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Entdeckungs-Reise in die Südsee und nach der Beringstraße - Teil 2 - bei Jürgen Ruszkowski (eBook)

Band 229e in der maritimen gelben Buchreihe
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-8972-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Entdeckungs-Reise in die Südsee und nach der Beringstraße - Teil 2 - bei Jürgen Ruszkowski -  Otto von Kotzebue
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Der deutsch-baltische Kapitän Otto von Kotzebue beschreibt seine Forschungsreise auf der russischen Brigg 'RURIK' in den Jahren 1815 bis 1818 in die Südsee und nach der Beringstraße. Das Schiff segelte zunächst von Stankt Petersburg nach Kopenhagen. Danach ging es nach Plymouth an der englischen Kanalküste und über Teneriffa weiter nach Brasilien und um das Kap Hoorn nach Chile. Von dort segelte man nordwärts durch den Pazifik nach Kamtschatka und zur Bering-See. In diesem zweiten Teil wird die Reise von der Behring-See über Hawaii, die Südsee mit etlichen Korallen-Inseln, Manila, den Indischen Ozean und weiter um Südafrika und den Atlantik über London und Kopenhagen zurück nach Stankt Petersburg beschrieben. Er schildert detailliert die nautischen Ereignisse dieser weltweiten Segelfahrt, die Landschaften, die unterwegs getroffenen Menschen und deren Kultur. Rezession: Ich bin immer wieder begeistert von der 'Gelben Buchreihe'. Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

Otto von Kotzebue, * 30. Dezember 1787 in Reval, Russland, Estland, ? 15. Februar 1846, war ein deutschbaltischer Offizier der Russischen Marine und in dieser Funktion dreifacher Weltumsegler und Entdeckungsreisender.

Otto von Kotzebue, * 30. Dezember 1787 in Reval, Russland, Estland, † 15. Februar 1846, war ein deutschbaltischer Offizier der Russischen Marine und in dieser Funktion dreifacher Weltumsegler und Entdeckungsreisender.

Von Unalaska nach Kalifornien


Von Unalaska nach Kalifornien

Den 14. September. Die Arbeiten auf die RURICK waren vollendet, das Wasser eingenommen, und wir alle bereit, Unalaska mit Tagesanbruch zu verlassen; nur Doktor Eschscholtz, welcher abends vorher einen Spaziergang unternommen, um zu botanisieren, war noch nicht wieder da.

Johann Friedrich von Eschscholtz, Иога́нн Фри́дрих фон Эшшо́льц, deutsch-baltischer Naturforscher und Arzt, * 1. November 1793 in Dorpat, † 7. Mai 1831 in Dorpat; ab 1819 Professor für Anatomie.

Auf meine Bitte schickte Herr Krukof eine Menge Leute mit Laternen ins Gebirge, welche so glücklich waren, ihn noch vor Sonnenaufgang zu finden. Auf seiner Promenade von der Dunkelheit überrascht, hatte er nicht gewagt, die steilen Felsen herabzuklettern, sondern beschlossen, auf seinem hohen Standpunkt den Anbruch des Tages mit Ruhe zu erwarten. Unsere Freude über die glückliche Wiederkehr unseres ebenso liebenswürdigen als geschickten Arztes, war unbeschreiblich, und wir hatten ihn kaum in unserer Mitte, als die Anker gelichtet wurden, und ein günstiger Wind uns aus dem Hafen brachte. Das Wetter war während unseres Aufenthalts in Unalaska ziemlich warm gewesen, und nur die schneebedeckten Gipfel der Berge kündigten den nahen Winter an. Man hatte mir in Unalaska die Passage zwischen den Inseln Akun und Unimak als die sicherste gepriesen, um in den Ozean zu gelangen, und ich richtete den Kurs dahin.

Den 15. umsegelten wir bei Tagesanbruch die nördliche Spitze der Insel Akun, und befanden uns in der Straße, die rein und gefahrlos schien. Die Insel Unimak lag deutlich vor uns; der majestätisch-hohe, zuckerhutförmige Pick, welcher die Mitte der Insel einnimmt, war frei von Wolken, und wir berechneten seine Höhe auf 5.525 englische Fuß. Ein konträrer Wind hielt uns in dieser Gegend auf, und das damit verbundene schöne Wetter, welches uns sowohl Längen als Breiten zu observieren erlaubte, setzte uns in den Stand, eine gute Karte zu verfertigen. Diese Straße scheint mir so sicher und geräumig, dass ich sie jedem Seefahrer empfehlen kann. Den 16. um acht Uhr morgens befanden wir uns in offener See.

