Das wilde Leben der Jessie Jefferson (eBook)
304 Seiten
Dragonfly (Verlag)
978-3-95967-620-5 (ISBN)
Kaum hat Jessie die Neuigkeit verdaut, dass Rockstar-Legende JohnnyJefferson ihr echter Dad ist, steht ihre Welt kopf! Ständig lauern ihr Papparazzi auf und sie kann keinen Schritt mehr ohne Bodyguard machen. Zum Glück steht der gut aussehende Tom ihr in diesem Chaos bei, und ihre Beziehung wird immer intensiver. Aber plötzlich taucht der heiße Gitarrist Jack, den Jessie bereits abgeschrieben hatte, wieder in ihrem Leben auf. Doch welchem der beiden Jungs ihr Herz gehört, ist nicht einzige schwierige Entscheidung, die sie treffen muss ...
<p>Paige Toon ist die Tochter eines Rennfahrers. Doch für ihre eigene Laufbahn schwebte ihr eher rasantes Schreiben als Fahren vor. Sie arbeitet als freie Journalistin - wenn sie nicht damit beschäftigt ist, einen weiteren internationalen Bestseller zu verfassen. Zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt sie in Cambridgeshire.</p>
1. KAPITEL
Sechs Wochen vorher
Nachdenklich sehe ich das Mädchen im Spiegel an. Es sieht immer noch so aus wie das Mädchen, das sich vor ein paar Monaten in diesem Spiegel betrachtete. Es hat dasselbe hellblonde Haar, das zu einem unordentlichen Zopf geflochten ist, dieselben grünen Augen, mit schwarzer Mascara umrandet, und dieselbe Schuluniform, deren Rock gewagt kurz ist. Aber es ist nicht dasselbe Mädchen. Es ist alles, nur das nicht.
Vor den Sommerferien hieß dieses Mädchen Jessie Pickerill. Seit einem halben Jahr ist es Waise. Und Jessie Jefferson, die Tochter eines Weltstars. Die Sache ist nur: Kaum jemand weiß das.
Ich horche auf, als ich den Namen meines Rockstar-Vaters im Radio aufschnappe.
„Johnny Jeffersons anstehende Welttournee war am Freitag binnen weniger Minuten ausverkauft. Wer von euch Glückspilzen konnte Tickets ergattern?“
Ich lächle. Ich werde einen Platz ganz vorn haben. Die Tour startet erst nächstes Jahr – es ist also noch ewig hin. Doch der Gedanke daran, dass ich backstage mit meinen beiden kleinen Halbbrüdern Barney und Phoenix abhängen werde, macht mich ganz verrückt vor Freude.
„Bist du bald fertig?“, ruft mein Stiefvater Stu die Treppe herauf.
„Komme!“ Auf einmal bin ich nervös.
Wenn Mum jetzt da wäre, würde sie mich fest umarmen und einen Witz reißen, um mich zum Lachen zu bringen. Aber sie ist nicht hier. Und weil ich heute mal nicht heulen möchte, versuche ich, nicht an sie zu denken.
Es ist mein erster Schultag in der elften Klasse, und für meine Verhältnisse bin ich ungewohnt nervös. Meine Freundin Natalie ist inzwischen auf dem College, und meine ehemalige beste Freundin Libby klebt nur noch an ihrer neuen Dauerbegleitung Amanda. Was mit mir und Tom ist, weiß ich nicht. Vor den Sommerferien war ich in ihn verknallt. Eigentlich wollten wir uns ja mal treffen, doch seit ich aus Amerika zurück bin, habe ich mich noch nicht bei ihm gemeldet. Ich hatte so viel um die Ohren, und – keine Ahnung – vielleicht ist der Zug ja auch abgefahren. Das werde ich schon noch früh genug herausfinden.
Im Moment sehe ich in Gedanken Jacks blaugraue Augen vor mir. Dieses Bild ist so plastisch, dass ich die Hand ausstrecken und ihm eine Haarsträhne aus der Stirn streichen möchte.
Aber es ist klar, dass er mir das Herz brechen würde, ließe ich mich auf ihn ein. Oh Mann, ich steh auf ihn. Leider immer noch.
„Wir kommen zu spät!“, schreit Stu.
„Bin sofort da!“, rufe ich noch mal, schnappe mir meine Tasche und versuche, gewisse aufstrebende Jung-Rockstars aus L. A. aus meinen Kopf zu verbannen.
