verstehst keinen Spaß.« – »Ich bin halt ein unguter Mensch« (Gasthaus)

Daß ich den Schmerz, den mir eigenen, den so fruchtbaren, so wenig, so kurz nur halten und fruchten lassen kann, und gar zu bald, zu voreilig, mit ihm, meinem Schmerz, ostentativ werde …

Philosophie, philosophische Haltung, ist allein die, welche mich zur Besinnung bringt – ob das die epikuräische Haltung ist (»die Freundschaft umtanzt den Erdkreis«), die platonisch fragende, die aristotelisch analysierende, usw. – Auch die kynische, zynische? – Auch sie, gerade die! (»Geh mir aus der Sonne!« Jetzt!)

Rechtes Lesen: Die Rahmen, die vergoldeten, der Bilder im »Leseraum« beginnen zu leuchten – auch wenn sie gar nicht vergoldet sind. – Rechtes Lesen? – Ich bin, jetzt, rechtens, ich bin der...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Verlagsort Salzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Aufzeichnungen • Natur • Nobelpreis • Religion
ISBN-10 3-99027-186-5 / 3990271865
ISBN-13 978-3-99027-186-5 / 9783990271865
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