World of Nightwalkers - Kuss der Erlösung (eBook)
390 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-0296-9 (ISBN)
DIE LETZTE SCHLACHT STEHT BEVOR
Der Bodywalker Kamen befreite einst den Gott Apep, der nun die Welt auszulöschen droht. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, nimmt Kamen die schier unmögliche Aufgabe an, alle Schattenwandler gegen Apep zu vereinen. Das verhasste Volk der Geister, das mit einer Berührung töten kann, stellt die größte Herausforderung für seine Mission dar. Doch es ist ausgerechnet Geneviève, halb Mensch, halb Geist, die ihm zur Seite steht. Und trotz der Gefahr, die sie für ihn bedeutet, kann sich Kamen der Anziehungskraft der geisterhaften Schönen nicht entziehen.
<p>Jacquelyn Frank wurde in New York geboren und lebt heute in North Carolina. Zu ihren Lieblingsautorinnen gehören Christine Feehan, J. R. Ward, Kresley Cole und Sherrilyn Kenyon.</p>
Jacquelyn Frank wurde in New York geboren und lebt heute in North Carolina. Zu ihren Lieblingsautorinnen gehören Christine Feehan, J. R. Ward, Kresley Cole und Sherrilyn Kenyon.
1
Kamenwati rang nach Atem, als er aus dem Schlaf gerissen wurde. Doch er beruhigte sich wieder, als er erkannte, dass es nur ein Traum gewesen war, der ihn aufgeschreckt hatte. Er holte tief Luft, setzte sich auf und knipste das Licht auf dem Nachttisch an. Das Zimmer kam ihm immer noch fremd vor. Wahrscheinlich, weil es nicht wirklich sein Zimmer war und er sich darin nicht wohlfühlen sollte. Es war fast so etwas wie eine Gefängniszelle.
Aber angesichts der unverzeihlichen Verbrechen, die er seinen Körperwirten und der Menschheit insgesamt angetan hatte, hätte er es schlimmer treffen können. Dieses bequeme Bett, ein Zimmer für sich und drei ausgezeichnete Mahlzeiten am Tag hatte er ganz bestimmt nicht verdient. Eigentlich hatte sich an seinem Alltag, seit seiner Ankunft auf dem Anwesen, nicht viel geändert. Er verbrachte die Zeit mit dem Studium alter Texte auf Schriftrollen und brüchigem Papyrus, der bei jeder Berührung mehr zerfledderte und beinahe zu Staub zerfiel. Kamen lernte neue Zaubersprüche und beschäftigte sich mit Magie, er studierte Geschichte und alte Sprachen. Genau wie früher.
Aber früher hatte er sich voller Freude mit diesen Dingen beschäftigt und ihnen fast seine ganze Zeit gewidmet. Doch nun bereitete es ihm kein Vergnügen mehr. Es fühlte sich an, als wäre alles zu Staub zerfallen wie altes Pergamentpapier. Und das geschah ihm auch recht. Denn in einer der alten Schriftrollen war er auf den Fluch gestoßen, mit dem er den tödlichen Dämonengott Apep freigesetzt hatte.
Es war ohne böse Absicht geschehen, dennoch hatte er es getan. Er war dafür verantwortlich. Und deshalb musste auch er selbst herausfinden, wie man den Gott, den er hatte auferstehen lassen, töten konnte. Er war direkt in das Lager seines »Feindes« gegangen, zur Politik-Fraktion der Körperwandler, und hatte sich ihnen ausgeliefert. Dann hatte er sich auf die alten Texte gestürzt, hatte jeden Fetzen Pergament studiert und nach einem Weg gesucht, wie man den Gott vernichten könnte. Es musste doch irgendwie möglich sein. Die Frage war nur, ob sich eine Lösung finden ließ.
Kamen rutschte an die Bettkante und stellte die Füße auf den Boden. Er schlug die Bettdecke zur Seite, und kalte Luft traf seine nackten Beine. Die meisten Innenräume der Festung in New Mexico waren vollständig klimatisiert, aber für seinen Geschmack immer ein wenig zu kühl. Doch da er eher ein Gefangener denn ein willkommener Gast war, konnte er sich wohl kaum beschweren. Unruhe überkam ihn, er wollte sich bewegen und stand rasch auf. In letzter Zeit war er oft ruhelos, aber glücklicherweise waren seine Gefängniswärter inzwischen so nett, ihm zu erlauben, sich freier in der Festung zu bewegen. Er musste nicht mehr in seinem Zimmer bleiben – allerdings hatte von Anfang an keiner diese Auflage seines Aufenthalts in der Festung richtig ernst genommen. Diese Leute hatten ziemliches Glück, dass es ihm wirklich ernst war mit seinem Wunsch, ein anderer zu werden – besser zu werden. Denn wenn er wollte, könnte er ihnen ernsthaft Schaden zufügen. Er kannte etliche Zaubersprüche, mit denen er in der Lage wäre, alles in Schutt und Asche zu legen.
