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Dralle Drachen - Terry Pratchett

Dralle Drachen

und andere Stories vom Schöpfer der Scheibenwelt

(Autor)

Buch | Hardcover
304 Seiten
2015
Piper (Verlag)
978-3-492-70347-5 (ISBN)
CHF 23,75 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
    keine Neuauflage
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Terry Pratchetts Schriftstellerkarriere begann früh - bereits mit sechzehn Jahren schrieb er Erzählungen.

Die besten Stories aus dieser Zeit werden nun erstmals veröffentlicht: Drachen in Kochtöpfen, langweilige Ritter, Baby-Schneemenschen, Tümpelmonster sowie die legendären Teppichvölker spielen die Hauptrollen in dieser farbig illustrierten Sammlung feinsten Humors.
In diesen bislang unveröffentlichten Erzählungen führt Scheibenwelt-Schöpfer Terry Pratchett in turbulente Welten:
Ob sich König Arthur einer drallen Dracheninvasion erwehren muss, die Schildkröte Hercules zu einer Expedition in den unbekannten Garten aufbricht, sich zwei Königreiche auf einer Staubflocke bekriegen oder die Teppichvölker aus dem gleichnamigen Kultroman zu neuen Abenteuern aufbrechen - mit dem unverwechselbaren Humor Terry Pratchetts und den irrwitzigen Farbillustrationen des britischen Künstlers Mark Beech begeistert dieser Band junge und junggebliebene Leser.

Terry Pratchett, geboren 1948, fand im zarten Alter von 13 Jahren den ersten Käufer für eine seiner Geschichten. Der kleine Mann mit dem großen schwarzen Schlapphut zählte zu den erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und ist einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt. Seit 1983 schrieb er Scheibenwelt-Romane. Er war zweifellos der Autor mit dem skurrilsten ehemaligen Beruf: Terry Pratchett war jahrelang Pressesprecher für fünf Atomkraftwerke beim Central Electricity Generating Board. Nach eigener Auskunft hatte er nur deshalb noch kein Buch darüber geschrieben, weil es ihm ja doch keiner glauben würde. Seinen Sinn für Realsatire hat der schrille Job jedenfalls geschärft. Von seinen Scheibenwelt-Romanen wurden weltweit rund 75 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 37 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur wurde ihm sogar die Ritterwürde verliehen. Umgeben von den modernsten Computern (und so durch ein Stück Schnur mit dem Rest der Welt verbunden) lebte Terry Pratchett mit seiner Frau Lyn bis zu seinem Tode 2015 in der englischen Grafschaft Wiltshire.

Andreas Brandhorst, 1956 im norddeutschen Sielhorst geboren, schrieb bereits in jungen Jahren phantastische Erzählungen für deutsche Verlage. Andreas Brandhorst lebt als freier Autor und Übersetzer in Norditalien.

"Gelungene Frühwerksammlung des Scheibenwelterfinders", phantastik-couch.de, 30.11.2015

