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Der Mensch Marco -  Willy Schwartz

Der Mensch Marco (eBook)

Von Schichten, Wellen und Bifurkationen - Philosophische Lebenshilfe
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
156 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-9174-9 (ISBN)
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6,49 inkl. MwSt
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Was denkt ein ganz normaler Mensch über KI, Liebe und das Leben? Marco, ein Alltagsmensch mit wachem Blick und klarem Verstand, nimmt uns mit auf eine humorvoll-tiefsinnige Reise durch die großen Fragen des Lebens. In kurzen, pointierten Kapiteln reflektiert er über Beziehungsmodelle, spirituelle Weltbilder, künstliche Intelligenz und das Wesen des Bewusstseins - stets getragen von einem Spagat zwischen naturwissenschaftlicher Erkenntnis und spiritueller Offenheit. Dabei bleibt Marco authentisch: Er ist kein Guru, kein Philosoph und kein Fachmann - sondern jemand, der das Leben beobachtet, kritisch hinterfragt und mit einem Augenzwinkern kommentiert. Seine Gedanken sind leicht zugänglich, doch voller Tiefe; seine Sichtweisen überraschend, aber nachvollziehbar. Dieses Buch ist für alle, die Sinnfragen stellen, ohne dogmatische Antworten zu suchen. Für Menschen, die sich zwischen Wissenschaft und Spiritualität bewegen und ihren eigenen Weg der Erkenntnis gehen möchten - mit Neugier, Reflexion und einem Schuss Selbstironie. 'Der Mensch Marco' - ein Buch für Kopf, Herz und Humor.

Willy Schwartz wurde 1952 in der Schweiz geboren und erlebte seine Teenagerzeit mit den Hippies, Beatles, den britischen Supergroups, und mit Fellini und Antonioni. Sein Erstberuf als Informatiker übte er nur einige Jahre aus, um anschliessend nach einem Abstecher in die Kunstgeschichte Mathematik und Physik zu studieren. Er befasste sich zeitlebens intensiv mit anderen Fachgebieten, so auch Medien und Kommunikation. Er hatte einen Hang zu Spiritualität, die er streng im Einklang mit den Erkenntnissen der akademischen Wissenschaften weiterentwickelte. Weitere bedeutende Lebenserfahrung schöpfte er aus seinem Familienleben mit Kindern.

Milan – ein Zimmergenosse im Spital


Marcos Autounfall war, anders als die Luftmatratzenepisode, fester Bestandteil seines permanenten Bewusstseins geworden, auch wenn er nur sporadisch konkret daran dachte. Sein Lebensweg erhielt eine andere Richtung, als er damals erwarten konnte, es war ein Knick. Der Unfall war schicksalshaft, er passierte, ohne dass Marco selbst viel dazu beitrug, ausser dem Umstand, dass er überhaupt am Steuer seines Wagens sass. An den Folgen seiner Verletzungen laborierte er noch immer herum.

Im Spital hatten sie ihn in einem Zweier-Zimmer der allgemeinen Abteilung untergebracht. Sein Bett stand am Fenster, mit Blick in einen grünenden Park. Er war vorerst allein im Zimmer. Die Ärzte erklärten ihm, dass er operiert werden müsse, dass sie aber damit warten müssten, bis die Schwellungen um die Knochenbrüche etwas abgeklungen seien. So lag er stundenlang allein, oft unter Schmerzmitteleinfluss dösend, zu Untätigkeit gezwungen. Er machte sich Gedanken, warum und wozu er jetzt hier lag. Seine Gedanken kreisten zunehmend und zwanghaft um seinen Zustand, um seine Verletzungen und die damit verbundenen Schmerzen. Er spürte die Anteilnahme der Pflegekräfte und bekam das Gefühl, irgendwie im Mittelpunkt zu stehen. Diese egozentrierte Haltung wurde ihm bewusst und er versuchte, sie zurückzubinden. Das gelang ihm nichtwirklich, die Schmerzen dominierten zu sehr.

Marco lag nun schon fast eine Woche im Bezirksspital Wetzikon. Die Operation war kompliziert, aber gut verlaufen. Er würde noch einige Zeit im Spital verbleiben müssen, meinte sein Chirurg namens Schlachter. Welch ein Name für einen Chirurgen!

Es war am Nachmittag eines sonnigen Tages. Die Bäume vor dem Fenster begannen sachte Grün zu zeigen. Ein Patient wurde in sein Zimmer gebracht, athletischer Körper, braungebrannt. Seine lichtblauen Augen kontrastierten mit seinen mittellangen schwarzen, etwas wilden Locken. Milan, ungefähr 30-jährig, war ihm auf Anhieb sympathisch. Er war gelernter Zimmermann, wieMarco bald erfuhr. Die Vorstellung dieses Berufs löste bei Marco jeweils eine seltsam sehnsüchtige Stimmung aus. Warum, wusste er nicht. Menschen mit diesem Beruf strahlten etwas nicht Alltägliches aus, Unabhängigkeit, Macher, nützliches Naturhandwerk oder was auch immer.