Seit Jahrhunderten schon sammelte er Zaubersprüche wie ein Kind auf einer Wiese wilde Blumen pflückt. Jedes Mal, wenn er in einem neuen Körperwirt wiedergeboren wurde, lernte er mehr, und dieses Wissen begleitete ihn durch seine vielen Leben. Es überdauerte sogar den Äther, jenen körperlosen, einhundert Jahre währenden Zustand, in dem der Geist eines Körperwandlers zwischen jedem neuen Leben ruhte.
Denn Kamen war wirklich ein Körperwandler, eine Seele, die von den längst untergegangenen Dynastien des alten Ägyptens abstammte. Er war geboren worden, er hatte ein ganzes Leben gelebt, und er war gestorben. Wie viele andere Ägypter der Oberschicht hatte er seinen Körper einbalsamieren und sich mitsamt all seiner Besitztümer, die er mit ins Jenseits hatte nehmen wollen, bestatten lassen. Doch der anmaßende Akt, die Mächte über Leben und Tod bezwingen zu wollen, hatte stattdessen ihren Seelen das ewige Leben eingebracht – im Äther. Es gab keine letzte Ruhe, weder Himmel noch Hölle, nichts außer dieser körperlosen Existenz, in der sie nur zusehen konnten, wie die Jahre auf Erden vergingen.
Bis eines Tages einer Seele ein Gedanke kam: Sie fragte eine kurz vor dem Tod stehende, irdische Seele, ob sie ihren Körper mit ihr teilen wolle. Dafür bot sie die volle Wiederherstellung der Gesundheit, Unsterblichkeit und eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Selbstheilung. Der lebende Mensch ließ sich darauf ein, und beide Seelen kehrten in seinen Körper ein. Schließlich vereinten sich die Seelen zu einer und bewohnten in Harmonie und Eintracht ihren Körperwirt. Was dieser einen Seele gelungen war, taten ihr die anderen bald nach. Sie alle teilten sich mit irdischen Seelen die Körper von Sterblichen, die ansonsten gestorben wären.
Allerdings wollten ein paar der Körperwandler die volle Kontrolle. Ihnen passte es nicht, dass sie sich mit der ursprünglichen Seele absprechen mussten, und sie vereinigten sich so wenig wie möglich mit ihr. Manche unterdrückten die menschliche Seele, sodass deren Stimme kaum noch hörbar war. So entstanden die Templer – eine Fraktion der Körperwandler. Diese »Diplomaten« unter den Körperwandlern hatten eine ganz andere Einstellung: Sie respektierten die ursprüngliche Seele und teilten gleichberechtigt den Körper mit ihr. Sie hielten sich an die Vereinbarung, die einmal getroffen worden war.
Kamen war der zweitmächtigste Templer gewesen, der Liebling ihrer Anführerin, der mächtigsten aller Templer – Odjit. Kamen hatte Odjit geliebt. Nicht wie ein Mann eine Frau liebt, sondern wie ein treu ergebener Gefolgsmann. Odjit wollte die Feindseligkeit zwischen den oppositionellen Körperwandlern beenden, damit sie eines Tages in Frieden miteinander leben könnten. Zumindest hatte Kamen das gedacht. Er hatte an Odjits Plan geglaubt – an ihren gemeinsamen Plan.
Er war blind gewesen, dachte er, als er in seine Hosen schlüpfte. Er hätte merken müssen, dass es Odjit nur um Macht ging – Macht um jeden Preis. Kamen war ein sehr kluger Mann, aber in Bezug auf Odjit, war er unverzeihlich naiv gewesen. Er hatte viel zu viel Zeit mit seinen Büchern und Zaubersprüchen und zu wenig Zeit in der wirklichen Welt verbracht. Er hatte der Wahrheit nicht ins Auge blicken wollen.