Vorwort Da ist ein Planet. Sehen Sie, wie er sich im Weltall dreht . . . Wir zoomen ihn heran und erkennen ein kleines Land in der nördlichen Hemisphäre – Großbritannien. Näher, noch etwas näher . . . und westlich von London sehen Sie die Grafschaft Buckinghamshire mit kleinen Dörfern und kurvenreichen Landstraßen. Wenn Sie in der Zeit zurückkehren könnten, in die Mitte der Sechzigerjahre, sähen Sie einen jungen Burschen, der mit Notizbuch und Kugelschreiber in der ­Tasche auf einem Motorrad über eine dieser Straßen fährt. Der junge Bursche bin ich. Ein Reporter für die Bucks Free Press mit dem Auftrag, über lokale Ereignisse zu berichten. Wenn ich Glück hatte, ging es um ein Dorffest. Sie wissen schon, etwas in der Art von : Männer, die Wiesel durch ihre Hosenbeine krabbeln lassen ; Leute, die in einem Eimer nach Fröschen angeln ; ein Käse, der allzu schnell den Hügel hinunterrollt . . . Es machte damals viel Spaß. Und mittendrin brachte ich mir das Schreiben bei, indem ich so viele Bücher las, wie ich aus der Bücherei nach Hause tragen konnte. Ich begann damit, eigene Geschichten zu schrei­ben, Geschichten für junge Leser, die jede Woche in der Zeitung erschienen. Die Geschichten in diesem Buch sind eine Auswahl davon. Es geht darin um Drachen und Zauberer, um Stadträte und Bürgermeister, um eine abenteuerlustige Schildkröte und ein Ungeheuer in einem See, außerdem um zahlreiche spitze Hüte und Zauberformeln, von denen manche sogar das tun, was man von ihnen erwartet. Einige dieser frühen Geschichten habe ich später für meinen ersten Roman verwendet : Die Teppichvölker. Also, blättern Sie weiter und lesen Sie die Geschichten, die ich als Teenager geschrieben habe, zum größten Teil so, wie sie zum ersten Mal erschienen sind. Obwohl mein erwachsenes Selbst an einigen Stellen kleine Details verändert hat : hier ein zusätzliches Wort, dort eins weniger, die eine oder andere Fußnote, wo sie angebracht war . . . Und das alles, weil der jüngere Mann damals noch nicht so klug war, wie er später werden sollte. Doch der naive junge Mann auf dem Motorrad und der Erwachsene mit dem schwarzen Hut und dem Bart sind dieselbe Person, und unser größter Wunsch war es immer, für Menschen zu schreiben, die alt genug sind, um zu verstehen. Und die Phantasie haben . . . Terry Pratchett, Wiltshire, 2014

