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Ein Literaturverzeichnis erstellen: praktische Tipps und Vorlagen

Wissenschaftliches Arbeiten: ein Literaturverzeichnis erstellen Wer eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, kommt nicht darum herum, ein Literaturverzeichnis zu erstellen. Quellen müssen genannt und belegt werden und die genutzte Literatur muss dokumentiert werden. Alles, was nicht originär vom Verfasser der Arbeit stammt, muss erfasst werden. Wie aber listet man Artikel aus Fachzeitschriften korrekt auf? Wie verzeichnet man einen Aufsatz aus einem Sammelband oder einen Online-Artikel? Für all diese Fälle gibt es Regeln, an die man sich tunlichst halten sollte.

Was gehört ins Literaturverzeichnis?

Grundsätzlich muss jede wissenschaftliche Quelle, auf die in der Arbeit Bezug genommen wird, ins Literaturverzeichnis aufgenommen werden. Die Literaturangaben gehören entweder ans Ende oder an den Anfang der Arbeit und müssen absolut einheitlich und vollständig verfasst sein. Dies ist besonders wichtig, damit keine Plagiatsvorwürfe aufkommen können.

Die richtige Gliederung

Gegliedert wird jedes Literaturverzeichnis alphabetisch und zwar nach den Familiennamen der Autoren. Sollte derselbe Autor mehrfach vorkommen, orientieren Sie sich am Erscheinungsdatum und ordnen die Publikationen chronologisch (die älteste zuerst). Je nachdem, ob Sie ein Buch, einen Aufsatz aus einem Sammelband oder aus einer Fachzeitschrift auflisten, gehören verschiedene Angaben ins Literaturverzeichnis.

Nicht selten gibt es Sonderwünsche der einzelnen Lehrstühle, wie zum Beispiel das Aufteilen des Literaturverzeichnisses nach der Art der Quelle. So würden beispielsweise Zeitschriften, Bücher und Aufsätze eine jeweils eigene alphabetische Auflistung bekommen. Ob das der Fall ist, erfragen Sie am besten bei Ihrem Dozenten.

Verschiedene Systeme je nach Fakultät

Oft haben die einzelnen Fakultäten verschiedene Regeln für das Anlegen eines Literaturverzeichnisses. So orientieren sich zum Beispiel Mediziner am Vancouver-System, während Geisteswissenschaftler meist das Harvard-System nutzen. Im Zweifel fragen Sie bei Ihrem Dozenten nach!

Das Vancouver-System einige Beispiele

Im Vancouver-System listen Sie Bücher wie folgt auf: Murray PR, Rosenthal KS, Kobayashi GS, Pfaller MA. Medical microbiology. 4th ed. St. Louis: Mosby; 2002. Handelt es sich um deutsche Literatur, wird aus der 4th ed. die 4. Aufl.

Auch wenn Sie nur einen Aufsatz aus einem Sammelband und nicht das ganze Buch auflisten, müssen Sie Herausgeber, Titel und Erscheinungsdatum des Buches dennoch nennen. Schreiben Sie zum Beispiel: Meltzer PS, Kallioniemi A, Trent JM. Chromosome alterations in human solid tumors. In: Vogelstein B, Kinzler KW, editors. The genetic basis of human cancer. New York: McGraw-Hill; 2002. p. 93-113. Bei deutscher Literatur schreiben Sie statt editors Hrsg. und statt p. 93-113 S. 93-113.

Eine Doktorarbeit wird mit dem Zusatz Dissertation (Abk. Diss.) als solche kenntlich gemacht: Borkowski MM. Infant sleep and feeding: a telephone survey of Hispanic Americans [dissertation]. Mount Pleasant (MI): Central Michigan University; 2002.
Häufig werden nicht nur Bücher und Aufsätze, sondern auch aktuelle Artikel aus Fachzeitschriften für wissenschaftliche Arbeiten genutzt. In diesem Fall müssen Sie die Zeitschrift, den Jahrgang und das Heft nennen, damit der Artikel für andere auffindbar ist: Rose ME, Huerbin MB, Melick J, Marion DW, Palmer AM, Schiding JK, et al. Regulation of interstitial excitatory amino acid concentrations after cortical contusion injury. Brain Res. 2002;935(1-2):40-6.
Grundsätzlich gilt übrigens: Bei bis zu 6 Autoren eines Artikels werden alle Schreiber namentlich genannt. Bei mehr als 6 Autoren schreiben Sie nach den ersten 6 nur noch et al. Das gilt für Zeitschriftenartikel ebenso wie für Literatur.

