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Tod in stiller Nacht (eBook)

Ein Fall für Thomas Andreasson

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30923-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod in stiller Nacht -  Viveca Sten
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Ein spannender Krimi über falsche Hoffnungen und unermessliche Schande Es ist tiefster Winter auf Sandhamn, ein eisiger Sturm fegt durch die leeren Straßen. An Heiligabend nimmt eine verängstigte Frau das letzte Schiff auf die Insel. Als man ihre gefrorene Leiche am ersten Weihnachtstag vor dem Seglerhotel findet, wird Thomas Andreasson nach Sandhamn gerufen. Die Ermittlungen Thomas Andreassons zeigen, dass es sich bei dem Opfer um eine prominente Kriegsberichterstatterin handelt, die zahlreichen Morddrohungen ausgesetzt war. Fremdenfeindliche Zwischentöne und ein besonders professioneller Mörder machen den Fall für Thomas noch verzwickter. Da geschieht ein zweiter Mord ... In der Zwischenzeit kämpft Thomas' Jugendfreundin Nora mit ganz anderen Problemen. Ihre berufliche Integrität als Bankjuristin ist infrage gestellt. Schließlich muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern wird.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt. Dagmar Lendt ist Skandinavistin und übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen und Dänischen. Bisher hat sie rund einhundert Bücher ins Deutsche übertragen, u.a. von Jon Fosse, Kjetil Try und Viveca Sten. Sie lebt in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 20


Thomas schlang hastig zwei unterwegs gekaufte heiße Würstchen hinunter, ehe er den großen Besprechungsraum in der Polizeistation Nacka betrat. Die Fenster waren mit weißen Adventssternen geschmückt, aber die Flure strahlten eine öde Feiertagsruhe aus, als säße es in den Wänden, dass man an einem solchen Tag hier nichts zu suchen hatte.

Der Alte saß bereits an der Stirnseite des Konferenztisches, flankiert vom jungen Kriminalkommissar Kalle Lidwall und Assistentin Karin Ek. Karin schien es nichts auszumachen, dass sie ihre Weihnachtsruhe so plötzlich hatte unterbrechen müssen, obwohl sie zu Hause einen Mann und drei halbwüchsige Söhne hatte. Ein großer Teller mit selbstgebackenen Luciaschnecken, die nach Safran und Rosinen dufteten, deutete darauf hin, dass sie nicht vorhatte, sich die Weihnachtsstimmung verderben zu lassen.

Neben Karin saß Aram Gorgis, und Thomas nickte dem Kollegen zu, der Ende des Sommers neu in ihr Team gekommen war. Aram war um die Fünfunddreißig, mit sehr dunklem Haar und einer Andeutung von Bartstoppeln. Er war leger gekleidet und trug einen rostroten Strickpullover.

»Wie geht’s?«, sagte Thomas und nahm ihm gegenüber Platz.

»Alles bestens«, erwiderte Aram mit leichtem Akzent, einer Mischung aus Norrköpingdialekt und Assyrisch, und rückte die randlose Brille zurecht. »Übrigens, danke noch mal für den netten Abend neulich.«

»Ich habe zu danken.«

Eine Woche vor Weihnachten waren Aram und seine Frau Sonja bei Thomas und Pernilla zum Essen gewesen. Wie Thomas hatte Aram früher in seiner Freizeit Handball gespielt, und im Laufe des Herbstes hatten sie sich zusammen ein paar Spiele angesehen.

»Willst du Kaffee?«, fragte Karin und schob Thomas einen Becher zu.

Eigentlich mochte er keinen Automatenkaffee, aber Karin hatte aus einer Thermoskanne eingeschenkt, und der Kaffee roch frisch gebrüht. Hatte sie den auch von zu Hause mitgebracht?

Erik Blom betrat den Raum. Seine Augen waren schmale Schlitze. Er sah etwas verquollen aus, so als hätte er bis eben geschlafen, obwohl es kurz vor vier Uhr nachmittags war.

Margit sah ihn prüfend an.

»Alles klar bei dir?«

Erik zuckte die Schultern und setzte sich.

Der Alte streckte die Hand nach dem Kuchenteller aus, zog sie aber wieder zurück, was ihm sichtlich schwerfiel.

Die Gesundheitsprüfung im Herbst war bedenklich ausgefallen, wie Thomas wusste. Sein Vorgesetzter war ernsthaft gewarnt worden: Wenn er seine Gewichtsprobleme und den hohen Blutdruck nicht in den Griff bekäme, würde er seinen anstehenden sechzigsten Geburtstag kaum erleben. Die hochrote Gesichtsfarbe und der enorme Bauch, der über den Hosenbund quoll, sagten alles.