Dralle Drachen Zur Zeit von König Artus gab es keine Zeitungen, nur Ausrufer, die umhergingen und aus vollem Hals Neuigkeiten verkündeten. König Artus saß eines Sonntagmorgens im Bett und aß ein Ei, als der Ausrufer hereinkam. Eigentlich waren es sogar mehrere : ein Mann, der die Bilder malte, ein Narr für die Witze und ein kleiner Mann in Strumpfhose und Turnschuhen, »Sportseite« genannt. »DRACHEN ÜBERFALLEN DIE BRÖCKELNDE BURG !«, rief der Ausrufer – das war die Schlagzeile – und fügte dann nicht ganz so laut hinzu : »Alle Einzelheiten auf Seite neun.« König Artus senkte erstaunt den Löffel. Drachen ! Alle Ritter waren unterwegs, um irgendwo Heldentaten zu vollbringen, abgesehen von Sir Lancelot – der machte in Frankreich Urlaub. Der Neunte Knappe eilte schnaufend und keuchend herbei und stieß außer Atem hervor : »Tausende fliehen um ihr Leben, während grüne Drachen bei der Bröckelnden Burg alles in Schutt und Asche legen . . . « »Was unternimmt König Artus dagegen ?«, rief der Leitartikelausrufer wichtigtuerisch. »Wofür bezahlen wir unsere Steuern ? Die Bürger von Camelot verlangen sofortige Maßnahmen . . . « »Wirf sie raus und gib jedem einen Groschen !«, erklärte der König dem Diener. »Und ruf die Wache !« Später am Tag trat er auf den Hof. »Also gut, Männer«, sagte er. »Ich brauche Freiwillige . . . « Er rückte seine Brille zurecht. Die einzige andere Person auf dem Hof war ein junger Bursche, der ein viel zu weites Kettenhemd trug. »Ralph meldet sich zur Stelle, Sire !«, sagte der junge Mann und salutierte. »Wo sind die anderen ?« »Tom, John, Ron, Fred, Bill und Jack sind krank«, sagte Ralph und zählte an den Fingern ab. »Williams, Bert, Joe und Albert haben Urlaub. James besucht seine Oma. Rupert ist auf der Jagd. Und Eric . . . « »Na schön«, sagte der König. »Ralph, was hältst du davon, die Bröckelnde Burg zu besuchen ? Hübsche Gegend, gutes Essen, ein paar Drachen, die es zu töten gilt. Du kannst meine Ersatzrüstung nehmen. Dürfte dir ein bisschen zu groß sein, aber dafür ist sie ziemlich dick . . . « Und so brach Ralph mit seinem Esel auf, ritt über die Zugbrücke und verschwand hinter den Hügeln. Als er außer Sicht war, nahm er die Rüstung ab, versteckte sie hinter einer Hecke – sie quietschte und war viel zu heiß – und zog Alltagskleidung an. Hoch oben auf einem bewaldeten Hügel saß ein Reiter in pechschwarzer Rüstung auf seinem pechschwarzen Pferd und beobachtete, wie der junge Bursche unten vorbeiritt. Schließlich trieb er sein Ross an und folgte ihm. »Halt, im Namen des Freitagsritters !«, rief er mit tiefer Stimme und hob sein Schwert. Ralph blickte sich um. »Entschuldigt, Sir«, sagte er. »Ist dies die richtige Straße zur Bröckelnden Burg ?« »Nun, äh, ja, das ist sie«, erwiderte der Ritter ein wenig verlegen. Dann erinnerte er sich daran, dass er ein großer böser Ritter war, und er sagte mit hohler Stimme : »Doch zuerst musst du gegen mich kämpfen.« Ralph blickte erstaunt auf, als sich der schwarze Ritter von seinem schwarzen Ross schwang und mit erhobenem Schwert auf ihn zukam. »Ergib dich !«, rief der Ritter. Dann geriet er mit dem Fuß in ein Kaninchenloch und stürzte mit lautem Geklapper und Geschepper – es klang nach einer Explosion in einer Blechfabrik. Rüstungsteile flogen umher. Es folgten einige stille Sekunden, bevor sich wie von allein der Helm abschraubte. Zum Vorschein kam jemand, der recht schmächtig zu sein schien. Jedenfalls hatte der Mann in der Rüstung einen ziemlich kleinen Kopf. »Entschuldigung«, sagte der schwarze Ritter. »Kann ich es noch einmal versuchen ?« »Natürlich nicht !« Ralph zog sein rostiges Schwert. »Ich habe gewonnen. Du bist als Erster gefallen. Es ist nicht einmal Freitag, du hast also den falschen Namen. Ich nenne dich Habverloren – wenn du dich mit diesem Namen vorstellst, sagst du die Wahrheit. Du bist mein Gefangener !« Es rasselte in der Rüstung, und dann kletterte Habverloren aus einer Luke im Rücken. Seine überaus imposante schwarze Rüstung war dreimal so groß wie er. Ralph setzte den Weg zur Bröckelnden Burg auf dem Rücken seines Esels fort, gefolgt vom Freitagsritter Habverloren auf seinem großen schwarzen Streitross. Nach einer Weile wurden sie recht freundlich miteinander, denn Habverloren kannte viele Witze und sang recht gut. Bevor er Ritter geworden war, hatte er in einem Zirkus gearbeitet. Am nächsten Tag begegneten sie einem Zauberer, der auf einem Meilenstein saß und ein Buch las. Er trug die »Uniform« eines Zauberers : einen langen weißen Bart, einen hohen spitzen Hut, ein Nachthemd mit seltsamen Zeichen und Symbolen sowie weiche Stiefel. Die Stiefel hatte er ausgezogen, und seine Füße steckten in roten Socken. »Entschuldige bitte, Herr«, sagte Ralph betont höflich, denn man musste vorsichtig sein, wenn man mit Zauberern sprach. »Ist dies der Weg zur Bröckelnden Burg ?