Zitieren aus dem Internet

Haben Sie für Ihre Arbeit Webseiten oder Online-Journale genutzt, müssen Sie neben Autor und Titel auch das Datum des letzten Zugriffs kenntlich machen. Denn nichts ist so schnelllebig wie das Internet: Cancer-Pain.org [Internet]. New York: Association of Cancer Online Resources, Inc.; c2000-01 [updated 2002 May 16; cited 2002 Jul 9]. Available from: http://www.cancer-pain.org/ Bei einem deutschen Literaturverzeichnis wird aus updated das Update vom..: und aus cited wird abgerufen am.... Auch available from...: ändert sich zu: Verfügbar unter....

Der Digital Object Identifier

Greifen Sie über das Internet auf wissenschaftliche Zeitschriften zu, müssen Sie den sogenannten Digital Object Identifier (DOI) angeben. Dieser steht dann statt Webadresse und Abrufdatum und identifiziert den Artikel ganz ähnlich wie die ISBN-Nummer eines Buches. DOIs haben immer die Form 10.Verlagsnummer/ID.

Aufgelistet wird ein solcher Artikel mit DOI wie folgt: Trimmel M, Burger M, Langer G, Trimmel K. Treatment of fear of flying: behavioral, subjective, and cardiovascular effects. Aviat Space Environ Med. 2014;85(5) ,550-62. DOI: 10.3357/ASEM.3821.2014. Achten Sie gerade beim Zitieren aus dem Internet unbedingt auf die Qualität und Seriosität Ihrer Quellen. So sind zum Beispiel Wikipedia-Artikel im allgemeinem nicht zitierfähig.

Das Harvard-System

Unter Geisteswissenschaftlern wie Juristen, Historikern und vielen anderen Fakultäten ist eine etwas andere Form des Literaturverzeichnisses gebräuchlich. Oft wird hier einfach eine alphabetische Auflistung aller genutzten Quellen gefordert, ohne dass eine Aufteilung nach Büchern, Aufsätzen oder Dissertationen vorgenommen werden muss.

Bücher, Aufsätze, Internetquellen

Im Harvard-System werden Bücher üblicherweise nach folgendem Muster gelistet: Familienname, Vorname: Titel. Untertitel, Auflage Erscheinungsjahr.
Das sieht zum Beispiel so aus: Looschelders, Dirk: Schuldrecht. Allgemeiner Teil, 10. Aufl. 2012.
Möchten Sie einen Aufsatz aus einem Sammelband aufführen, nennen Sie neben dem Namen des Autors und dem Titel des Aufsatzes auch alle bibliographischen Angaben des Sammelbandes, damit dieser auffindbar ist. Am Ende folgt die Seitenangabe: Pernice, Ingolf: Zukunft des Europarechts - Zwischen Revolution und Alltag, in: Grundmann, Stephan, Festschrift 200 Jahre Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Geschichte, Gegenwart und Zukunft, 2010, 1361-1376.
Aufsätze in Fachzeitschriften werden mit Seitenzahlen und der Angabe des Jahrgangs versehen: Looschelders, Dirk: "Unmöglichkeit" und Schadensersatz statt der Leistung, JuS 2010, 849-856.
Internetquellen erfordern die Adresse sowie das Datum des Zugriffs bei der Recherche: Gesellschaft für Rechtsvergleichung e.V., http://www.gfr.jura.uni-bayreuth.de/de/index.html (3.7.2012)

Urteile

In juristischen Arbeiten ist das Aufführen von Urteilen meist unerlässlich. Gerichtsentscheidungen sind in amtlichen Entscheidungssammlungen zusammengefasst und werden wie folgt aufgeführt: BGHZ 202, 258, 260.
Dabei wird zuerst die Entscheidungssammlung genannt, dann der Band, die Anfangsseite und am Ende die Seite, von der das Zitat stammt.

Möchten Sie das Urteil aus einer Zeitschrift zitieren, geben Sie zuerst das Gericht an, dann die Zeitschrift, in der Sie das Urteil gelesen haben: BGH, ZIP 2014, 1869, 1870.

Fazit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Literaturverzeichnis aufzubauen und oft hat der Dozent seine eigene Vorstellung davon, an welche Stelle ein Punkt, ein Doppelpunkt oder ein Komma gehört. Wichtig für korrektes wissenschaftliches Arbeiten ist aber immer das lückenlose Erfassen aller für die Arbeit genutzten Literatur und aller Quellen. Geben Sie alles an, was nicht von Ihnen selbst stammt.

Zum wissenschaftlichen Arbeiten gehört auch, es mit der Form des Literaturverzeichnisses ganz genau zu nehmen. Halten Sie die einmal gewählte Systematik durch und achten Sie darauf, dass jeder Punkt an der richtigen Stelle sitzt.
Die meisten Fakultäten geben Anleitungen zum korrekten Zitieren oder generell zum wissenschaftlichen Arbeiten heraus. Erkundigen Sie sich dort oder in Ihrer Fachschaft, so stellt das Literaturverzeichnis keinen Stolperstein dar. Planen Sie auch genug Zeit für solche Formalia ein, damit Sie am Ende der Arbeit nicht unnötig ins Schwitzen geraten.

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