Den 1. Oktober. Begünstigt von einem starken Wind aus N und NW, der bisweilen zu einem Sturm anwuchs, haben wir die Fahrt von Unalaska nach Kalifornien sehr schnell zurückgelegt. Um Mitternacht sahen wir bei Mondchein Cap de los Reyes, und um vier Uhr nachmittags ließen wir die Anker in Port St. Francisco, dem Präsidio gegenüber, fallen.

Presidio San Francisco

Unsere kleine RURICK schien das Präsidio in nicht geringe Angst zu versetzen, denn als wir uns der Festung St. Toaquin, welche auf einer Landzunge liegt, die aus hohen Felsen besteht, und den südlichen Eingang bildet, näherten, sahen wir viele Soldaten, zu Fuß und zu Pferd, und auf der Festung selbst war man beschäftigt, die Kanonen zu laden.

Der Eingang in den Hafen ist so eng, dass man an der Festung in der Entfernung eines Flintenschusses vorbei segeln muss. Indem wir uns derselben näherten, wurde uns, da die russische Kriegsflagge hier unbekannt ist, durchs Sprachrohr die Frage vorgelegt: zu welcher Nation wir gehörten? Nachdem ich geantwortet, dass wir Russen, und ihre Freunde wären, gab ich fünf Schüsse, und erhielt ebenso viele von der Festung. Es verfloss, nachdem wir die Anker geworfen hatten, eine gute Stunde, ohne dass man sich um uns bekümmerte; der ganze militärische Zug hatte die Festung verlassen, und sich am Ufer unserem Schiff gegenüber hingestellt. Endlich fiel es mir ein, dass Vancouver hier gar keine Boote angetroffen; ich schickte also den Leutnant Schischmareff mit Herrn von Chamisso ans Land, um dem Kommandanten meine Ankunft zu melden, und dieser, Don Louis d'Arguello (Luis Antonio Argüello,* 21. Juni 1784 – † 27. März 1830), Leutnant der Kavallerie, hatte die beiden Herren freundschaftlich empfangen und ihnen das Versprechen gegeben, die RURICK täglich mit frischen Lebensmitteln zu versorgen.

Adelbert von Chamisso, * 30. Januar 1781 als Louis Charles Adélaïde de Chamissot de Boncourt auf Schloss Boncourt bei Ante, Châlons-en-Champagne, Frankreich; † 21. August 1838 in Berlin, war ein deutscher Naturforscher und Dichter französischer Herkunft. Siehe Band 227e in dieser maritimen gelben Buchreihe!

Ein Korb mit Früchten, den er mir sogleich schickte, war mir nach so langer Entbehrung derselben, ein willkommenes Geschenk. Er schickte auch, da er bereits von seiner Regierung unsertwegen Befehle erhalten, noch heute einen Kurier nach Monterrey um den Gouverneur von Kalifornien von unserer Ankunft zu unterrichten.

Den 3. Oktober. Heute früh besuchte mich ein Artillerieoffizier des Präsidio, als Abgesandter des Kommandanten, und mit ihm ein Geistlicher von der Mission. Ersterer bot uns, im Namen des Kommandanten, allen möglichen Beistand an, dasselbe tat der Geistliche im Namen der Mission, und indem ich diese gefälligen Anerbietungen mit Dank annahm, äußerte ich nur den Wunsch, täglich frische Lebensmittel für meine ganze Mannschaft zu erhalten; sie fanden meine Forderung sehr genügsam, versprachen noch einmal, die Versorgung mit allen Erfrischungen, welche das Land nur hervorbrächte, und schon am Nachmittag schickte man uns einen fetten Ochsen, zwei Schafe, Kohl, Kürbisse und eine Menge anderer Früchte. Nach langer Entbehrung lebten wir jetzt im Überfluss, und ich freute mich der gesunden Nahrungsmittel, welche jetzt meinen Leuten zur bevorstehenden langen Navigation, neue Kräfte geben sollten. Zwar schienen sie sich dem Anschein nach, alle im Zustand der blühendsten Gesundheit zu befinden, dennoch aber konnte bei einigen der Keim des Scharbocks (alte Bezeichnung der Vitaminmangelkrankheit Skorbut) schon vorhanden sein, da die Strapazen in der Beringstraße, der gänzliche Mangel an frischen Lebensmitteln und die feuchte Witterung wohl geeignet waren, den Grund zu dieser Krankheit zu legen. Um diesem Übel so viel als möglich vorzubeugen, ließ ich jeden Nachmittag der ganzen Mannschaft Wassermelonen und Äpfel, die hier von vorzüglicher Güte waren, geben, welche sie in Menge genießen mussten.

