Weltkrieg - Vom Engreifen Amerikas bis zum Zusammenbruch - Band 203e in der gelben Buchreihe - bei Jürgen Ruszkowski (eBook)
527 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9838-4 (ISBN)
Karl Theodor Helfferich wurde am 22. Juli 1872 in Neustadt an der Haardt geboren und starb am 23. April 1924 in Bellinzona, Schweiz bei einem Eisenbahnunfall. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Straßburg. Nach seiner Habilitation im Fach Volkswirtschaft war er Privatdozent. Er war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Bankier und Politiker, nach 1918 in der Deutschnationalen Volkspartei ein führender Vertreter der antisemitischen deutschen Rechten.
Karl Theodor Helfferich wurde am 22. Juli 1872 in Neustadt an der Haardt geboren und starb am 23. April 1924 in Bellinzona, Schweiz bei einem Eisenbahnunfall. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Straßburg. Nach seiner Habilitation im Fach Volkswirtschaft war er Privatdozent. Er war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Bankier und Politiker, nach 1918 in der Deutschnationalen Volkspartei ein führender Vertreter der antisemitischen deutschen Rechten.
Der U-Boot-Krieg im ersten Halbjahr 1917
Der U-Boot-Krieg im ersten Halbjahr 1917
Diese höchste Steigerung des Ringens der Landheere wurde begleitet durch den Vernichtungskampf unserer U-Boote gegen die feindlichen Handelsflotten.
Die Aussichten des U-Boot-Krieges waren in wichtigen Punkten erheblich günstigere als in irgendeinem früheren Zeitpunkt.
Am 1. Januar 1917 betrug die Anzahl der U-Boote (Torpedo- und Minen-U-Boote) 148 gegen nur 62 ein Jahr zuvor. Die neu hinzugekommenen Boote zeichneten sich vor dem alten Bestand einmal durch eine stärkere Bewaffnung mit Torpedos und Artillerie, dann durch einen erheblich größeren Aktionsradius aus. Die Leistungsfähigkeit unserer Tauchboot-Flotte war also im Lauf des letztverflossenen Jahres in noch weit stärkerem Maß als im Verhältnis von 62 zu 145 gestiegen. Für das erste Halbjahr 1917 wurde die Fertigstellung von weiteren 50 U-Booten erwartet.
Die guten Ergebnisse des seit dem Monat Oktober wieder aufgenommenen Kreuzerkriegs der U-Boote in den britischen Gewässern waren ein Beweis der erheblich gesteigerten Leistungsfähigkeit unserer Tauchboote. Die monatlichen Versenkungen hatten seit dem November 1916 den Satz von 400.000 Bruttotonnen überschritten. Das Ergebnis des U-Boot-Kreuzerkriegs war damit ein wesentlich besseres, als es jemals zuvor in den schärferen Formen des U-Boot-Kriegs erreicht worden war. Der „verschärfte U-Boot-Krieg“ hatte eine monatliche Höchstleistung von nur 225.000 Bruttotonnen im April 1916 zu verzeichnen gehabt.
Die im Dienst unserer Feinde fahrende Handelsflotte hatte im bisherigen Verlauf des Krieges und namentlich in den letzten vier Monaten vor dem Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges eine immerhin merkbare Schwächung erfahren. Nach den Angaben unseres Admiralstabs waren vom Kriegsausbruch bis Ende Januar 1917 insgesamt etwa 5 Millionen Bruttotonnen versenkt worden, davon 1.660.000 Tonnen in den letzten vier Monaten. Der Bedarf an Handelstonnage für die Zwecke der Kriegsführung war unausgesetzt stark. Die Neubauten blieben weit hinter denjenigen des Friedens zurück. Während England im letzten Friedensjahr rund 2 Millionen Bruttotonnen Schiffsraum vom Stapel hatte laufen lassen, erreichten seine Neubauten im Jahr 1916 nur etwa 580.000 Tonnen. Der sich aus allen diesen Umständen ergebende starke Druck auf den britischen Seeverkehr kam in einem ansehnlichen Rückgang der in den Häfen Großbritanniens und Irlands ein- und auslaufenden Schiffe zum Ausdruck. Im letzten Friedensjahr hatte der Ein- und Ausgang beladener Schiffe in den britischen Hafen 117 Millionen Tonnen (netto) betragen, im Jahre 1916 stellte er sich nur noch auf 66 Millionen Tonnen. Der Eingang war allein von 49 auf 30 Millionen Tonnen gesunken. Insbesondere die letzten Monate zeigten einen scharfen Rückgang, von 2.787.000 Tonnen im August auf 2.214.000 Tonnen im Dezember 1916 und 2.221.000 Tonnen im Januar 1917. Der Monatsdurchschnitt des letzten Friedensjahres hatte 4.090.000 Tonnen betragen. Der Eingang beladener Schiffe in den britischen Häfen war also gegenüber der Friedenszeit um 45 vom Hundert abgedrosselt. Von dem uneingeschränkten U-Boot-Krieg durfte man eine weitere scharfe Einschränkung erwarten.