Kamen zog ein Hemd an, aber er knöpfte es nicht zu. Es war nicht nötig, denn außer ihm war so früh noch niemand wach. Er schaute aus dem Fenster. Die Scheiben im Gebäude waren aus intelligentem Glas, das sich bei Sonneneinstrahlung verdunkelte und den Bewohnern als Sonnenschutz diente: Sonnenstrahlen lähmten die Körperwandler. Im Grunde schadete Sonnenlicht allen Schattenwandlern: Dschinn bekamen Blasen und verbrannten, wenn sie nicht ihre Rauchform annahmen; die Haut der Nachtengel verwandelte sich von Tiefschwarz in Albinoweiß, während ihre natürlichen Kräfte geschwächt wurden. Mysticals – so hatte Kamen gelesen – mussten bei Sonnenschein in ihrer mystischen Form verharren und waren nicht mehr in der Lage, menschliche Gestalt anzunehmen. Phönixe gingen in Flammen auf, sobald Sonnenstrahlen sie berührten, und nur Asche blieb zurück, bis sie beim Einbruch der Dunkelheit neugeboren wurden. Geister, die im Dunkeln nur Schemen waren und durch feste Objekte gleiten konnten, nahmen im Sonnenlicht sofort Gestalt an, was ihren Tod bedeuten konnte, wenn sie sich in diesem Moment gerade im Innern von etwas Belebtem oder Unbelebtem befanden.
Von diesen Schwächen der Schattenwandler wusste er aus den Schriften, mit denen er sich ständig beschäftigte. Welche Schwächen die anderen, die neuen Schattenwandler hatten, die Dämonen, Lykanthropen, Mistrale, Vampire, Druiden und Schattenbewohner, das wusste er nicht. Er suchte überall nach Informationen, doch bisher hatte er nichts herausfinden können. Er verstand nichts von dem, was in ihren eigenen Sprachen geschrieben war, und ohne einen menschlichen Übersetzer war es unmöglich, mit ihnen zu sprechen. Es war, als wären sie gar nicht da. Außerdem nahm Kamen an, dass sie Informationen über ihre Schwächen sicher nicht besonders gerne preisgaben und gerade jemandem wie ihm wohl auf keinem Fall offenbaren wollten.
Dennoch hatte sich Kamen stundenlang mit der Druidin Bella unterhalten, deren Gabe es war, Texte in jeder Sprache lesen zu können. Das hieß, jeden Text, der in einer Sprache der sechs ihr bekannten Schattenwandlerspezies oder von Menschen geschrieben war. Die Körperwandler schrieben in Ägyptisch oder in ihrer Muttersprache, dazu in all den Sprachen, die sie in ihren verschiedenen Inkarnationen erlernt hatten. Kamen konnte fast jede Sprache lesen, schreiben und sprechen, die in den Texten auftauchte. Das war kaum zu verhindern angesichts der Tatsache, dass er immer, wenn er einen Körper besaß, seine Nase sofort in ein Buch steckte.
Bella konnte fließend Ägyptisch lesen, doch alles, was sich auf die sechs ihnen unbekannten Spezies bezog, vermochte auch sie trotz ihrer Gabe nicht zu entziffern. Stattdessen füllten die Seiten sich mit ägyptischen Schriftzeichen. Das war ihr früher seltsam vorgekommen, aber dann wiederum nicht seltsam genug, um Fragen zu stellen. Wenn Kamen Bücher in der Sprache der Dämonen aufschlug, sah er auf den Seiten nur sinnlosen Wortsalat, aus dem sich ihm keinerlei Bedeutung erschloss. Und wenn Bella etwas über die anderen Schattenwandler zu Papier brachte, dann sah es einfach nur wie die sinnlose Abfolge von lateinischen Buchstaben aus.
Wer immer die beiden Gruppen von Spezies...
| Erscheint lt. Verlag | 11.11.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | World-of-Nightwalkers-Reihe |
| World-of-Nightwalkers-Reihe | World-of-Nightwalkers-Reihe |
| Übersetzer | Katrin Kremmler, Lisa Kuppler |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | World of Nightwalkers - Nightwalker |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Dämon • Geist • Gestaltwandler • Liebe • Nightwalker • Romantic Fantasy • Romantische Fantasy • Schattenwandler • Shadowdweller |
| ISBN-10 | 3-7363-0296-7 / 3736302967 |
| ISBN-13 | 978-3-7363-0296-9 / 9783736302969 |
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