Netz - Gefühle (eBook)
336 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7494-3932-4 (ISBN)
1
Wie so oft setzte sich Gaby mit einer Tasse Kaffee an ihr Notebook und stöberte ein wenig in den Social Media herum.
Gaby ist 55 Jahre alt und liebt ihre Hobbys. Zum einen ist dies die Fotografie und zum anderen sind es ihre Tiere. Das schwarze Minishetlandpony Kendra (die Weise), bringt sie oftmals zum Lachen und bei ihr findet sie Trost in schwierigen Zeiten. Sie ist ihr Seelentier. Kendra lebt auf einem Gestüt, unweit von Gabys Zuhause. Da Gabys Tochter Melanie dort arbeitet, kann sie Kendra mitversorgen. Zu Hause gibt es außerdem Asran, einen Deutschen Schäferhund und den niedlichen Mischling Chicco. Er gehört Melanie und er ist der Liebling der Familie. Ein kleiner Casanova. Nicht zu vergessen, Kater Karlo.
Gaby ist geschieden, aber eine kameradschaftliche Freundschaft, verbindet sie weiterhin mit ihrem Exmann.
Gaby arbeitet als Sachbearbeiterin in einem Büro, in dem es von Zeit zu Zeit recht hektisch zugeht. Trotzdem liebt sie ihren Job, obwohl es manchmal, an stressigen Tagen, vorkommt, dass sie sich das Wochenende sehnlichst herbeiwünscht.
In ihrer Freizeit lebt Gaby ihr großes Hobby, die Fotografie, aus. Hier bekommt sie Hilfe von Andy, einem Fotografen, der ihr schon vieles erklärt und gezeigt hat.
Aber im Moment hatte sie ehrlich gesagt, weder Lust noch Zeit, Locations für ihre Fotos zu suchen. Es war Herbst, aber heute war alles grau in grau statt golden und außerdem wurde es schon schnell dunkel.
Da schaute sie sich lieber Fotos von anderen Leuten an, und holte sich nette Anregungen für ihre eigenen Fotoprojekte.
Heute aber kam sie nicht zum Bildbetrachten. Es gab eine persönliche Nachricht in ihrem Account. Das passierte relativ selten. Deshalb schaute sie voller Neugier nach, wer ihr etwas mitzuteilen hatte. Erstaunt sah sie, dass es sich um keinen Bekannten handelte und ebenso nicht um einen persönlichen Kommentar zu eines ihrer Fotos. Es war eine Nachricht von einem fremden, wenn man dem Profilbild Glauben schenkte, sogar überaus gutaussehenden Mann. Dieser stellte sich ihr mit ein paar Sätzen vor:
“Hallo ich bin James. Ich bin ein amerikanischer Soldat und ich freue mich dich hier im Netz zu treffen. Wo kommst du her?“
Nach kurzer Überlegung, ob es sinnvoll wäre, ihm zu antworten, überwog Gabys Höflichkeit und ihre Neugier. Sie entgegnete:
„Hallo James, ich bin Gaby, ich komme aus Deutschland und auch ich freu mich, dich hier zu treffen. Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.“
Dann verließ sie den Messenger wieder. Ursprünglich hatte sie vor, heute nach diversen Architekturfotos Ausschau zu halten. Aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, da sie nicht anders konnte, als ständig an die Mitteilung des fremden, anziehenden Mannes zu denken. Zwanghaft sah sie nach, ob er sich nochmals gemeldet hatte. Wahrlich fand sie schon die nächste Nachricht von ihm, in der er erzählte:
„Ich bin ein Mitglied der US Army und ich bin derzeit in Syrien, zum Schutz der Bevölkerung, eingesetzt.“
Gaby teilte ihm mit:
„Ich habe schon viel über den Krieg in Syrien gehört und aufgrund des Krieges dort, gibt es in Deutschland viele syrische Flüchtlinge.“
Dann entschuldigte sie sich für ihr fürchterliches Englisch und erklärte:
„Ich habe in meiner Schulzeit das letzte Mal Englisch gesprochen. Da vergisst man viel.“
Aber James zeigte sich charmant. Er entgegnete:
„Ich verstehe dich sehr gut. Du sprichst viel besser Englisch als ich Deutsch. Es wäre sehr schön, wenn wir Freunde werden könnten. Nächsten Monat werde ich 59 Jahre alt. Wie alt bist du?“
Gaby antwortete:
„Ich werde am Ende des Monats meine 55 Jahre voll machen“.
Dann verabschiedete sie sich hastig, weil dieses Gespräch plötzlich ein ungutes Gefühl in ihr hervorrief.
‚Warum erzählte sie diesem Fremden, wann sie geboren wurde? Was würde er ihr sonst alles entlocken und warum? Nein, da gedachte sie erst einmal drüber nachzudenken.‘
Jetzt war es, ihrer Meinung nach, besser das Gespräch zu beenden. Sie teilte James mit:
„Entschuldige bitte, ich muss jetzt noch weg und kann deshalb das nette Gespräch mit dir nicht weiterführen.“
Das stimmte sogar. Bald hätte sie es vergessen. Sie hatte einen Termin beim Friseur.
James bedauerte dies und erwiderte:
„Schade, aber das lässt sich dann wohl nicht ändern. Ich wünsche dir einen schönen Tag und ich freue mich darauf, das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt weiterzuführen.“
Damit hinterließ er eine etwas verwirrte Gaby, die sich fragte, ob es ein weiteres Gespräch überhaupt geben werde. Aber warum nicht? Es war ja ein netter Plausch. Sie nahm sich vor, morgen zu schauen, ob es eine weitere Nachricht von ihm gab.