Den folgenden Tag sollte das Fest St. Francisco in der Mission gefeiert werden, und der Geistliche lud uns alle zum Mittagsmahl ein. Heute machte ich nach Tisch in Begleitung aller unserer Herren, einen Spaziergang ins Präsidio, wo der Kommandant Don Louis d'Arguello uns am Tor empfing, mit acht Kanonenschüssen begrüßte und uns hierauf in seine Wohnung führte.

George Vancouver, * 1757 – † 1798, war ein Offizier der britischen Royal Navy und Entdecker.

Ich fand das Präsidio wie es Vancouver beschrieben hatte; die Besatzung besteht aus einer Kompanie Kavallerie, wovon der Kommandant Chef ist, und nur einen Offizier von der Artillerie unter seinem Kommando hat.

Den 4. um acht Uhr morgens fuhren wir sämtlich ans Land, und gingen in das Präsidio, um unserer Verabredung gemäß, in Gesellschaft des Kommandanten, in die Mission zu reiten. Die Pferde standen bereits gesattelt, und wir traten unsere Reise an, begleitet von zehn Kavalleristen, lauter schöne, gewandte Leute, die ihre Karabiner und Lanzen mit der Geschicklichkeit unserer Kosaken führten. Sie verdanken ihre Gewandtheit der beständigen Übung, denn bekanntlich dient das Militär in Kalifornien nur zum Schutz der Mission gegen die Überfälle der wilden Völker, und nebenbei ist es der Geistlichkeit behilflich unter diesen Völkern Christen zu werben, und die schon bekehrten Seelen im neuen Glauben zu erhalten. Wir legten bei außerordentlich schönem Wetter den Weg in einer Stunde zurück, obgleich er über die Hälfte aus Sand und Bergen bestand. Selten schmückten kleine Gesträuche die unfruchtbaren Hügel, und nur erst in der Nähe der Mission kamen wir in reizende Gegenden, und erkannten die üppige Natur Kaliforniens. Nachdem wir durch eine von Indianern [Die Spanier nennen hier die Wilden: los Indios, weshalb ich diese Benennung beibehalten habe.] bewohnte Straße geritten, hielten wir vor einem großen, neben der Kirche liegenden Gebäude, das von den Missionaren bewohnt wird, und hier kamen uns fünf Geistliche entgegen, von denen drei zur hiesigen Mission gehörig und zwei aus St. Clara zur Feier des Festes hergekommen waren; diese führten uns in ein großes, einfach möbliertes, schmutziges Zimmer, wo wir mit Achtung empfangen wurden. Mit dem Schlag zehn traten wir in die geräumige, von Stein erbaute und im Innern hübsch verzierte Kirche, wo wir schon einige hundert halb nackte Indianer auf den Knien liegend fanden, die, ob sie gleich weder spanisch noch lateinisch verstehen, seit sie bekehrt sind, keine Messe versäumen dürfen. Da auch die Herren Missionare sich nicht bemühen, die Sprache der Indianer zu erlernen, so ist es mir unbegreiflich, auf welche Weise man ihnen die christliche Religion beigebracht hat; und dunkel genug mag es in den Köpfen und Herzen dieser Armen aussehen, welche nur die durch das Auge erfassten, äußeren Zeremonien mitzumachen wissen. Die Sucht, wilde Völker zu bekehren, verbreitet sich jetzt in der ganzen Südsee und stiftet viel Unheil, da die Missionare nie darauf bedacht sind, sie zu Menschen zu bilden, ehe sie Christen aus ihnen machen, und so wird das, was ihnen Glück und Ruhe bringen sollte, der Grund zu blutigen Kriegen; indem auf den Freundschaftsinseln z. B. Christen und Heiden einander unaufhörlich auszurotten suchen. Es war mir auffallend, dass die Ungetauften während der ganzen Zeremonie nicht die Erlaubnis hatten, sich von ihren Knien zu erheben; für diese Anstrengung aber wurden sie etwas entschädigt durch die Kirchenmusik, welche ihnen viel Vergnügen zu machen...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2023
Reihe/Serie maritime gelbe Buchreihe
maritime gelbe Buchreihe
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Bering-See • Forschungsreise • Indigene • Kamtschatka • London • Manila • Russland • Sankt-Petersburg • Segelschiff • Südsee
ISBN-10 3-7549-8972-3 / 3754989723
ISBN-13 978-3-7549-8972-2 / 9783754989722
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