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Aussichten des verschärften U-Boot-Kriegs
Dabei war, soweit es sich aus amtlichen Statistiken, Berichten von Sachverständigen, der britischen Fachpresse und anderen Quellen entnehmen ließ, die Versorgung der britischen Inseln mit Nahrungsmitteln, insbesondere mit Brotgetreide, knapper als in irgendeinem der früheren Kriegsjahre. Um die Mitte des Januar stellten sich nach dem ersten englischen Fachblatt, dem „Grain Seed and Oil Reporter“, die sichtbaren Bestände Englands an Weizen und Mehl auf 5.258.000 Quarters gegen 6.336.000 und 5.882.000 Quarters in den beiden Vorjahren. Infolge der schlechten Welternte, über die ich bereits früher gesprochen habe, waren die Zufuhren andauernd ungenügend. In den sechs Wochen von Anfang Dezember bis Mitte Januar hatten die Einfuhren von Weizen nur 2,1 Millionen Quarters erreicht, gegen 3,4 und 3,3 Millionen Quarters in den beiden Vorjahren. Wenn diese an sich schon knappen Zufuhren durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg noch weiter eingeschränkt werden konnten, dann trat der Hungerkrieg gegen England aus dem Bereich der Phantasie heraus und wurde eine praktische Möglichkeit.
Trotz dieser erheblich gebesserten Aussichten hatte ich die Eröffnung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs am 1. Februar 1917 bis zum letzten Augenblick mit allem Nachdruck bekämpft.
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Hier ein Auszog aus Band 67e dieser gelben Buchreihe von Arne Gustavs (†) zum Thema „uneingeschränkter“ U-Boot-Krieg:
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Fritz Lützow wachte während des Kampfes darüber, dass die eigenen Schiffe nicht beschossen wurden. Dabei explodierte über ihm eine Granate, die eine Schwerhörigkeit hinterließ. Der Kommandant der „HAMBURG“ wurde schwer verwundet, so dass Fritz Lützow vom Reserveführerstand aus als nunmehriger Kommandant die „HAMBURG“ mit der geringen Geschwindigkeit von 7 Seemeilen pro Stunde nach Wilhelmshaven zurückführte, wo sie schon als verloren galt. Dafür erhielt er höchstes Lob vom Kaiser und das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Am 4. Juni 1917 wurde Kommodore Bauer als Führer der U-Boote durch Kapitän z. See Michelsen abgelöst. Anschließend wurde Fritz Lützow zur U-Flottille Mittelmeer nach Pola versetzt, die unter dem Kommando von Kommodore Püllen stand. Dort führte er im Range eines Korvettenkapitäns vom 29. Dezember bis Oktober 1918 die I. U-Flottille. Unter seinem Kommando fuhr auch der spätere Pastor Niemöller als U-Boot-Kommandant (Martin Niemöller: Vom U-Boot zur Kanzel, Berlin 1934, Seite 102).