Jetzt aber eilte sie schnell zu ihrem Friseur. Anschließend stand Einkaufen an und dann war schon der Abend hereingebrochen. Wieder zu Hause stellte sie den Fernseher an, aber sie war schon müde. Deshalb duschte sie schnell und fiel dann in ihr gemütliches Bett. Dort kuschelte sie sich in ihr weiches Kissen und dachte sofort wieder an den Chat mit James. Dieser beschäftigte sie arg. James schien ein ausgesprochen höflicher Mensch zu sein. ‚Konnte sie das überhaupt nach den ersten, gewechselten Worten beurteilen? Nein sicher nicht!‘
Das war ihr klar, aber dennoch fand sie diesen fremden Mann ausgesprochen sympathisch und anziehend. Sie war verwirrt über ihre Gedanken, denn sie kannte James doch nur aus dem Internet und hatte ihn niemals persönlich getroffen. Außerdem chattete sie erst seit einer kurzen Zeit mit ihm. Sie versuchte, die Augen zu schließen und zu schlafen.
‚Nein, sie war nicht bereit, über den geheimnisvollen Fremden nachzudenken.‘
Am nächsten Morgen betrat sie bei bester Laune ihr Büro. Sie arbeitete gerne, die Kollegen waren nett und sie waren ein eingespieltes Team, in dem sich jeder auf jeden verlassen konnte.
Wie immer morgens las sie zunächst die Tageszeitungen, weil dies zu ihrem Job gehört. Dann wurde ihr Blick plötzlich mystisch zu ihrem Smartphone gelenkt, obwohl sie dieses im Büro immer stumm stellte und es so keinen Signalton von sich gab. Trotzdem lenkte irgendetwas ihre Aufmerksamkeit auf das Display. Das Symbol des Social Media Accounts verriet ihr, dass es Neuigkeiten gab. Sie schaute nach und da war sie, die Nachricht von James, die sie erzittern ließ und nach der sie jegliche Fähigkeit zur Konzentration offensichtlich verloren hatte.
Um zu verstehen, was James ihr da schrieb, las sie die Nachricht zweimal. Da stand wörtlich:
“Good morning my dear. Let me fill your morning with tenderness care, love and attention from now and until the end of our days“. ("Guten Morgen, meine Liebe. Lass mich deinen Morgen von jetzt an und bis zum Ende unserer Tage mit Zärtlichkeit, Fürsorge, Liebe und Aufmerksamkeit füllen".)
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie aber kam der Fremde dazu, so etwas zu schreiben? Das war merkwürdig, aber sie hatte das Bedürfnis, ihm zu antworten. Sie bedankte sich bei ihm:
“Hallo James, herzlichen Dank für deine lieben Zeilen. Leider bin ich derzeit in meinem Büro und kann mich aus diesem Grund erst später wieder mit dir unterhalten. Darauf freue ich mich schon sehr.“
Die Antwort kam prompt.
„Hallo, okay, wir werden dann besser später miteinander chatten, wenn Du nicht mehr arbeiten musst. Auch ich freue mich schon sehr darauf, weil ich unbedingt mehr von dir erfahren möchte. Du bist eine sehr nette Frau.“
Gabys Herz hüpfte. Sie wusste, dass dies gegen jegliche Vernunft war. Aber so nette Worte hatte schon lange niemand mehr zu ihr gesagt, obwohl sie beliebt bei vielen Menschen war. Ihre offene und ehrliche Art wusste man in ihrem Job genauso zu schätzen wie im privaten Bereich. Sie kannte eine ganze Menge Leute, die ihre Gesellschaft mochten und sie war ein gern gesehener Gast auf jeder Party, weil sie in den meisten Fällen die Menschen um sie herum fröhlich stimmte. Aber wenn ihr etwas nicht passte, dann sagte sie es unverblümt und direkt. Sogar dies rechneten die meisten Menschen ihr hoch an.
Ihr bester Freund, der Fotograf Andy, hatte einmal zu ihr gesagt, als sie unzufrieden mit ihrer Figur in den Spiegel schaute:
„Weißt Du Gaby, das was Dich so sehr attraktiv macht, ist nicht Deine Figur, aber es ist die Tatsache, dass du scheinbar immer auf der Sonnenseite des Lebens stehst und dass du bereit bist, Deine Freude zu teilen. Deine gute Laune wirkt ansteckend auf deine Umwelt und deshalb ist man gerne an deiner Seite. Das Leuchten in deinen Augen vergisst man nicht mehr, wenn man es einmal gesehen hat.“
Diese Worte fielen ihr jetzt wieder ein. Sie lächelt in sich hinein. Ja – sie war meistens bester Laune. Das stimmte und dass viele Leute lächelten, wenn sie sie anschaute, war eine Tatsache. Aber ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie es war, die dieses Lächeln verursachte.
Ihre Gedanken schwenkten wieder zu James. Er war so...
| Erscheint lt. Verlag | 29.4.2019 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Freundschaft • Internet • Irland • Reise • Romantik |
| ISBN-10 | 3-7494-3932-X / 374943932X |
| ISBN-13 | 978-3-7494-3932-4 / 9783749439324 |
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