Nur ein Jahr muss ich noch durchhalten, sage ich mir, während ich die Treppe runterrenne, dann kann ich tun und lassen, was ich will. Zum Beispiel in die USA ziehen. Oder der Welt mitteilen, dass ich Johnny Jeffersons verschollene fünfzehnjährige Tochter bin.
Was niemand glauben würde, der mich jetzt sehen würde.
Ich ziehe die Haustür zu und steige in Stus kleinen weißen Fiat, wobei ich einen Blick auf unser schäbiges kleines Häuschen aus den Siebzigerjahren werfe.
Eine wirklich fantastische Tarnung, denke ich grinsend.
Es mag sich alles anders anfühlen, doch aussehen tut alles komischerweise ganz genau wie vorher.
„Hab einen schönen Tag“, sagt Stu und zieht dabei hinter seinem schwarzen Hornbrillengestell eine Augenbraue hoch. Dann macht er sich auf den Weg ins Lehrerzimmer.
„Du auch“, schreie ich ihm hinterher und verharre zögernd im Gang, während er aus meinem Blickfeld verschwindet. Instinktiv verziehe ich mich auf die Mädchentoilette, wo ich auf dem Handy Candy Crush spiele, bis ich höre, wie sich der Pausenhof mit Leuten füllt. Ich wünschte, Stu müsste nicht immer so früh in der Schule sein. Doch er ist Lehrer, also hat er keine große Wahl. Libby kam manchmal auch früher, um mir Gesellschaft zu leisten, aber diese Zeiten sind ein für alle Mal vorbei.
Ich seufze, schalte mein Telefon aus und stopfe es in die Tasche, als ich höre, dass jemand in die Kabine neben mir geht. Als ich mir die Hände waschen gehe, sehe ich Amanda an der Wand lehnen.
„Oh, hallo“, begrüße ich sie.
„Hi, Jessie“, erwidert sie. Sie klingt nicht halb so freundlich, als wenn sie mit Libby spricht. Und fast im selben Moment richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf die Toilettenkabine neben meiner. „Beeil dich, Libs!“, ruft sie. „Sonst kriegen wir keine Plätze nebeneinander!“
Mir wird schwer ums Herz. Natürlich sitzen die beiden dieses Jahr zusammen. Schnell wasche ich mir die Hände und verlasse die Toiletten, dabei höre ich Libby gerade noch fragen: „War das gerade Jessie?“
Der Morgen zieht sich endlos hin. Am Ende lande ich in Naturwissenschaften neben Louise, der Neuen. Libby und Amanda haben die Tische hinter uns. Libby winkt mir im Vorbeigehen zu und formt mit den Lippen stumm die Frage: „Alles gut bei dir?“ Doch Amanda schiebt sie eilig an mir vorbei, und ich bin mir unsicher, ob sie eine Antwort erwartet hat. Sie müsste eigentlich wissen, dass ich hier, vor allen Leute, sowieso nicht mit ihr über Johnny reden kann. Unter der Bedingung strengsten Stillschweigens habe ich ihr mein Geheimnis nämlich erzählt, doch seit ich wieder da bin, haben wir uns noch nicht richtig unterhalten können. Ich habe die meiste Zeit mit den Jeffersons verbracht. Wir waren alle überstürzt nach England geflogen, nachdem Johnnys Vater, also mein Grandpa, einen Herzinfarkt erlitten hatte. Zum Glück hat er sich mittlerweile ganz gut erholt. Letzte Woche habe ich ihn zum ersten Mal besucht – ein echt spezieller Charakter. Ich würde ihn gern besser kennenlernen.
Außerdem ist kurz nach meiner Rückkehr aus Los Angeles meine Grandma gestorben. Ich habe sie zwar kaum gekannt, da sie weder mir noch meiner Mutter wirklich nahestand und wegen ihrer Altersdemenz schon lange in einem Heim lebte. Aber ich war ihre letzte lebende Verwandte und sie das Bindeglied zu meiner Mum. Entsprechend schwer fiel es mir, ihre Beerdigung zu besuchen. Zum Glück hat Stu mir geholfen und mich auch zum Begräbnis begleitet.
Doch wegen all dieser Ereignisse konnte ich mich bisher kaum mit meinen Freunden verabreden.
Nach der Englischstunde halte ich mich in der Pause in der Bibliothek auf, nur um dann in Geschichte und Mathe wieder neben Louise zu sitzen.