  • Einen Dachstuhl zu zimmern, unter dem dann Andere lebten, hat etwas Erhabenes, meinte er.

Einen Tag nach Milans Ektomie eines gutartigen Tumors tauschten sie sich zum ersten Mal etwas vertiefter aus. Im Radio lief eine Klaviersonate von Beethoven. Marco wusste, Komponisten konnte man erkennen, auch ohne das konkrete Werk je gehört zu haben. Milan aber hörte aus der Spielweise auch den Pianisten namentlich heraus, nicht zufällig, darin war er sehr treffsicher, was sich in den nächsten Tagen des gemeinsamen Spitalaufenthalts immer wieder bestätigte.

Auf dem Korpus neben seinem Bett hatte Milan ein paar Bücher gestapelt. Darunter eines von Hans Küng, dem ethno-philosophischen, ökumenischen Theologen. Marco fragte Milan:

  • Warum liest du Hans Küng? Bist du religiös?

Milan zögerte mit der Antwort.

  • Ja, Nein. Ich denke, ich bin agnostisch. Und ich frage mich, ob Küng nicht auch Agnostiker war, ohne sich öffentlich dazu zu bekennen.
  • Wie kommst du darauf?, wollte Marco wissen.
  • Er differenziert zwischen Physik, Philosophie und Religion, teilt diesen Bereichen Rollen zu, um dann Schnittstellen und Möglichkeiten von Synthesen zu finden. Dabei stimmt er dem Weltbild der Physiker zu, zweifelt nicht an deren Theorien und Erkenntnissen im Grundsatz. Er anerkennt das Vorgehen in der Forschung mittels Mathematik. Das spricht doch gegen die Schöpfungsgeschichte der Bibel und der Kirche.
  • Und das Thema Glaube beschäftigt dich besonders?, fragte Marco.
  • Das Wort Glaube ist mit Emotionen und mit Missverständnissen behaftet. Ich möchte jetzt dem Allgemeinplatz«glauben heisst nicht wissen» keine Plattform geben, aber Küng eröffnet in seinen Schriften bedenkenswerte Ansätze zu mir wesentlichen Fragen von Weltanschauung.
  • Gilt nicht vielleicht eine Umkehrung? In der Art: Dank Wissen braucht es keinen Glauben?
  • Denkst du das?, fragte Milan.

Marco hörte vom Himmel ein leises Miauen und schaute zum Fenster hinaus. Für ein paar Augenblicke folgten seine Augen dem Kreisen eines Bussards.

  • Ich weiss nicht, ob es Wissen überhaupt gibt, ob Wissen im Grundegenommen nur kollektiver Glaube ist.

Und nach einer weiteren kurzen Gedankenpauseantwortete Marcomehr zu sich selbst:

  • Ja, doch es gibt Wissen, das Universum weiss, aber wir Menschen glauben.
  • Scheint mir ein bisschen drastisch deine Einschätzung! Es gibt gleichwohl recht Vieles, was wir wissen. Alle unsere technischen Errungenschaften basieren doch auf Wissen. Es ist so, dass …

Milan wollte noch etwas ergänzen, aber er wurde unterbrochen, weil er von Silvia für eine Nachkontrolle abgeholt wurde.

Neben dem Buch von Küng las Milan oft in einem dünnen und abgewetzten Einband mit schwarzem Umschlag. Manchmal schrieb er auch kurz etwas auf einen Post-it-Zettel und klebte diesen dann ein. Respekt hinderte Marco daran, in Milans Abwesenheit einen raschen Blick hineinzuwerfen. Nachdem Milan zurückgebracht wurde, fragte er ihn, ob sein schwarzes Notizheft ein Tagebuch sei.

  • Es ist eine Art Traktat von Eric, einem Freund von mir.
  • Traktat? Ist er Schriftsteller?
  • Nur Freund. Er hat mit mir die Zimmermannslehre begonnen und nach zwei Jahren wieder abgebrochen. Er meinte, ihn interessiere immer nur das Wesentliche, das Fundament einer Sache. Details seien zwar auch wichtig, aber er könne sich nicht auf einen einzigen Bereich menschlichen Wissensund auf eine einseitige Erfahrungswelt beschränken. Nur einen einzigen Beruf zu erlernen hiesse, auf Erkenntnisse aus unzähligen anderen Berufen zu verzichten. Aber das könne er nicht und wolle er auch nicht. So hätte er in diesen beiden Lehrjahren genug über die Berufswelt des Zimmermanns erfahren.