« »Blitz und Donner ! Ja«, sagte der Zauberer und klappte das Buch zu. »Was dagegen, wenn ich mitkomme ? Ich kenne da einige Antidrachenzauber, die ich gern ausprobieren würde.« Er nannte seinen Namen – Fossfiddle – und erklärte, er hocke am Straßenrand, weil seine magischen Siebenmeilenstiefel kaputt seien. Er deutete auf die beiden hohen braunen Stiefel neben dem Meilenstein. Magische Stiefel sind äußerst praktisch, denn man kann mit ihnen beliebig weit gehen, ohne zu ermüden. Doch Fossfiddles Exemplare mussten offenkundig repariert werden. Sie beratschlagten, und da Fossfiddle etwas von Magie, Habverloren etwas von Stiefeln und Ralph etwas vom Gehen verstand, gelang es ihnen binnen kurzer Zeit, die Stiefel in Ordnung zu bringen. Fossfiddle zog sie an und stapfte neben Ralphs Esel einher. Die Landschaft ringsum wurde immer trostloser, und schwarze Berge ragten zu beiden Seiten auf. Graue Wolken schoben sich vor die Sonne, und ein kalter Wind wehte. Die drei Reisenden setzten den Weg fort und erreichten eine Höhle, verborgen in einer Ansammlung von Dornbüschen. »Wir könnten ein Feuer brauchen«, sagte Ralph. »Nichts leichter als das.« Fossfiddle murmelte einige Worte, und es erschienen : ein seltsamer Glaskolben, ein kleiner Hut, eine Banane und ein Kerzenhalter aus Messing. Er war nicht unbedingt ein schlechter Zauberer – er brachte die Dinge nur durcheinander. Und er ahnte nicht, dass der sonderbare Glaskolben seiner Zeit sechshundert Jahre voraus war. Sie nahmen Platz, nachdem Habverloren ein Feuer entzündet hatte, und es dauerte nicht lange, bis Ralph und Fossfiddle einschliefen. Doch Habverloren glaubte, etwas zu hören. Ein Zweig knackte im Gebüsch. Etwas kroch auf sie zu. Habverloren nahm sein Schwert und schlich zu den Büschen. Etwas bewegte sich dort, etwas mit ziemlich großen Füßen. Es war sehr dunkel, und irgendwo schrie eine Eule. »Gib auf !«, rief Habverloren und sprang in die Büsche. Damit weckte er Ralph und Fossfiddle, und als sie aus dem Gebüsch Geräusche hörten, die auf einen Kampf hindeuteten, eilten sie dem kleinen Ritter zu Hilfe. Fünf Minuten lang wurden Schwerter geschwungen, und gelegentlich ertönte ein Fluch, wenn jemand auf Dornen trat. Es war so dunkel, dass niemand wusste, ob sich etwas von hinten näherte. Deshalb rannten alle im Kreis, weil jeder den Rücken frei haben wollte. »Ich habe den Burschen !«, rief Habverloren und warf sich auf etwas Dunkles. »Das bin ich !«, erklang Fossfiddles gedämpfte Stimme aus dem Laubhaufen. Während dieses Durcheinanders kroch etwas Kleines aus den Büschen und wärmte sich am Feuer die Füße. Dann durchsuchte es die Rucksäcke und verspeiste Fossfiddles Frühstück für den nächsten Tag. »Und ich sage euch, ich habe etwas gehört«, brummte Habverloren, als er mit Fossfiddle und Ralph dornenzerkratzt aus den Büschen trat. »Seht nur, da ist es !« »Es ist ein Drache !«, rief Fossfiddle. »Aber ein ziemlich kleiner«, sagte Ralph. Der grüne Drache war nur etwa so groß wie ein kleiner Kessel und hatte sehr große Füße. Er blickte zu ­ihnen hoch, schniefte leise und brach in Tränen aus. »Vielleicht hat ihm mein Frühstück nicht geschmeckt«, sagte Fossfiddle mit einem Blick auf seinen Rucksack. »Was fangen wir mit ihm an ?«, fragte Ralph. »Sehr gefährlich sieht er nicht aus.« »Na, du kleiner Kerl, hast du vielleicht deine Mami verloren ?«, gurrte Habverloren, sank auf Hände und Knie und lächelte. Der kleine Drache wich zurück und zischte. Eine Rauchwolke trieb dem Ritter entgegen. Habverloren kam mit Kindern nicht sonderlich gut zurecht, von kleinen Drachen ganz zu schweigen. Schließlich bereiteten sie dem Drachen in einem Kochtopf ein Bett, legten den Deckel darauf, machten es sich neben dem Feuer bequem und schliefen ein.

Erscheint lt. Verlag 13.4.2015
Illustrationen Mark Beech
Übersetzer Andreas Brandhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dragons at Crumbling Castle
Maße 138 x 220 mm
Gewicht 570 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy • Fantasy; Humor • Fantasy; Kinder-/Jugendliteratur • Pratchett Illustrationen • Scheibenwelt • Teppichvölker
ISBN-10 3-492-70347-X / 349270347X
ISBN-13 978-3-492-70347-5 / 9783492703475
Zustand Neuware
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