Als es zum Unterrichtsende klingelt, macht Amanda ein großes Trara darum, ihr Zeug einzupacken, und schlägt Libby übertrieben aufgeregt vor, die freie Zeit auf dem Sportplatz zu verbringen. Ich trödele etwas herum und stelle fest, dass Louise das Gleiche tut. Wenn ich heute schon keine Lust auf Schule hatte, hatte sie bestimmt noch weniger.
„Kommst du mit in die Cafeteria?“, frage ich sie spontan.
„Gern“, antwortet sie etwas zu schnell.
Wir folgen Libby und Amanda nach draußen. Amanda hat sich bei Libby untergehakt und flüstert ihr verschwörerisch etwas ins Ohr. Ihr übertriebenes Gehabe finde ich zum Kotzen. Aber Libby saugt es in sich auf wie ein Schwamm, denke ich gemeinerweise. In diesem Moment dreht sie sich zu mir um und lächelt mir zu.
„Kommst du mit zum Sportplatz?“, meint sie und zwingt Amanda zum Stehenbleiben.
„Nein, wir gehen in die Cafeteria.“ Ich deute auf Louise.
Sie nickt. „Dann sehe ich dich vielleicht später?“
„Nicht, wenn ich dich zuerst sehe“, erwidere ich. Libby reagiert mit einem schiefen Grinsen, während Amanda sie zur Treppe dirigiert.
Entmutigt schlurfe ich hinter ihnen her und wende mich der Neuen zu. „Von wo bist du eigentlich hergezogen?“
„Aus Portsmouth“, antwortet Louise und zieht ein komisches Gesicht.
Sie ist ungefähr so groß wie ich und hat einen zerzausten, blondgefärbten Kurzhaarschnitt, allerdings wachsen die Haare am Scheitel schon wieder dunkel raus. In der Nase hat sie ein kleines Loch für einen Stecker, den sie aber für die Schule offensichtlich rausgenommen hat. Ich mag ihren Look.
„Mein Dad hat hier eine neue Stelle angenommen. Er ist Arzt.“
„Cool.“ Damit hat sie meine nächste Frage schon beantwortet. Was könnte ich sie noch fragen? „Ist ganz schön bescheuert, ein Jahr vor dem Abschluss noch mal die Schule zu wechseln, oder?“, sage ich, nachdem wir unten angekommen sind.
„Das kannst du laut sagen“, meint sie frustriert.
Darauf weiß ich nichts zu erwidern.
Der Essensgeruch aus der Cafeteria weht uns schon entgegen, und wir stellen uns zu den anderen in die Schlange.
Und in diesem Moment entdecke ich ihn – Tom Ryder. Er steht ein paar Meter vor mir. Inzwischen ist er in der Oberstufe. Ohne Schuluniform sieht er noch besser aus. Er trägt Jeans und ein ausgewaschenes gelbes T-Shirt. Die Sommersonne hat seine Haare mit hellen Strähnchen versehen. Als er sich zu seinem Kumpel Chris umdreht, kann ich ihn im Profil mustern: die gerade Nase, die langen Wimpern, die gebräunte Haut …
Als Louise mich anspricht, zucke ich zusammen.
„Sorry, was hast du gesagt?“
„Wer ist das?“, will sie lächelnd wissen.
„Wer?“
„Der da.“ Sie deutet auf Tom.
„Oh.“ Ich hebe die Schultern. „Das ist Tom Ryder.“
Sie grinst mich vielsagend an.
Irritiert runzele ich die Stirn. „War das deine Frage?“ Garantiert hatte sie etwas anderes wissen wollen, als ich mit Anhimmeln beschäftigt war.
„Nein, ich hatte gefragt, wie das Essen hier ist. Aber dieses Thema ist natürlich deutlich interessanter.“
Ich werde rot, und natürlich dreht sich Tom genau in diesem Moment zu mir um.
„Hey“, begrüßt er mich.
„Hi“, murmele ich...
| Erscheint lt. Verlag | 5.12.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Jessie Jefferson | Jessie Jefferson |
| Übersetzer | Gisela Schmitt |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Bad Boy • Berühmt • Erste Liebe • Frech • Hollywood • Johnny Jefferson • jugendbuch ab 12 bestseller • Jugendbuch Bestseller • Jugendbuch erste Liebe • Jugendbuch Mädchen • Musik • neue Familie • Rockstar • Singen |
| ISBN-10 | 3-95967-620-4 / 3959676204 |
| ISBN-13 | 978-3-95967-620-5 / 9783959676205 |
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