Der Chef des Ermittlungsdezernats starrte noch einen Moment düster auf den Kuchenteller, ehe er in die Runde blickte.

»Danke, dass ihr alle so schnell gekommen seid. Wie ihr euch denken könnt, hat dieser Fall höchste Priorität.«

Er stieß einen kehligen Laut aus, eine Mischung aus Seufzer und müdem Räuspern.

»In der Pressestelle laufen schon die Telefone heiß. Eine bekannte Journalistin, die unter mysteriösen Umständen ausgerechnet auf Sandhamn zu Tode kommt. Und das auch noch an Weihnachten, wenn Nachrichtenflaute herrscht. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«

Thomas stimmte ihm in Gedanken zu. Es würde einen riesigen Medienrummel geben.

»Margit«, sagte der Alte. »Fang du mit den Hintergrundinformationen an, dann kann Thomas, der draußen vor Ort war, daran anschließen.«

Margit stellte ihren schon leeren Kaffeebecher ab.

»Kalle und ich haben ein paar Recherchen zu Jeanette Thiels angestellt, so viel, wie wir in der kurzen Zeit schaffen konnten. Sie ist dreiundfünfzig und wohnt in Stockholm, genauer gesagt auf Södermalm in der Fredmansgatan. Die Wohnung liegt in der Nähe vom Mariatorget. Sie war seit vielen Jahren freiberufliche Journalistin und hat überwiegend für den Expressen gearbeitet, aber auch für die seriösen Tageszeitungen.«

»Hat sie nicht auch Bücher geschrieben?«, warf Karin ein. »Ich glaube, sie hat neulich im Frühstücksfernsehen darüber gesprochen. Auf mich wirkte sie ziemlich resolut, beinahe herrisch.«

»Inwiefern?« Margit verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Ihre kurz geschnittenen roten Haare standen nach allen Seiten ab, sie hatte sich nicht gekämmt, nachdem sie die Mütze abgenommen hatte.

Karin verstummte.

»Ach, nur so«, murmelte sie und fingerte am Deckel der Thermoskanne.

»Es ist richtig, dass sie auch Autorin war«, sagte Margit trocken. »Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und sogar einen Preis erhalten, für ein Buch über die Situation der Kriegsgefangenen auf dem Balkan.«

»Wie sehen ihre Familienverhältnisse aus?«, fragte der Alte. »War sie verheiratet?«

»Nein. Geschieden, schon seit einer ganzen Weile. Aber es gibt eine Tochter, Alice, geboren neunzehnhundertfünfundneunzig.«

Im selben Jahr wie Noras Adam, dachte Thomas. Ein Teenager.

»Wissen wir, wo die Tochter ist?«, fragte Karin.

»Vermutlich beim Vater, sie ist bei ihm in Vaxholm gemeldet, und er hat das alleinige Sorgerecht.«

Eine Falte erschien auf Karins Stirn.

»Sie haben sich das Sorgerecht nicht geteilt?«

Margit blätterte in einem Stapel Computerausdrucke, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Auf einigen klebten gelbe und rosafarbene Haftnotizen.

»Ihr Exehemann heißt Michael Thiels und hat, wie gesagt, das alleinige Sorgerecht. Er ist zweiundfünfzig und Angestellter bei Ericsson. Arbeitet in der Produktentwicklung und hat seinen Arbeitsplatz in Kista.«

»Wir müssen ihn und die Tochter so schnell wie möglich über den Tod von Jeanette informieren«, sagte der Alte.

Thomas nickte.

»Wir fahren hin, sobald wir hier fertig sind.«

Er wechselte einen Blick mit Margit.

Eine Todesnachricht zwei Tage nach Heiligabend, das war hart. Für die Tochter würde Weihnachten nun immer mit dem Tod der Mutter verbunden sein.

Für einen Moment sah er Elin vor sich. Die Begeisterung, mit der sie ihre Geschenkpäckchen betatscht hatte, faszinierter vom Glanzpapier als vom Inhalt.

Margit fuhr fort:

»Ich habe mit der Rechtsmedizin über die Obduktion gesprochen. Soweit ich herausgehört habe, könnte Sachsen wohl demnächst mit der Untersuchung anfangen. Jedenfalls ist er über Weihnachten nicht verreist.«

»Deine Einschätzung?«

»Ich denke, es wird sicher ein paar Tage dauern, bis uns die Ergebnisse vorliegen.«

Thomas warf einen Blick auf die Fotos an der großen Weißwandtafel. Darunter war eine Porträtaufnahme von Jeanette, deutlich vorteilhafter als das steife Foto auf dem Führerschein, den er in ihrem Portemonnaie gefunden hatte.