Onkel Fritz erinnerte sich in diesem Zusammenhang noch sehr lebhaft an seinen Einsatz als Stabschef der U-Bootsflotte im Ersten Weltkrieg, insbesondere an die Behinderungen der U-Boot-Kriegsführung durch die Reichsregierung unter Kanzler Bethmann-Hollweg, der im Jahr 1915 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg verbot, weil die Reichsregierung das Eintreten Amerikas in den Krieg befürchtete. Im Jahr 1915 war zwar die deutsche U-Bootwaffe soweit entwickelt, dass sie rund um England operieren konnte, wobei sie sehr erfolgreich war, weil die Abwehr auf britischer Seite noch sehr unterentwickelt war. Da England auf die Einfuhr von Gütern von Übersee angewiesen war, hätte zum damaligen Zeitpunkt die deutsche Kriegsmarine mit ihren U-Booten die Versorgung Englands durch Versenkung wesentlicher Teile der Handelsflotte zum Frieden zwingen können. Als man später erkannte, dass der Krieg zu Lande nicht mehr zu gewinnen war, und der Eintritt Amerikas in den Krieg unvermeidlich wurde, entschloss sich die Reichsregierung doch noch zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Allerdings war in der Zwischenzeit die U-Bootabwehr auf britischer Seite schon so weit entwickelt, dass ein durchschlagender Erfolg dann doch ausblieb. So war wertvolle Zeit vertan worden, die Deutschland hätte zum Sieg über England führen können, denn gegen Frankreich allein hätte der Erste Weltkrieg für Deutschland siegreich enden können.
Unter dem „uneingeschränkten“ U-Boot-Krieg ist Folgendes zu verstehen: Nach den internationalen Abkommen über die Seekriegsführung war ein feindliches Handelsschiff zum Stoppen zu zwingen, ein Prisenkommando an Bord zu schicken zur Kontrolle von Schiff und Ladung, Rettungsboote mit Besatzung voll auszusetzen und das Schiff zu versenken, wenn sich Kriegsmaterialien an Bord befinden. Neutrale Dampfer werden mit Entschuldigung freigelassen. Diese Seekriegsführung „nach Prisenordnung“ war den U-Booten nicht möglich, denn sie waren nicht sichtbar und führten ihren Torpedoangriff überraschend aus. Die Besatzung hatte keine Gelegenheit, das Schiff vorher zu verlassen. Auch konnte sie von einem U-Boot nicht aufgenommen werden, weil dieses räumlich zu klein war. Die Reichsregierung verlangte beim Verbot des uneingeschränkten U-Boot-Krieges von den U-Booten die Kriegsführung nach Prisenordnung, was der Wirkung und damit dem Erfolg dieser Waffe zuwider lief.
Diese Behinderung des U-Boot-Krieges durch die politische Führung des Reiches war für Friedrich sehr deprimierend, denn die U-Boot-Waffe hätte bei voller Ausnutzung ihrer Kampfkraft den Ersten Weltkrieg zu einem siegreichen Ende für Deutschland führen können. Friedrich sagte in einem Rundfunkvortrag über den deutschen U-Boot-Krieg 1914 - 1918 im Januar 1940 Folgendes:
(Der deutsche Unterseebootskrieg 1914-1918. Aus: Friedrich Lützow, „Seekrieg und Seemacht“, Berlin 1941, S. 21-23)
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Bericht von Friedrich Lützow
Was unsere U-Boote zu leisten imstande waren, hatten die Unternehmungen der ersten Monate des [Ersten] Weltkrieges gezeigt. Ihre Seetüchtigkeit und Ausdauer befähigten sie zur Kriegsführung rund um England herum. Ihre gesamte Leistungsfähigkeit war entscheidend verbessert worden. Auf der Gegenseite waren 1915 die Abwehrmittel gegen die Unterseeboote noch unbedeutend; Wasserbomben, Unterseebootsjäger, schnelle Motorboote oder Horchverfolger gab es noch nicht, Flugzeuge nur vereinzelt; die englischen Minen waren schlecht. Infolgedessen übertrafen die Erfolge der Unterseeboote die gehegten Erwartungen.
Aber nun ließ sich die deutsche Regierung von neutralen Mächten [Amerika] drängen, dem Unterseeboot Fesseln anzulegen. Damit wurde aus Unklarheit ein verhängnisvoller Weg beschritten, der zum Unheil führen musste. Denn diese Zugeständnisse widersprachen der Natur des Unterseebootes. Kaum war einzelnen Neutralen die Schonung ihrer Schiffe im Kriegsgebiet zugesagt worden, da ließ die größte Seemacht der Welt, England, ihre Handelsschiffe unter...
| Erscheint lt. Verlag | 6.9.2022 |
|---|---|
| Reihe/Serie | gelbe Buchreihe | gelbe Buchreihe |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte |
| Schlagworte | Amerika • Bolschewiki • England • Frankreich • Kaiserreich • Reichskanzler • Revolution • Russland • Türkei • Weltkrieg |
| ISBN-10 | 3-7541-9838-6 / 3754198386 |
| ISBN-13 | 978-3-7541-9838-4 / 9783754198384 |
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