Marco hakte nach:

  • Hat er dann einen anderen Beruf gelernt?
  • Nein, zumindest vorerst nicht. Es war damals eine Zeit des Aufbruchs,Nachwirkungen der Hippie-Bewegung. Es zog viele Jugendliche in die Welt des Buddhismus und des Hinduismus. Manche suchten auf spirituellen Wegen weiterzukommen. So wurde Eric zuerst Anhänger der Hare-Krishna-Sekte. Aber die verliess er auch bald und ging, wie viele andere auch auf einen Trip nach Indien. Nach seiner Rückkehr trat er der Longo Maï-Gemeinschaft in den französischen Alpen an der Côte d’Azur bei.
  • Aha, da sehe ich den Prototypen eines Mainstreamers, bemerkte Marco leicht spöttisch.
  • Da tust du ihm unrecht. Ich würde sein Verhalten nicht so werten. Es herrschte damals eine hoffnungsvolle und ansteckende Aufbruchstimmung. Viele Jugendliche entdeckten ihr eigenes politisches Bewusstsein. War man bei den Pionieren einer Bewegung, konnte man kaum den Vorwurf des Mainstreamers erheben. Eigentlich auch in anschliessenden Phasen nicht. Warum soll das Verwirklichen einer momentanen Überzeugung negativ bewertet werden?
  • Natürlich, da hast du recht…

Milan führte mit Nachdruck weiter aus:

  • Ich halte Wertungen einer Lebenshaltung ohnehin für problematisch und ausserdem für ein Anzeichen von Überheblichkeit. Gerade wir, als Privilegierte in Westeuropa, in die Schweiz hineingeboren, neigen manchmal dazu, uns besser zu finden als die aus dem Ausland. Dabei sind Schweizer auch Ausländer,für die allermeisten Menschen dieser Erde. Ich selbst habe slawische Wurzeln und weiss deshalb, wovon ich spreche.

Marco stichelte trotzdem weiter:

  • Sicherlich hat Eric umfassende Drogenerfahrungen gemacht.
  • Und wer meinst du, hat aus dieser Zeit keine Drogenerfahrung? Vor allem dann, wenn Alkohol und Nikotin auch zu den Drogen gezählt werden, was man eigentlich tun müsste.
  • Lass gut sein. Aber wie kamst du zu seinem Traktat?
  • Vor ein paar Jahren besuchte Eric seine Eltern in Zürich. Er erkundigte sich nach meiner Adresse und schrieb mir kurz, dass er mich sehen möchte. Wir trafen uns für ein Abendessen am See. Mir fiel auf, dass er jeweils vor allem von sich erzählte und wenig Interesse an meiner Person hatte. Er hat eben auch eine narzisstische Seite.

Milan schenkte sich Mineralwasser ein und fuhr fort:

  • Einmal fragte ich Eric, ob ihn Spiritualität und Philosophie immer noch gleich wie einst beschäftigen. Er antwortete mir,dass er irgendwann ein grosses Chaos in seinem Kopfverspürt hatte und oft nicht mehr wusste, was er sich am Vortag intensiv überlegt hatte. Er beschloss deshalb, stets ein Notizheft bei sich zu tragen, um spontan auftauchende Gedanken niederzuschreiben, bevor sie wie aus dem Nichts geboren wieder ins Nirwana des Vergessens versanken.
  • Ja das kenne ich nur zu gut, pflichtete Marco ihm bei.

Milan fuhr weiter:

  • Ein paar Tage nach seiner Abreise nach Papua-Neuguinea …

Marco unterbrach:

  • Er ging nach Papua-Neuguinea? Was wollte er dort?
  • Warte doch, ich sag’s dir gleich. Also, der Postbote brachte mir einen dicken Brief. Es enthielt ein...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
Schlagworte Buch Lebenshilfe Spiritualität • Humorvolle Lebenshilfe ohne Floskeln • Humorvolle Sachbücher über den Sinn des Lebens • individuelles Weltbild • Ki und Bewusstsein • Kommunikations- und Beziehungsprobleme • Moderne Beziehungen hinterfragt mit Ironie • Philosophie & Lebenshilfe mit spirituell-wissenschaftlichem Fokus • Philosophie des modernen Alltags • Philosophie in leichter Sprache • Philosophie trifft Alltag • Reflexionen über Mensch und Gesellschaft • Sachbuch Philosophie & Wissenschaft • Spiritualität im Einklang mit Naturwissenschaft • spirituell-naturwissenschaftliche Fragestellungen
ISBN-10 3-7693-9174-8 / 3769391748
ISBN-13 978-3-7693-9174-9 / 9783769391749
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