Dieses hier sah aus wie ein Pressefoto. Sie hatte die Arme verschränkt und blickte mit ernstem Gesicht direkt in die Kamera, eine engagierte Reporterin aus Leidenschaft. Die dicken graumelierten Haare waren kinnlang. Um den Hals trug sie eine schmale Kette. Es musste windig gewesen sein, als das Foto gemacht wurde, denn der Pony war ein bisschen verweht.

Neben dem Porträt hingen Bilder vom Fundort, aufgenommen aus verschiedenen Perspektiven. Der Fotograf hatte es geschafft, Kontraste und Schatten herauszuarbeiten, trotz des Gegenlichts, als die Sonne durch die Wolkendecke brach.

Bleiche Haut auf weißem Schnee.

Diesmal begegnete Jeanette dem Betrachter mit geschlossenen Augen, das farblose Gesicht so starr, dass es einer Maske aus Wachs glich.

Der Alte erhob sich und ging zum Whiteboard. Er griff nach einem Stift und schrieb mit großen Buchstaben MORD? an die Tafel.

»Wenn ich das richtig verstanden habe, gab es am Fundort keine Hinweise, dass sie tatsächlich ermordet worden ist«, sagte er und sah Thomas an.

»Nein, aber in ihrem Hotelapartment sah es definitiv nach einem Verbrechen aus«, erwiderte Thomas. »Jemand hat ihre gesamten Sachen durchwühlt, das Wohnzimmer war ein einziges Chaos.«

Er zeigte auf eine Nahaufnahme vom Gesicht der Toten. Unter dem Kinn war ein dunkler Schatten zu erkennen, und auf der Unterlippe klebte etwas Schwarzes.

»Sandra Ahlin sagt, dass sie sich übergeben hat, bevor sie starb. Gewaltig erbrochen, wie sie es nannte.«

»Besteht da ein Zusammenhang mit ihrem Tod? Was meint Ahlin?«

»Sie konnte nichts dazu sagen, das wird die Obduktion zeigen. Im Moment wissen wir nicht, ob sie erfroren oder durch Fremdeinwirkung ums Leben gekommen ist und im Schnee zurückgelassen wurde. Wir wissen nicht einmal, ob sie am Fundort gestorben ist oder ob jemand sie dort abgelegt hat. Aber ihr Körper weist keine äußerlich sichtbaren Verletzungen auf.«

»Um welche Tageszeit ist sie gestorben?«, fragte Aram.

»Das lässt sich wegen der Kälte schwer sagen. Aber sie war fast vollständig mit Schnee bedeckt, und es hat in der Nacht zum ersten Feiertag aufgehört zu schneien.«

»Also kann sie einen ganzen Tag lang da draußen gelegen haben«, konstatierte Aram und nahm noch eine von Karins Luciaschnecken.

Der Alte seufzte neidisch.

»Ja«, bestätigte Thomas. »Nach Angaben der Hotelrezeption hat sie Heiligabend gegen sechzehn Uhr eingecheckt. Sie hatte sich fürs Weihnachtsbüffet im Restaurant angemeldet, aber niemand hat Jeanette nach sechzehn Uhr gesehen. Das heißt, wir reden hier über eine Zeitspanne von gut vierzig Stunden. Das hilft uns nicht viel weiter.«

Der Alte holte einen grünen Apfel aus der Tasche und betrachtete ihn voller Abscheu, ehe er hineinbiss.

»Ach, noch was«, fuhr Thomas fort. »Wir haben in ihrem Apartment keinen...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2015
Reihe/Serie Thomas Andreasson ermittelt
Thomas Andreasson ermittelt
Übersetzer Dagmar Lendt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 6. Fall • Andreasson • Beim ersten Schärenlicht • Die Toten vom Sandhamn • Ermittlung • Fähre • Frau • Hotel • I farans riktning • Insel • Inselgruppe • Jugendfreundin • Kommissar • Kommissar Andreasson • Kommissar Thomas Andreasson • Krimi • Kriminalkommissar • Kriminalroman • Krimireihe • Krimi-Reihe • Mörderische Schärennächte • Mord im Mittsommer • Nora Linde • Reihe • Sandhamn • Schären • Schärengarten • Schärensommer • Schweden • Schwedenkrimi • Schweden-Schären • sechster Fall • Serie • Stockholm • Stockholmer Schärengarten • Thomas Andreasson • Tod im Schärengarten • Tödlicher Mittsommer • Tot • TV Serie • Viveca Sten • Weihnachten • Weihnachtsmord auf Sandhamn
ISBN-10 3-462-30923-4 / 3462309234
ISBN-13 978-3-462-30923-2 / 9783462309232
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